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Schweinfurt
Hätte ich doch nur Hosen an!
Die in Bamberg lebende Künstlerin Heidrun Schimmel gewann den Hauptpreis der sechsten Triennale in der Kunsthalle.
Foto: Charlotte Wahler | Die in Bamberg lebende Künstlerin Heidrun Schimmel gewann den Hauptpreis der sechsten Triennale in der Kunsthalle.
Charlotte Wahler
 |  aktualisiert: 20.09.2024 02:33 Uhr

Hätte ich doch nur Hosen an! - Diesen Stoßseufzer soll die Schweinfurter Künstlerin Margarethe Geiger vor rund 200 Jahren geäußert haben, denn es blieb ihr die Ausbildung an der Akademie versagt. Wozu ist es heute gut, im Museum über Lebens- und Arbeitsbedingungen von weiblichen Kunstschaffenden zu diskutieren? Weil es Mut machen kann, auch für die Alltagssituationen von Frauen, weiterzumachen im Engagement, zu kämpfen für echte Gleichberechtigung und weil es anspornt für die Suche nach einem gelingenden Leben, wo auch immer.

Zum Abschluss der sechsten Triennale in der Kunsthalle, die mit den Künstlerinnen Stefanie Brehm, Fatma Güdü, Ursula Jüngst, Barbara Sophie Nägle, Stefanie Pöllöt, Birgit Ramsauer, Heidrun Schimmel, Julia Tiefenbach und Lisa Wölfel diesmal ausschließlich Frauen präsentierte, gab es eine Diskussionsrunde im großen Saal inmitten der Werke. "Aufgefächert", so war die Ausstellung betitelt, die nicht nur ein großes Spektrum an Kunstformen und Techniken zeigte, sondern mit den Lebensaltern der Künstlerinnen ein weites Feld von Lebenserfahrungen und Sichtweisen aufmachte.

Situation von Frauen in der Kunst

Die Kuratorinnen Dr. Barbara Kahle, Vorsitzende des Kunstvereins Bamberg und Dr. Julia Weimar, stellvertretende Leiterin der Kunsthalle Schweinfurt, sprachen unter anderem auch mit Dr. Caroline Sternberg, die an der Akademie der Künste in München arbeitet und eine Textsammlung zu Genderfragen herausgegeben hat. Diese stellte prägnant die Situation von Frauen in der Kunst dar: Inzwischen sind Frauen im Studium häufiger als Männer vertreten, jedoch hinsichtlich der künstlerischen Präsenz beispielsweise in Einzelausstellungen, der finanziellen Entlohnung künstlerischen Schaffens und der Bewältigung von familiären Doppelbelastungen sind sie nach wie vor weit von den guten Bedingungen ihrer männlichen Geschlechtsgenossen entfernt.

Stefanie Brehm warf das Thema Mutterschaft in die Runde. Einerseits sei das Leben mit Kindern auch für das künstlerische Schaffen sehr befruchtend und anregend, andererseits sei ohne Unterstützung durch Partner oder Familie eine weibliche Karriere in der Kunst nicht möglich. Heidrun Schimmel berichtete aus den 1960er Jahren ihres Studiums in München, als die Frauenbewegung aktiv dazu beitrug, den "Muff von 1000 Jahren" aus den Talaren der Professoren herauszutreiben. Als Bedingung ihres Kunstschaffens sei ein Brotberuf zur finanziellen Absicherung unabdingbar gewesen. Sehr anschaulich schilderte sie den gesellschaftlichen Wandel, der damals angestoßen wurde.

Gleichberechtigung der Frauen war hart erkämpft

So wurde deutlich, dass die Gleichberechtigung der Frauen zu keiner Zeit ein Geschenk des Patriarchats war, sondern dass alle Fortschritte, alle selbstverständliche Teilhabe von Frauen zu jeder Zeit hart erkämpft und erarbeitet werden mußten, oft auch unter großem persönlichen Aufwand. "Zeit zu haben, das war immer der größte Wunsch und das größte Bedürfnis", so Schimmel. Oberbürgermeister Sebastian Remelé verlieh die Preise der diesjährigen Triennale: Heidrun Schimmel erhielt den Hauptpreis, der eine Einzelausstellung im großen Saal der Kunsthalle beinhaltet. Sie habe seit vielen Jahren stringent ihr Werk erarbeitet und dabei die Grenzen der Textilkunst neu ausgelotet. Aus den Nicht-Farben Schwarz und Weiß seien ihre eher kleinformatigen Werke sehr ausdrucksstark entstanden. Den Publikumspreis erlangte die junge Schweinfurter Künstlerin Lisa Wölfel, die mit wuchtigen, großformatigen Bildern die große Halle bestückt hatte. Karl-Heinz Körblein überreichte den Preis des Schweinfurter Kunstvereins an Stefanie Brehm, der "die Verbindung von Keramik, Skulptur und Malerei" in ihrem Werk hervorragend gelänge.

Oberbürgermeister Sebastian Remelé überreichte in der Kunsthalle die Preise der sechsten Triennale an Heidrun Schimmel (Hauptpreis) und Lisa Wölfel (Publikumspreis). In der Diskussionsrunde dabei waren (von links): (verdeckt Dr. Barbara Kahle), Stefanie Brehm, Dr. Caroline Sternberg, Heidrun Schimmel, Dr. Julia Weimar). Im Hintergrund die großformatigen Bilder von Lisa Wölfel.
Foto: Charlotte Wahler | Oberbürgermeister Sebastian Remelé überreichte in der Kunsthalle die Preise der sechsten Triennale an Heidrun Schimmel (Hauptpreis) und Lisa Wölfel (Publikumspreis).
 
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