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SCHWEINFURT
Hämorrhoiden: Ein Thema voller Tabus
Woman holding her butt isolated on blue background       -  Der Griff nach hinten: Hämorrhoiden-Knoten können jucken, brennen, schmerzen oder auch bluten. Aber Blut im Stuhl kann auch von höher gelegenen Darmabschnitten stammen und eventuell eine Krebserkrankung signalisieren. Unbedingt durch eine Darmspiegelung abklären lassen, rät Professor Detlef Meyer, Chefarzt der Chirurgie I des Leopoldina.
Foto: Foto:andriano/Thinkstock | Der Griff nach hinten: Hämorrhoiden-Knoten können jucken, brennen, schmerzen oder auch bluten. Aber Blut im Stuhl kann auch von höher gelegenen Darmabschnitten stammen und eventuell eine Krebserkrankung signalisieren.
Manfred Herker
 |  aktualisiert: 24.02.2017 03:35 Uhr

Ein Thema mit vielen Tabus hatte sich Professor Dr. Detlef Meyer, Chefarzt der Chirurgischen Klinik I im Leopoldina-Krankenhaus, vorgenommen. Er sprach über „Nicht nur Hämorrhoiden – Erkrankungen des Enddarms“.

Dazu erklärt er zunächst die anatomischen Begriffe. Der Enddarm ist der letzte Abschnitt des Dickdarms (Colon). Er ist etwa 15 Zentimeter lang und endet im After (Anus) und lässt sich in zwei Abschnitte unterteilen: Den etwa zwölf Zentimeter langen Mastdarm (Rektum) und den etwa drei Zentimeter langen Analkanal mit dem Schließmuskel.

„Wir bewegen uns bei diesem Thema zwischen ,harmlosen' Hämorrhoiden und Darmkrebs“, stellt Meyer fest. Denn bei Blut im Stuhl sollte man immer hellhörig werden. Es könne von Hämorrhoiden kommen, aber auch aus höher gelegenen Darmabschnitten und eventuell eine Krebserkrankung signalisieren. Das müsse fachärztlich abgeklärt werden, betont der Chefarzt. „Es ist tragisch, immer noch Menschen zu erleben, die jahrelange Analblutungen ihren Hämorrhoiden zuordnen, und dabei kostbare Zeit für eine frühzeitige Krebsbehandlung mit guten Heilungsaussichten versäumen“, sagt Meyer. „Man kann Hämorrhoiden behandeln und dabei Enddarmkrebs übersehen“.

Deshalb wirbt der Chirurg eindringlich für die Teilnahme an einer kostenlosen Vorsorge-Darmspiegelung ab dem 55. Lebensjahr. Bei familiärer Vorbelastung gelten frühere Termine, bei Blutungen besteht auf eine Spiegelung sofortiger Anspruch.

Hämorrhoiden sind natürliche Schwellkörper im Afterbereich. Stauen sie sich mit Blut und dessen Abfluss ist gestört, entstehen knotenartige Auswölbungen mit Beschwerden wie Juckreiz, Brennen, Nässen und Blutungen. Meyer erläutert ausführlich die Einteilung der Hämorrhoiden in vier Grade, wobei es sich bei Grad III bereits um Ausstülpungen der Knoten aus dem Darm handelt, die sich noch mit dem Finger in den Darm zurückschieben lassen. Dies ist bei Grad IV nicht mehr möglich, es entwickelt sich dabei meist ein Analekzem und Stuhlschmieren.

Therapie von Hämorrhoiden

In den Stadien I und II ist meist eine konservative Therapie angezeigt. Die umfasst Ernährungsberatung, Stuhlregulation, Trinkmengenregulierung (zwei Liter). Im Anfangsstadium ist eine ambulante Einspritzung eines Verödungsmittels möglich. Im Stadium II kann der Facharzt die entstandenen Knoten mit einem Gummiband abschnüren, der Knoten stirbt ab und wird mit dem Band abgestoßen.

Eine operative Therapie ist nötig, wenn bei Grad II die konservative Behandlung keinen Erfolg hat oder immer wieder Blutungen auftreten. Hämorrhoiden im Stadium III und IV werden immer in Vollnarkose operativ entfernt.

So genannte „äußere“ Hämorrhoiden gibt es nicht. Bei den am Außenrand des Afters lokalisierten Knoten handelt es sich vielmehr um eine Venenthrombose im Venensystem des Schließmuskels (Perinalvenenthrombose). Die Knoten entstehen durch harten oder flüssigen Stuhl, Sitzen auf kalten Unterlagen, anstrengende körperliche Tätigkeit. Die Therapie ist abhängig von den Beschwerden: Lokaltherapeutika wie Salben oder Schmerztabletten, bei starken Schmerzen operative Entfernung mit lokaler Betäubung.

Zu den gutartigen Veränderungen gehören auch die Analrisse (Analfissur). Sie entstehen zum Beispiel durch harten oder flüssigen Stuhl, durch übermäßiges Pressen, Entzündungen der natürlichen Darmausstülpungen. Symptome sind Stuhlgang abhängiger stechender Schmerz, Verkrampfung des inneren Schließmuskels und Formveränderung des Stuhls („Bleistiftstuhl“).

Zunächst können schmerzstillende Salben und Zäpfchen zur Heilungsförderung eingesetzt werden. Bei Chronifizierung ist eine operative Therapie angezeigt.

Die Analfistel kann sich mit Schmerzen, Juckreiz und nässenden Stellen bemerkbar machen. Hier handelt es sich um eine röhrenförmige Verbindung zwischen dem Afterkanal oder dem Enddarm und der Hautoberfläche. Analfisteln entstehen meist als Folge einer Entzündung der so genannten Proktodealdrüsen (Duftdrüsen). Durch die Entzündung kann sich ein Abszess bilden, der bis zur Hautoberfläche durchbrechen kann und dabei eine Fistel bildet. Je nach Verlauf wird die Fistel operativ entfernt.

Professor Meyer hatte sein Referat mit der Mahnung begonnen, bei Blut im Stuhl immer aufmerksam zu sein, und in seiner Zusammenfassung bekräftigt er diese Mahnung noch einmal:

1. Woher kommt das Blut? Abklärung durch Magen-, Enddarm- oder Dickdarmspiegelung.

2. Was ist die Ursache? Magen: Magengeschwür. Dickdarm: Polypen, Krebs, Divertikel, entzündliche Darmerkrankungen. Enddarm: Hämorrhoiden, Analfissur, Analfistel, Analvenenthrombose, Krebs.

3. Was ist die Therapie? Konservativ mit Medikamenten, lokale Abtragung im Verlauf einer Endoskopie (Spiegelung durch natürliche Körperöffnungen), Laparoskopie (Bauchspiegelung mit Mini-Öffnung) oder durch eine offene Operation mit Bauchschnitt. Die beiden letzten Methoden werden auch angewandt, wenn ein Teil des Darms entfernt werden muss.

 
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