
Seit Beginn dieses Schuljahres leben Realschüler und Gymnasiasten in Gerolzhofen in unmittelbarer Nachbarschaft mit Flüchtlingen, die in der Dreifachturnhalle untergebracht sind. Das Interesse am Schicksal der Asyl-Suchenden war Anlass für eine zehnte Klasse des Gymnasiums, einen jungen syrischen Flüchtling mit Dolmetscher sowie je eine Vertreterin des Landratsamts und des Asyl-Helferkreises in ihren Unterricht einzuladen, um sich umfassend informieren zu lassen.
Die Flucht junger Männer liegt vor allem darin begründet, dass sie in ihrer Heimat zum Kriegsdienst gezwungen werden, erfuhren die Jugendlichen. Die Flüchtlinge würden ihre Heimat und ihre Familien unfreiwillig verlassen, viele möchten gerne wieder in ihre Heimat zurückkehren.
Nur mit Reiseproviant, Bargeld und Smartphone ausgestattet treten die meisten die Reise ins Ungewisse an. Mit dem Schiff, im Schlauchboot, mit Bussen und auch zu Fuß legen sie Tausende von Kilometern zurück, oft sind sie monatelang unterwegs.
Einige Flüchtlinge erfahren auf ihrer Odyssee große Hilfsbereitschaft, müssen aber an die von Land zu Land wechselnden Schleuser teilweise auch große Geldbeträge bezahlen. Diejenigen, die es bis nach Deutschland schaffen, werden registriert und dann auf verschiedene Landkreise verteilt.
Unterstützt werden die Gerolzhöfer Flüchtlinge neben dem Landratsamt durch zahlreiche Helfer, die sich mit großem Engagement um Unterbringung, Versorgung mit Essen und Kleidung, um das Ausfüllen von Anträgen, das Ausstellen von Krankenscheinen, um den Deutschunterricht und vieles andere kümmern.
Trotz der freundlichen Aufnahme durch die Bevölkerung fühlt sich der jungen Flüchtling noch lange nicht angekommen, erfuhren die Schüler. Es sei schwer, in Deutschland Freunde zu finden. Die Sprachbarriere sei nur ein Grund.
Menschen in Europa leben viel mehr für sich als die Leute in den arabischen Ländern. Außerdem heiße es warten, denn arbeiten dürften die Asyl-Suchenden erst einmal nicht, es sei denn sie übernehmen gemeinnützige Arbeiten als Ein-Euro-Jobber.
Viele nutzen daher die Zeit, um Deutsch zu lernen, für sie eine komplexe, schwere Sprache. Dabei helfen ihnen Apps auf dem Smartphone, das oft auch die einzige Verbindung zur Heimat ist.
Manch einer, der hier im Landkreis sicher untergebracht ist, erfährt auf diesem Wege, dass Familienangehörige zuhause dem Krieg zum Opfer gefallen sind.