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SCHWEINFURT
Harmonische Klangabenteuer
Nicht alltägliche Klangmischungen präsentierten der aus Kuba stammende Gitarrist Alfredo Hechavarria und Petra Eisend an den Handpans.
Foto: Josef Lamber | Nicht alltägliche Klangmischungen präsentierten der aus Kuba stammende Gitarrist Alfredo Hechavarria und Petra Eisend an den Handpans.
Manfred Herker
 |  aktualisiert: 02.04.2019 10:22 Uhr

Mit der Schweinfurter Perkussionistin Petra Eisend und dem aus Kuba stammenden Gitarristen Alfredo Hechavarria trafen sich am Samstag zwei absolute Liebhaber der Harmonie in der gut besuchten Disharmonie. Wohlklang war angesagt, dazu nicht alltägliche Klangmischungen, die sich aus dem Zusammenspiel von Gitarre und Petra Eisends Handpans ergaben. Das Publikum war begeistert.

Faszinierendes Instrument

Petra Eisend ist seit 30 Jahren erfolgreich als Perkussionistin in verschiedenen Formationen unterwegs, vor allem an Djembe und Congas. Seit 2015 aber gilt ihre große Liebe der Handpan. Vor dem Konzert erklärte sie mir diese auf der Bühne aufgebauten Instrumente. Sie bestehen aus zwei zusammen geschweißten Stahlblechschalen: Aus einem Oberteil mit einer Kuppel in der Mitte und sieben oder acht kreisförmig darum angeordneten Klangfeldern sowie einem Unterteil mit einem Schallloch. In jedes Klangfeld sind drei Teiltöne eingestimmt, der Grundton, die Oktave und die Duodezime. Petra Eisend schwärmt: „Mit der Handpan ist zugleich ein Melodie-, Rhythmus- und Harmonie-Spiel möglich – ein faszinierendes Instrument.“

Der aus Kuba stammende Alfredo Hechavarria war nach seinem Gitarrenstudium in Havanna viele Jahre als Bassist in bekannten Bands wie der von Isaac Delgado oder Oskar Valdes rund um den Globus unterwegs. Dann fand er mit Clarissa aus Old Germany sein großes Glück, heute lebt Alfredo mit seiner Familie im hessischen Gustavsburg. Seine Kompositionen erinnern ein wenig an europäische Barockmusik oder an klassische südamerikanische Lautenmusik, sind jedoch immer geprägt vom Rhythmus karibischer Musik.

Sphärisch-schwebender Klang

Der sphärisch-schwebende Klang der Handpan in Petra Eisends Solo „Monday Morning“ nimmt das Publikum gleich zu Beginn gefangen. Dazu kommt der „fremdartige“ Höreindruck der Kirchentonarten-ähnlichen Skalen und ihren Tönen. Petra schlägt die Tonfelder an, mit den Fingern, der Hand, dem Handrücken. Manchmal wischt sie nur darüber – immer entstehen neue Tonvariationen. Außerdem beherrscht sie nicht nur einstimmiges Spiel, sondern vermag auch ganze Harmonien erklingen zu lassen. Faszinierend.

Mit drei eigenen Kompositionen stellt sich Alfredo vor: „Corazón del Sur“ (Herz des Südens) gefällt durch sein schönes arioses Thema über bitter-süße Jazzharmonien, „Guajira 1 und 2“ beschreiben Eindrücke aus seiner Kindheit. „New Light“ ist ein musikalisches Begrüßungsgeschenk an Alfredos Sohn Noel. Petra überlässt Alfredo zunächst die Vorstellung des Themas, doch dann entsteht allmählich ein wunderschönes Zusammenspiel dieser so verschiedenen Instrumente. Unisono-Passagen wechseln ab mit behutsamen Gegenmelodien der Handpan-Spielerin. Zusammen ergibt sich ein bezaubernder inniger Klang – das Publikum antwortet darauf mit großem Applaus.

In „Tao“ von Petra Eisend beweist die Künstlerin vollends ihre Meisterschaft auf der Handpan. Durch Filzklöppel ändert sie den Toncharakter, betont das Obertonspektrum, Alfredo ergänzt mit Gitarren-Arpeggien. Die Komposition wechselt zu einem schnelleren Tempo, auch der meditative Charakter wechselt durch perkussives Spiel beider Instrumente zu vorwärts drängenden, fast aggressiven Passagen.

Inspiriert von der Bibel

In einem zweiten Soloblock zeigt Alfredo noch einmal seine stilistische Vielfalt: „Buena Suerte“, „Classical Gas“ von Mason Williams mit virtuosen Läufen und „Milonga“ von Jorge Cardoso. In seiner Komposition „Genesis“ lässt Alfredo sich vom ersten Kapitel der Bibel über die Entstehung der Welt inspirieren und erinnert an das Bibel-Druckverbot in Kuba.

Mit „Growing up“ bringt Petra Eisend einen nachdenklichen Ton in das sommerlich-unbeschwerte Geschehen. Das Stück entstand, während sie einen Angehörigen auf einer Palliativstation begleitete, jeden Besuch mit sanften Handpan-Klängen bereicherte. Dann aber ein fröhliches Finale mit einem interessanten Duett: Eisends „Night of Poetry“ verwoben mit „Fragile“ von Sting. Großer Beifall für einen ganz besonderen Abend, für ein beglückendes Klangerlebnis.

Handpans bestehen aus zwei zusammen geschweißten Stahlblechschalen: aus einem Oberteil mit einer Kuppel in der Mitte und sieben oder acht kreisförmig darum angeordneten Klangfeldern sowie einem Unterteil mit einem Schallloch. In jedes Klangfeld sind drei Teiltöne eingestimmt, der Grundton, die Oktave und die Duodezime.
Foto: Josef Lamber | Handpans bestehen aus zwei zusammen geschweißten Stahlblechschalen: aus einem Oberteil mit einer Kuppel in der Mitte und sieben oder acht kreisförmig darum angeordneten Klangfeldern sowie einem Unterteil mit einem ...
 
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