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SCHWEINFURT
Happy End für jahrelang getrennte Familie
Glücklich vereint: Abdullbasir, Maryam und Töchterchen Sara Satari, eingerahmt von Asylberater Josef Holzheimer (rechts) und Dolmetscher Aghbar Rezwan. der vor Jahren selbst aus Afghanistan geflüchtet ist und bald nach Lehre bald ein Studium beginnen will.
Foto: Hannes Helferich | Glücklich vereint: Abdullbasir, Maryam und Töchterchen Sara Satari, eingerahmt von Asylberater Josef Holzheimer (rechts) und Dolmetscher Aghbar Rezwan.
Von unserem Redaktionsmitglied Hannes Helferich
 |  aktualisiert: 15.12.2015 11:45 Uhr

Als Abdullbasir Satari vor wenigen Tagen seine Frau Maryam (26) in Frankfurt aus dem Flieger aus Athen steigen sah, an der Hand Sara, da liefen Tränen über seine Wangen und ganz viele Filme ab. Der 29-Jährige sagt, dass das sein zweiter Hochzeitstag war und – obwohl Moslem – heuer das schönste Weihnachtsfest werde. Obwohl Sara den Papa erst nicht erkannte, die am 25. Dezember sechs Jahre alt wird.

Die Afghanen waren 2003, damals 20 und 17 Jahre alt, wegen des „schrecklichen Kriegs“ im Heimatland geflohen. Auf der Odyssee landete das Paar zuletzt in Griechenland, wo sie aber keine Chance auf Asyl sahen. Er flüchtete allein weiter nach Deutschland. Nach „zermürbenden Kampf“ sah er jetzt Frau und Tochter nach fast drei Jahren wieder.

Neben dem andauernden Krieg im Geburtsland gab es einen zweiten Grund für die Flucht: Ihre Familie wollte Abdullbasir als Ehemann mit aller Macht verhindern, im wahrsten Wortsinn: Als ein Bruder der Frau Abdullbasir mit einem Auto überfahren wollte, war das genug. Ein Schlepper brachte sie in die iranische Stadt Shiraz, wo sie zwei Jahre lebten und heirateten.

Wegen Probleme wieder mit der Familie der Frau schlugen sich die Eheleute nach Teheran durch, wo die Tochter 2006 geboren wurde. Abdullbasir ist Schneider, damit bestritten beide ihren Lebensunterhalt.

Mangels Bleibe-Chancen reifte der Plan Europa. Wieder musste die Familie mühsam Erspartes und geliehenes Geld für Schleuser hinlegen, wenngleich die Flucht via Istanbul (Türkei) nach Athen klappte. Nach einem weiteren Jahr war der Familie aber klar, dass auch Griechenland sie nicht will. „Man bekommt keine Unterkunft, keine Papier und keinerlei Zuwendung“, schildert der 29-Jährige. Asylberater Josef Holzheimer legte beim Gespräch einen Bericht der UN-Menschenrechtskommission vor, in dem von Ausländerhass und Perspektivlosigkeit für Flüchtlinge die Rede ist.

Die Eheleute beschlossen schweren Herzens, dass er es alleine versucht, die Familie nach Deutschland nachholt. Wieder mussten Schleuser bezahlt werden. Im Juli 2010 kam er nach Schweinfurt. Erster Gesprächspartner war Holzheimer, der ihm seitdem hilft. Der Asylberater schenkte von Anfang an reinen Wein ein, als er ihm sagte, dass es viel Geduld und Zeit braucht, bis die Familie wieder vereint ist, wenn das überhaupt gelingt.

Richtig aktiv werden konnte Holzheimer erst im April 2011, als nach vielem hin und her das Abschiebungsverbot schriftlich vorlag. Maryam musste nun der Deutschen Botschaft in Athen klar machen, dass sie die Frau und Sara die Tochter des in Schweinfurt lebenden Abdullbasir ist, was nicht leicht war, weil auf den Fluchten wichtige Papiere verloren gingen.

Mit Hilfe einer ökumenischen Beratungsstelle in Athen, die mit Holzheimer im Dauer-Email-Kontakt stand, kam nach erneut zähem Ringen – Holzheimer beschreibt das als „oft ohnmächtigem Ausgeliefertsein“ – vor kurzem „die erlösende Antwort“. Nach der ersten Begegnung mit Maryam und Sara habe „ich auch mal durchgeschnauft, weil es ja nicht immer positiv ausgeht“, sagt Asylberater Holzheimer. Maryam sagt nur: „Ich bin überglücklich“.

Während all der Wartezeit hat Abdullbasir die Hände nie in den Schoss gelegt. Holzheimer bescheinigt ihm unbedingten Integrationswillen. Der 29-Jährige kickt bei der SG Shamss/Altstadt erfolgreich im Sturm, spricht schon recht gut deutsch. Mit dem Schneidern hat er sich ein wenig Geld verdient und wenn der laufende Sprachkurs beendet ist, wird er sich einen Job suchen, was Abdullbasir dank seines Status darf.

Das Abschiebungsverbot ist ein Bleiberecht mit offizieller Aufenthaltserlaubnis. Deshalb muss er die Unterkunft Breite Wiese nun verlassen, zumal auch Maryam und Tochter Sara seinen Status erhalten. Holzheimer sucht eine Zwei- oder Dreizimmerwohnung, „Herbergssuche“, lacht er unter Hinweis auf die Jahreszeit. Er hofft mit Hilfe des Artikels auf Resonanz auch bezüglich Spenden für die junge Familie, die allein für Schleuser weit über 6000 Euro zahlen musste, Geld, das den Flüchtlingen auch Freunde und Familienangehörigen nur geliehen haben.

Die Wohnung zahlt der Job-Center der Stadt. Wer helfen kann mit Räumen oder Spenden: Büro Asylberatung, Tel. (0 97 21) 20 87-104.

 
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