Ein Publikum, das lang anhaltend im Stehen applaudiert, jubelt, kreischt und tobt: Das wünschen sich alle, die ihre Kunst auf der Bühne präsentieren. Dem KonzertChor Schweinfurt, seinem Leiter Matthias Göttemann und der Jazzband Urs John schlug genau diese Begeisterung für den Abend "Große Gefühle – Musical Highlights" entgegen. Brodelnd die Atmosphäre in der annähernd ausverkauften Stadthalle, groß nicht nur die Gefühle, sondern auch die Erwartungen und die Vorfreude, unter anderem bei einer 40-köpfigen Besucherinnengruppe mit Geflüchteten aus der Ukraine.
Auf der Bühne lieferten mehr als 60 in bunte Farben gekleidete Sängerinnen und Sänger gleich mal einen Auftakt, der unter die Haut ging: Ein Medley aus "The Phantom of the Opera" entführte in die Welt der Pariser Oper, in der sich das in den Katakomben hausende Phantom in die Sängerin Christine verliebt. Enorm vom ersten Ton an die Einsatzfreude im Chor, alles war sattelfest und auf den Punkt genau einstudiert, etwas lockere Bewegung zu eingängigen und bekannten Melodien, zu harten und hämmernden Rhythmen, bestens funktionierende Stimmungs- und Tempowechsel. Auffallend viele lächelnde, ja strahlende Gesichter sah man auf der Bühne, und irgendwie hatte man den Eindruck, dass alle Mitwirkenden "heiß" auf diesen Abend und bereit zu großer Leistung waren.
Fein und absolut passend ausgewählt waren auch die Solostimmen: Bettina Langmann, klassisch ausgebildete, aber in vielen Genres tätige Sängerin, und der Bariton Tobias Germeshausen, ebenfalls aus dem Opernfach und mit Faible für Musical ausgestattet, wurden nicht nur für ihren ersten Auftritt gefeiert. Langmann gestaltete das Wiegenlied "Summertime" aus der Oper "Porgy and Bess" sehr hingebungsvoll, Germeshausen tauchte tief in die Queen-Ballade der Erinnerung an frühere Zeiten "These Are the Days of Our Lives" ein.
Pure Lust am Singen und Musik pur
Die Band mit Markus Zitzmann (Saxofon), Max Ludwig (Schlagzeug), Lorenz Huber (Bass) und Urs John (Piano) war in jeder Hinsicht professioneller Partner des Chors, lieferte aber auch in eigenen Auftritten satte, soulige Sounds ("Sound Station"), eleganten Swing ("Night and day") und natürlich tolle und umklatschte Improvisationen.
Ob Liebesgeschichte und Bandenkrieg in der "West Side Story" oder Hippies im Zeitalter des Wassermanns bei "Hair" – jeder Titel, jedes Medley rauschte mit großer Power, aber auch sehr stilsicher gestaltet und präsentiert von der Bühne und erfasste die Zuhörenden. Für "Tanz der Vampire" wechselte Bettina Langmann vom goldglänzenden Outfit zur dunkel-eleganten Samtrobe, den Hals freigelegt für den Biss des Vampirs; der Chor kommentierte in dicht verwobenem Satz "Sei bereit, Sternkind!".
Schlag auf Schlag hagelte es Hits mit hohem Wiedererkennungswert: "Dancing Queen – The Best of ABBA" aus der Musicalkomödie "Mamma Mia" hielt mit "SOS", "Thank You for the Music", "I Have a Dream", "Take a Chance on Me" oder "Waterloo" jede Menge davon bereit. Beats zum Ende des offiziellen Teils: Die verrückte "Rocky Horror Picture Show" ließ den Chor nochmal zu Höchstform auflaufen. Da kreisten die Hüften, wurde gesprungen, Hände winkten, das war Lust am Singen und der Musik pur!
Nicht nur der energiesprühende und bewegungsfreudige Dirigent Matthias Göttemann dürfte an diesem Abend einiges an Gewicht verloren haben – dafür war es ihm wieder einmal auf souveräne Weise gelungen, alle mitzureißen. Kochend die Stimmung, Zugaben, rhythmische Unterstützung aus dem Publikum bei "America", ein umwerfender Abend!