Es gibt eine gemeinsame Bekannte, die mindestens einmal jährlich nach Italien reist. Als sie jüngst nach einem Besuch bei Alt-Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser in Schweinfurt schwärmte, sie habe dort die beste Gorgonzola-Pasta der Welt gegessen – wurde der Autor dieser Rezept-Kolumne selbstverständlich neugierig.
Tatsächlich hat die Politikerin und ehemalige Gymnasiallehrerin für Englisch und Geschichte mehrere Leibgerichte. Aber von den „Ruckzuck-Rezepten“ sind Grieser die Gorgonzola-Spaghetti die liebsten. Denn man kann die Käsesoße „parallel zum Nudelkochen zubereiten, wenn man erst spät abends heimkommt oder überraschend Gäste kommen“. Deswegen hat die Schweinfurterin gern ein Stück des Edelschimmelkäses im Tiefkühlschrank: „Schmelzen muss man ihn ja sowieso.“
Das wird gebraucht:
1 EL Olivenöl
400 g Gorgonzola
300 g Joghurt
1 große ungespritzte und ungewachste Zitrone
evtl. etwas gekörnte Hühnerbrühe und grüner Tabasco
schwarzer Pfeffer
So wird's gemacht:
Gudrun Grieser gießt etwas gutes Olivenöl in eine hohe Pfanne und gibt den Käse in großen Stücken hinein: „Aufpassen, dass keine Alufolie am Rand kleben bleibt.“ Wenn der Gorgonzola zur leicht blubbernden Schicht zerläuft, kommt die erste Besonderheit hinzu: zwei Becher Joghurt. „Sahne ist mir hier zu fett, deswegen strecke ich die Soße mit Joghurt, auch, um Masse zu bekommen.“ Welches Grundrezept sie hier abwandelt, weiß die Politikerin, die alle zwei Wochen als Mitglied des Normenkontrollausschusses nach Berlin fährt, nicht mehr. Es sei wie oft: „Wenn ich etwas Leckeres esse, überlege ich: Wie könnte das gemacht sein? So reime ich mir ein Rezept zusammen.“ Speziell die Gorgonzola-Pasta finde „überall großen Anklang – also muss mir das wohl gelungen sein“.
Sehr speziell wird das Leibgericht nun durch den Abrieb der Zitronenschale. Griesers Mann Utho hat Abrieb und Saft von zwei normal großen Früchten vorbereitet, von denen das meiste in die Pfanne kommt. So unterstreicht das Citrus-Aroma das Besondere dieser Rezeptur. Die kritische Christsoziale bremst aber: „Schreiben Sie: eine große oder zwei kleine Zitronen!“
„Nicht verpflichtend“ sei als Würze „ein ganz kleines bisschen“ Hühnerbouillonwürfel-Granulat, heute sind es eineinhalb Teelöffel, und ebenso eineinhalb Spritzer vom milden Jalapeno-Tabasco. Letzteres entbindet nicht von ein paar Umdrehungen der Pfeffer-Mühle. Beim Abschmecken rührt die frühere Lokalpolitikerin regelmäßig gut um. Die Käsesoße muss nicht blubbern, zerfällt aber auch nicht bei 100 Grad, der fettige Käse bindet den Joghurt zu einer glatten Masse: „Und die Konsistenz schön flüssig, damit die Nudeln sie gut aufsaugen.“
Die Spaghetti werden abgegossen, in die Soße geschüttet, untergerührt und in der Pfanne auf einem Rechaud serviert. Würden sie abkühlen, würde die Soße recht schnell recht fest. Der Salat zur Pasta bekommt „eine Vinaigrette, aber weder essig- noch salzscharf“, sondern mit etwas Zucker. Hauptregel: „Guter grüner Salat, kräftig schleudern, die Vinaigrette über den Salat träufeln, so dass kein Fußbad entsteht.“ Als zweiten Begleiter wählt Utho Grieser einen frischen Silvaner aus Volkach, dessen Säure durch die Zitrussoße zwar betont wird – aber das gut.
Das Leibgericht meines Sohnes.