Bereits seit über 30 Jahren stellt das deutsche Informel sowohl in der ständigen Sammlung (rund 60 Arbeiten) als auch im Bereich der Wechselausstellungen einen Schwerpunkt des städtischen Museums dar. Mit dem Glasfenster von Georg Meistermann in St. Kilian (1953) sowie dem großflächigen Relief von Karl Fred Dahmen im Theater der Stadt (1962) ist diese Kunstrichtung auch im öffentlichen Raum in Schweinfurt präsent.
In jüngerer Zeit hat sich das Kuratorenteam verstärkt informellen Positionen gewidmet (2020-23), so etwa einer monografischen Schau zu Hubert Berke oder einer Retrospektive zu Hans Platschek und seinen internationalen Zeitgenossen. In den nächsten Jahren folgen dann Ausstellungen zu den Künstlerinnen des Informel, Herbert Zangs sowie Conrad Westpfahl, der wiederum sein Alterswerk in der Nähe von Schweinfurt vollbrachte.
Jetzt bietet die Kunsthalle im White Cube der ehemaligen Schwimmhalle ab Freitag, 16. Februar, einen Dialog des Malers Hann Trier (1915 Kaiserswerth/Düsseldorf-1999 Castiglione della Pescaia) mit dem Bildhauer Norbert Kricke (1922-1984 Düsseldorf) unter dem Titel „Ein informeller Dialog: Hann Trier und Norbert Kricke“ an. Die Schau läuft bis Sonntag, 2. Juni.
Schon auf den ersten Blick ist offensichtlich, was die beiden Künstlerfreunde verband: Die große Geste, die sich im neun Meter hohen Ausstellungsraum perfekt entfalten kann. In den 1950er/60er Jahren waren die beiden prominenten Künstler auf allen wegweisenden Ausstellungen vertreten und setzten wichtige Akzente in der Wahrnehmung der frühen Abstraktion in Europa.
Die Kunsthalle Schweinfurt möchte – aus dem Blickwinkel jenseits der großen Zentren – die Verbindung zur Wiege dieser Kunstrichtung im Rheinland herstellen, nicht ohne die eigene Region aus den Augen zu verlieren. Es sind rund 50 Arbeiten auf Papier und Leinwand von Hann Trier aus den Jahren 1948 bis 1999 zu sehen, die von zehn plastischen Werken und einer Auswahl von Zeichnungen von Norbert Kricke aus den Jahren 1952 bis 1984 begleitet werden.
Zudem partizipiert das Museum Otto Schäfer mit einer Werkauswahl der Druckgrafik Hann Triers. Zeitgleich gibt die Kunsthalle im Rahmen einer kleinen Werkschau mit Papierarbeiten von Joseph Fassbender, Hann Trier, Georg Meistermann und Hubert Berke, und damit der Phalanx abstrakter Kunst im Rheinland, Einblick in die kurze Zeit der „Donnerstag-Gesellschaft“ in Alfter, einer der ersten deutschen Künstlerformationen der Nachkriegszeit überhaupt (1947-50).
Begleitprogramm - Vernissage, Einführung in das Werk durch Christoph Zuschlag, Kunsthistorisches Institut der Universität Bonn, Donnerstag, 15. Februar, 19 Uhr - „Netzwerk Rheinland – Franken. Schweinfurt im Zeichen des Informel“, Vortrag mit Andrea Brandl, Donnerstag, 29. Februar, 19 Uhr.