Den Schritt, beruflich von der Elb-Metropole Hamburg in die beschauliche Kleinstadt Gerolzhofen und damit in die fränkische Provinz zu wechseln, hat sich Julia Rehder ganz offensichtlich sehr wohl und bewusst überlegt. Im Gespräch mit der 34-Jährigen gewinnt man schnell den Eindruck, die neue Gerolzhöfer Bibliotheksleiterin weiß, was sie will.
„Ich freue mich, dass ich jetzt hier bin und ich habe nicht vor, wieder wegzugehen. Ich bin eher eine treue Seele“, betont sie dann auch an ihrem ersten Arbeitstag und verweist auf die vergangenen zwölf Jahre, in denen sie als Diplom-Bibliothekarin an der Bibliothek der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg gearbeitet hat.
Ein Praktikum während des Studiums hatte sie dorthin geführt. Als Expertin in Sachen IT und Digitalisierung hatte sie sich zuletzt schwerpunktmäßig mit der Einführung eines Systems zur elektronischen Sicherung des Medienbestandes beschäftigt. Hat jemand absichtlich oder aus Gedankenlosigkeit vergessen, die Ausleihe registrieren zu lassen, erinnert der schrille Piepston ähnlich wie im Einkaufsladen an das Versäumnis.
Waschechte Hamburgerin
Hier in Hamburg hat Julia Rehder aber nicht nur die vergangenen zwölf Jahre in der Bibliothek gearbeitet, hier an Elbe und Alster ist sie zur Welt gekommen und hier hatte sie auch Bibliotheks- und Informations-Management studiert. Während die Studenten heutzutage ihren Bachelor machen, hat Julia Reder noch ihr Diplom erworben. Sie sagt: „Ich habe als eine der letzten tatsächlich mein Studium noch als Diplom-Bibliothekarin abgeschlossen.“
Aber wie ist sie nun von Hamburg nach Gerolzhofen gekommen? Zwei, man könnte auch sagen drei Dinge haben Julia Rehder letztendlich nach Gerolzhofen geführt. Sie selbst sagt: „Weil ich nach einer Leitungsstelle gesucht habe und die Auers aus Gerolzhofen kenne“. Durch die gemeinsamen Freunde war ihr Gerolzhofen also schon vorher bekannt und der Kontakt hergestellt worden, als ein neuer Leiter oder eine neue Leiterin für die Bücherei gesucht worden waren.
Die Liebe hat sie unter anderem hierher geführt
Ein weiterer und nicht minder entscheidender Punkt war und ist die Liebe, die sie ins Frankenland führte. Ihr Freund lebt in der Nähe von Bamberg, wo sie jetzt auch noch vorläufig wohnen wird. Doch darauf legt sie großen Wert: Der Entschluss, sich auf die Stelle in Gerolzhofen zu bewerben, war wohl überlegt. Sie betont mit Nachdruck: „Vorher habe ich mir dazu in der Stadt auch alles erst einmal angeschaut.“
Noch gut kann sie sich daran erinnern, wie sie zum ersten Mal die Bibliothek im Bürgerspital betreten und diese ihr auf Anhieb gleich zugesagt habe. Voller Anerkennung und Begeisterung spricht sie von einem „Wohlfühlort, an dem nicht nur ein Bücherregal neben dem anderen steht.“ Sie unterstreicht: „Das hat mich überzeugt“.
Die Vorteile einer Kleinstadt
Was ihr sonst noch in Gerolzhofen gefällt? In der Großstadt sei alles ihren Worten zufolge eher anonym. Gerolzhofen sei da ein Gegenpol, „bürgernah und ich kann hier fast alles fußläufig erreichen.“ Überhaupt würden die Stadt und der Steigerwald „ein Stückweit als Wellness für die Seele“ auf sie wirken, wie sie bestätigt. So jedenfalls sei ihr erster Eindruck.
In der Bibliothek selbst wolle sie sich erst einmal etwa den Bestand anschauen und die Mitarbeiterinnen kennenlernen und mit ihnen reden, zumal diese jetzt auch seit mehreren Monaten den Betrieb ohne Leitung weitergeführt haben. Julia Rehder: „Ich muss jetzt hier an- und reinkommen. Wichtig ist dabei für mich, zu schauen, ob innen alles gesund ist, erst dann kann man überlegen, was man außen machen kann.“ Sicher habe sie schon einige Ideen. Aber auch diese gelte es zunächst im Team zu besprechen.
Dessen ungeachtet freut sie sich bereits auf den FerienLeseSommer mit Kindern von sechs bis elf Jahren als Clubmitglieder inklusive verschiedener spannender Veranstaltungen oder auch auf die Eröffnung der Ausstellung „Unterfränkische Orte“ am 15. Juli in der Stadtbibliothek
Julia Rehders starke Bewerbung
Bürgermeister Thorsten Wozniak stellte bei der offiziellen Begrüßung der neuen Bibliotheksleiterin an ihrem ersten Arbeitstag in Gerolzhofen fest: „Wir freuen uns, dass sich Frau Rehder für uns entschieden hat. Nach einem hervorragenden Vorstellungsgespräch hat sie sich noch besser im Stadtrat präsentiert. Dementsprechend hoch ist unsere Erwartungshaltung“. Überhaupt, so Wozniak, habe es diesmal eine ganze Reihe guter Bewerbungen gegeben.
Julia Rehder finde laut Wozniak in Gerolzhofen eine Einrichtung vor, „die läuft, eine hohe Akzeptanz genießt und über einen ordentlichen Medienbestand verfügt.“
Nun soll wieder Ruhe an der Bibliotheksspitze einkehren
Die Stadt, so Wozniak weiter, erhoffe sich, dass nach den Wechseln der vergangenen zwei Jahre jetzt wieder Ruhe und Kontinuität an der Spitze der Gerolzhöfer Stadtbibliothek einkehrt. Dafür bringe die neue Kraft die besten Voraussetzungen mit, geizte Wozniak nicht mit zusätzlchen Vorschusslorbeeren.
Seit im April 2017 die langjährige Leiterin Brigitte Vogt in den Ruhestand gegangen war, hatte bekanntlich im Bürgerspital aus verschiedenen Gründen ein reges Kommen und Gehen geherrscht. Mit Julia Rehder tritt jetzt zum 1. Juli die dritte Nachfolgerin von Brigitte Vogt ihren Dienst in der städtischen Einrichtung im Bürgerspital an.
Dickes Lob für Bewältigung der Interimszeit
Ein dickes Kompliment hatte der Bürgermeister bei der Vorstellung der neuen Leiterin für die Mitarbeiterinnen in der Bibliothek parat. Sie hätten die mehrmonatige Vakanz- und Übergangszeit seit dem Jahreswechsel „wirklich super geschmissen, gemeistert und gestemmt“, zumal auch die fehlenden Stunden der Bibliotheksleitung aufgefangen werden mussten, ließ Thorsten Wozniak verlauten.