Traditionell feiert Geldersheim als letzte Gemeinde Im Jahresreigen im November ihre Kirchweih mit vielen Traditionen und liebevoll gepflegten Bräuchen. Und das Wetter meinte es gut mit den Geldersheimern: Pünktlich zur "Kerwa" und dem traditionellen Hammeltanz schien am Sonntag auf dem "Plua" im Herzen des Dorfes die Sonne bei angenehmen Temperaturen.
Die alljährliche Novemberkirchweih wird seit 1989 vom örtlichen Verein für Heimat- und Brauchtumspflege veranstaltet. Dazu gehören an den vier Kirchweihtagen ein fränkischer Tanzabend, der Hammeltanz und das Senioren-Wirtshaussingen sowie der romantische Festausklang mit Kirchweihtanz bei Kerzenschein.
Schon am Samstag wurden die Kirchweihfichten mit ihren rot-weißen Bändern an den Portalen der Gasthäuser nach altem Brauch von den Fichtenburschen aufgestellt und dann mit den Fichtenmädchen verschiedene Ehrentouren getanzt. Am Sonntag nach einem morgendlichen Festgottesdienst –den traditionell die Fichtenpaare in ihrer Festtracht besuchen, die Mädchen mit Körres, Rock und Kränzle, die Fichtenburschen in Gehrock und Zylinder –steuerte die "Galderschummer Kerwa" am frühen Nachmittag auf ihren stets bestens besuchten Höhepunkt zu.
Im Kreis drehen
Während sich am Torbogen Musikkapelle, Fichtenpaare, Ehrengästen und Vereinsverantwortliche formierten, warteten auf dem "Plua" in der Dorfmitte bereits viele Schaulustige, darunter auch wieder weitgereiste Trachtenfreunde aus Brasilien, auf das Eintreffen des Festzuges und den anschließenden Hammeltanz rund um den "Schaffer" und sein Schaf.
Da gab es diesmal eine Premiere: Nicht nur das Schaf "Liesl" stemmte erfolgreich seinen ersten Auftritt, auch Kirchweihschäfer Hans-Peter Kaiser und seine Frau Annette aus Hausen waren das erste Mal bei der Geldersheimer Kirchweih im Einsatz. Erst etwas aufgeregt, beruhigte sich "Liesl" schnell und knabberte entspannt am Futter, während sich zunächst die Fichtenpaare, dann die Trachtentanzgruppe und schließlich potentielle Anwärter für den Posten des Hammelkönigspaares zu den Klängen des Musikvereins Geldersheim mal auf klassischer Tour, dann wieder mit Schechern, Stampfern und Zipferles im Kreise drehten.
Nach etlichen fröhlichen Tanzrunden wurde es dann ernst. Das Prozedere des Hammeltanzes ist schnell erklärt: Mittanzen darf jeder, während ein blumengeschmückter "Buschen" herumgereicht wird. Ein analoger Wecker wird gestellt und das Paar, das den "Buschen" nach abgelaufener Zeit beim Weckerschrillen in den Händen hält, ist das neue Hammelkönigspaar.
Bis der Wecker klingelt
Und so reihten sich die verschiedensten Paare ein. Darunter traditionell das scheidende Hammelkönigspaar, der gebürtige Sennfelder Christoph Häcker und sein Lebensgefährte Dominik Reiter (Bremen), die übrigens unisono ihre "Regentschaft" als tolle Erfahrung bezeichneten.
Doch die Tanzzeit der beiden Wahlmünchner war kurz: Nach der Eröffnung des Hammeltanzes reichten sie in einer letzten "Amtshandlung" den blumengeschmückter "Buschen" weiter und verließen die Tanzrunde. Ihre Aufgabe war es nun, genau zu beobachten, dass alle Paare ihre Tanzrunden drehten und gleichzeitig ordnungsgemäß den Buschen weiterreichten, bis schließlich der Wecker schrillte und Franziska Schlemmer aus Hainert bei Knetzgau und Markus Schlenz aus Schweinfurt zum neuen Hammelkönigspaar kürte.
Die Schlange der Gratulanten, darunter Geldersheims Bürgermeister Thomas Hemmerich, Landrat Florian Töpper, seine Stellvertreterin Bettina Bärmann und Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber war lang. Anja Weisgerber hatte gemeinsam mit Trachtengauvortänzer Florian Kress ihre Runden gedreht und stellt nun schmunzelnd fest: "Puh, das war knapp" - der Wecker hatte nämlich kurz nach ihrer Weitergabe des "Buschen" geklingelt.
Das frischgebackene Hammelkönigspaar jedenfalls strahlte; beide sind dem Geldersheimer Heimatverein verbunden - auch als ehemalige Fichtenpaare. Franziska Schlemmer war dazu 2023 bei einer Prinzenhochzeit in München in der authentischen Werntaltracht aus dem Geldersheimer Vereinsfundus zu Gast; eine schöne Geschichte, waren doch ihre Vorfahren 1842 bei einer ähnlichen Hochzeit geladen.
Im Fackelzug zur Krönung
Den Hammeltanz gibt es übrigens laut stellvertretendem Vereinsvorstand und Tanzleiter Oliver Brust seit den 1920er Jahren. Den Abschluss der Festlichkeiten bildet dann am Freitag nach der Kirchweih das traditionelle Hammelessen im Fränkischen Hof. Das ist zwar für das frisch gekürte Hammelkönigspaar noch immer kostenlos, allerdings wird heute im Gegensatz zu früher, wie Brust in Richtung "Liesl" beruhigte, nicht mehr das Kirchweihschaf geschlachtet.
Im Anschluss an den Hammeltanz ging es dann im Zug zum Fränkischen Hof. Dort gab die Kindertanzgruppe eine Kostprobe ihres Könnens, bevor der fränkische Tanznachmittag eröffnet wurde. Am Abend ging es noch im Fackelzug zur offiziellen Krönung des neuen Hammelkönigspaars.