
Waren sie es nun oder waren sie es nicht? Nun gut: Optisch und altersmäßig bestehen gewisse Unterschiede zwischen dem Original Deep Purple und der Tribute-Band Purple Rising. Musikalisch merkte man davon jedoch kaum etwas. Das quittierten die Fans mit großem Applaus, und die wollten die Jungs von Purple Rising am Ende gar nicht von der Bühne lassen. Das lag nicht nur an der Musikauswahl, sondern vor allem an der Qualität der Präsentation.
Die große Schwierigkeit einer jeden Tribute Band ist ja bekanntlich, nicht zu einer einfachen Kopie des Originals zu verkommen. Dies ist die seit 1996 unter verschiedenen Namen und in unterschiedlicher Besetzung existierende Band sicherlich nicht. Zwar zelebrierten die Jungs um Sänger Patrick Sühl die Songs ihrer Vorlage ganz im Stil der 1970er Jahre, behielten dabei aber immer einen gewissen eigenen Stil bei.
Nach Into the Fire als Opener kündigte Sühl gleich einen Kracher an. Man könne sich leisten, den an den Anfang zu setzen. Deep Purple hätte das ja schließlich ebenfalls gekonnt.
Schon zu diesem Zeitpunkt wurde klar, dass vier großartige Interpreten auf der Bühne stehen. Sühl überzeugte mit seiner Stimme, die von den höchsten Tönen hin zu gefühlvoll gehauchten Versen alles abdeckte. Man muss bedenken, dass er nicht nur die Talente eines Sängers, sondern die Talente aller bei Deep Purple ehemals Wirkenden vereinen muss. Gitarrist Reik Muhs zeigte im Verlaufe des Abends so einige Soli, die durchaus an den jungen Ritchie Blackmore erinnerten. Aber auch der Mann an den Tasten, Andreas König, zeigte sein Können in verschiedenen Duellen mit Muhs, es waren gewaltige Improvisationsstücke, die den ein oder anderen Song bis zu zehn Minuten dauern ließen.
Neben der reinen Musik ist Purple Rising aber auch um eine authentische Bühnenshow bemüht. Vor allem das Bühnenequipment ist ganz Siebziger Jahre. Neben dem Turm aus Marshall-Amps und dem Leslie-Lautsprecher (Effektgerät) stach vor allem die Hammond C-3 ins Auge, die laut Sühle aber aus den 1950er Jahren stammt. Hinzu kommt die Auswahl an passenden Instrumenten. So spielte Gittarist Muhs auf einer Fender Stratocaster, die seit den 1950er Jahren vor allem in den USA hergestellt wurde und für das Musikgeschäft als revolutionär galt. Auch Blackmore zupfte auf einer solchen.
Songauswahl und Darbietung begeisterten in der vollen Hütte namens Stattbahnhof. Purple Rising setzte aber nicht nur auf Klassiker wie Smoke on the Water. Auch weniger bekannte Songs kamen zu ihrem Recht.
Am Ende war das Publikum so begeistert, dass die Musiker wohl oder übel nach dem besagten Smoke on the Water noch eine Zugabe spielen mussten. Auch diese meisterten sie mit Catch the Rainbow bravourös und zeigten, dass gute Musik kein Verfallsdatum kennt und ein Tribute mehr ist als reine Imitation.