Wie könnten Wege für einen besseren Umgang mit Müll und Trinkwasser aussehen? Wie können sich Kommunen bestmöglich an die Folgen des Klimawandels anpassen und wie bleiben überhitzte Städte weiterhin lebenswert? Seit 2022 beschäftigt sich die Stadt Schweinfurt gemeinsam mit ihrer Klimapartnerstadt Tarija in Bolivien mit Fragen wie diesen rund um globalen Klimaschutz und Klimafolgenanpassung.
Mittlerweile ist die Hälfte des von der Bundesregierung geförderten zweijährigen Projektzeitraums vergangen. Zeit für eine Zwischenbilanz. Zu diesem Zweck waren jüngst Vertreterinnen und Vertreter aller elf deutschen Partnerstädte im Schweinfurter Rathaus zusammengekommen, wo heuer das dritte der vier Netzwerktreffen stattfand, um sich über den aktuellen Stand der Zusammenarbeit auszutauschen.
Schweinfurt gab dabei einen Einblick in geplante Vorhaben, wie gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern hier und in Tarija der Umgang mit Müll und Grünflächen verbessert werden soll. In der Wälzlagerstadt stehe dabei in Zukunft vor allem ein Projekt im Fokus, so Ordnungsreferent Jan von Lackum: Das Grüne Band – eine Grünanlage, die sich vom Gelände der ehemaligen Ledward Kaserne durch die Innenstadt bis zum Main ziehen soll.
In Schweinfurt bleibt das "Grüne Band" ein großes Thema
"Die Stadt arbeitet schon seit den 1990er-Jahren daran, das Grüne Band immer weiter auszuweiten", sagt von Lackum. Aktuell würden hierfür etwa Flächen im Bereich des Schelmsrasen entsiegelt. Für die Zukunft sei somit abzusehen: "Das Grüne Band wird immer dichter werden", so der Ordnungsreferent. Auch in der bolivianischen Partnerstadt Tarija soll sich hinsichtlich Grünflächen einiges bewegen. Unter anderem sei geplant, trockene ehemalige Flusszuläufe zu begrünen und so zu "grünen Oasen umzubauen", sagt von Lackum.
Zentral für die Zusammenarbeit, die im Schweinfurtert Stadtrat durchaus auf geteilte Meinungen stieß, sei aber der gegenseitige Lerneffekt. Dafür hatte Schweinfurt Ende 2022 eine Delegation aus Tarija empfangen, die unter anderem das Gemeinschaftskraftwerk (GKS) und das Abfallwirtschaftszentrum Rothmühle besichtigte.
"Wir haben hier ein ausgefeiltes Recyclingsystem, das man dort eben nicht kennt", so von Lackum. Generell sei der Umgang mit anfallenden Müllbergen für die 200.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählende Partnerstadt eine große Herausforderung.
Handlungsprogramm hält die nächsten Schritte fest
Aber auch Schweinfurt könne von seinem bolivianischen Klimapartner noch einiges lernen. "Tarija ist sehr viel weiter in Sachen Umweltbildung. Die haben ein Umweltbildungszentrum, von dem wir uns sicher einiges abschauen können und werden", sagt von Lackum. So hätten etwa im Schweinfurter Gründerzeitviertel mittlerweile bereits zwei Stadtteilsäuberungen nach Vorbild Tarijas stattgefunden. "Das sind so Dinge, die wir auch hier etablieren wollen", sagt der Ordnungsreferent.
Im Frühjahr sei geplant, erneut eine Schweinfurter Delegation nach Tarija zu entsenden. Der Fokus werde dabei voraussichtlich auf der Müllproblematik und dem dortigen Klärwerk liegen, so von Lackum. Genaueres stehe aber noch nicht fest.
Zunächst müssten sich Schweinfurt und Tarija nun auf einen gemeinsamen Weg festlegen. "Der nächste Schritt ist die Fertigstellung eines Handlungsprogramms. Man hat eine gemeinsame Vision, jetzt gilt es, da konkreter zu werden und ein grobes Arbeitsprogramm abzustimmen, in dem sich sowohl die Süd- als auch die Nordkommune wiederfindet", erklärt der Ordnungsreferent. Im Anschluss an die offizielle Vorstellung der Handlungsprogramme aller Partnerstädte im kommenden Jahr soll dann die Umsetzungsphase beginnen.
mit der Frage, inwiefern die langen Flugreisen in die Partnerstadt mit dem Ziel der Kooperation, dem Klimaschutz, zusammenpassen, haben wir die Stadt vor einiger Zeit bereits konfrontiert. Was bei dem Gespräch herauskam, lesen Sie hier: www.mainpost.de/11107641.
Mit freundlichen Grüßen
Désirée Schneider
- Redaktion Schweinfurt -