Am Vorabend der Stolperstein-Verlegung berichtete Gunter Demnig (66) vor rund 50 Zuhörern im Begegnungszentrum von seinem Künstlerleben und vor allem über sein Kunstprojekt „Stolpersteine“: Diese seien Erinnerungssteine, Gedenksteine, ein Kunstdenkmal zur Erinnerung an Opfer der Nazis in der Zeit von 1933 bis 1945. So fasste der Kölner sein Projekt prägnant zusammen.
Wichtig für ihn ist dabei, dass dieses Projekt an alle Menschen erinnern soll, die in dieser Zeit extrem gelitten haben; es werden alle Opfergruppen eingeschlossen.
Die Steine mit den Namen werden vor den letzten Wohnstätten der Opfer verlegt: neben Frankenwinheim zum Beispiel auch in Stadtlauringen. Man kommt bereits in vielen Orten mit diesen Steinen in Berührung und erinnert sich somit an diese Menschen.
Auch das häufig vorgebrachte Argument, man trete diese Menschen noch im Nachhinein mit Füßen, lässt Demnig nicht gelten. Ein für ihn schöneres Bild sei die Verbeugung: Denn um die Steine lesen zu können, müsse man sich hinunterbücken, und damit verbeuge man sich vor den Menschen.
In dem gut eine Stunde dauernden Vortrag schilderte der Aktionskünstler Demnig seinen künstlerischen Werdegang und zeigte dabei auf, wie es zur Idee der Stolpersteine gekommen war. Nach ersten Anfängen als Objekt- und Einrichtungskünstler hatte er sich der Aktionskunst zugewandt. So machte er später mit seinen Aktionen auf Opfer von Gewaltherrschaft aufmerksam.
Die ersten Stolpersteine verlegte er ebenfalls in Köln. Sie sind aus Messing, werden mit Großbuchstaben von Hand gestanzt und erinnern mittlerweile in fast 1000 Gemeinden und Städten an die Opfer des Naziregimes. Überwiegend wird dabei jüdischer Mitbürger gedacht, die verfolgt, beraubt und aus ihren Häusern vertrieben und ermordet wurden. Aber auch Namen von Menschen, die Widerstand leisteten, wie die Edelweißpiraten in Köln, sind dabei. Ebenso die, „die nicht in das Menschenbild des Nationalsozialismus passten und deshalb um ihr Leben kamen“, erinnerte Demnig an die vielen Euthanasieopfer.
Für „seine“ Stolpersteine ist Gunter Demnig momentan an 250 Tagen im Jahr unterwegs. Dabei erfahre er viel Anerkennung, aber leider auch Anfeindungen, berichtete er.