Günter Grünwald ist in Plauderlaune. Vor fast vier Jahren war er das letzte Mal mit seinem Programm "Deppenmagnet" in der "Dings", äh in der Grafenrheinfelder Kulturhalle; für den erneuten Auftritt hat der Kabarettist das Programm überarbeitet.
Geblieben sind der knautschige Komiker-Look – graues Hemd, Jeans und braune Treter und die Quintessenz. Grünwald ist Meister im Aufdecken der alltäglichen Absonderlichkeiten im eigenen Dunstkreis. Die Politik und all die reichlich vorhandenen "Deppen" aus der großen Welt lässt er beiseite und konzentriert sich auf das, was die Heimat vor allen Dingen in und um Ingolstadt so zu bieten hat.
Fast zwei Stunden schwadroniert er, der Zuschauermagnet, in schönstem Dialekt vor ausverkauftem Haus von Freunden, Verwandten und Bekannten, von jumbofeisten Fernsehköchen, untalentierten Malern (Dali) und renitenten Fans, von face-gelifteten Promis und rechtschreibschwachen rumänischen Tätowierern.
Tattoos und die Schönheitschirurgie
Nicht immer wird auf den ersten Blick klar, wer hier gerade der Depp ist, fest steht nur: Es gibt mindestens einen, und so mancher im Publikum erkennt sich vielleicht ein Stück weit wieder. Dabei hat der Kabarettist mitnichten etwas gegen Tattoos und die Schönheitschirurgie, hat er sich doch selbst vor 32 Jahren unters Messer gelegt für seine berufliche Laufbahn. "Unfassbar gut" sah er damals aus, ein geborener James Bond-Darsteller. Das stand dann wohl der Komiker-Karriere im Weg, und so hat der Schönheitsdoktor dem Frauenschwarm Grünwald damals die Muskeln abgesaugt, Falten ins Gesicht gezimmert, Fremdfett für einen bräsigen Hintern gespritzt und Permanentgrau in die Haare gefärbt, für den erfolgversprechenden Start in die komische Berufswelt.
Der Einsatz hat sich gelohnt, wie das nicht abflauende Gelächter in der Kulturhalle zeigt. Die Karriere ist "durch die Decke", der Junge aus Ingolstadt mit der humorvoll-verpennten Familie hat den "tollsten Beruf" der Welt und verdient damit, wie er witzelt, auch noch richtig Kohle. Dafür geht sein Publikum auch immer ein wenig fröhlicher heim, als es gekommen ist. Das ist wohl wahr: Grünwald ist schwarzhumorig und derb, aber nicht vernichtend; nur bei den ausufernden Kochsendungen geht dem 62-jährigen der bissige Gaul durch, wenn ein Pfanne rüttelnder Koch, "der Hanswurst", mit seinen "Wichsgriffeln" den Salat durchmengt und dann nicht mal das Vinaigrette-Rezept verrät. "Warum guckt man das", fragt er sich immer wieder berechtigt.
Um halb zehn kommt dann der Bus, das Programm ist genau getaktet, die Zugabe vom außerirdisch schlimmen Schicksal des Lieblingsonkels gibt's vom "Papakind" garniert mit vielen sinnverfremdeten Sprichwörtern unaufgefordert gleich im Anschluss. Grünwald spart sich gerne das "Herumgerenne" von der Bühne, schließlich gibt es kein Kilometergeld und "so jung kommt man schließlich auch nur einmal zusammen"… so fröhlich vermutlich auch.