
Freiflächensolaranlagen an Autobahnen sind seit 2023 privilegiert. Auch in der Gemeinde Wasserlosen, entlang der A7 zwischen Greßthal und Wülfershausen, soll eine 33 Hektar große Photovoltaikanlage gebaut werden. Die Pläne stellte der Projektierer jetzt in der Gemeinderatssitzung vor.
Mit 25 Besucherinnen und Besucher war der Sitzungssaal im Greßthaler Rathaus proppenvoll. Groß war das Interesse an dem bereits weit gediehenen Projekt. Bei einem Solarpark liegen die Hektar-Pachtpreise um ein Vielfaches höher als bei einer landwirtschaftlichen Nutzung. Im Bereich der Gemeinde Wasserlosen wirtschaftet die Landwirtschaft auf schlechten Böden.
27 Familien möchten ihre Flächen einbringen
Vom Investor Trianel GmbH informierte Thilo Minich über das Unternehmen, das für seine 53 Gesellschafter, darunter deutsche Stadtwerke und Energieversorger, Projekte mit erneuerbaren Energien entwickelt. Dabei sei Trianel auch ein Netzbetreiber und baue zudem Umspannwerke. Was bei dem Wasserlöser Projekt wohl nötig sei.
Minich wies auf das EEG-Gesetz und den gesetzlichen Vorrang von Feld-Photovoltaik-Anlagen hin. Hier, zwischen Greßthal und Wülfershausen, könne damit ein weiterer Zubau an regenerativem Strom erfolgen. Vor allem aber sei es der "starke Wunsch der Bürger". 27 Familien würden ihre Flächen einbringen wollen. Diese Anlieger im privilegierten 200-Meter-Korridor an der Autobahn haben bereits Vorverträge unterschrieben. Für die Gemeinde bestehe die Möglichkeit, so Minich, dass sie durch Direktzahlungen von 0,2 Cent pro Kilowattstunde profitieren könne. Das müsste vertraglich geregelt werden. Für eine Bürgerbeteiligung gebe es ebenfalls Möglichkeiten.
Die rund 33 Hektar sind auf vier Teilflächen entlang der A7 verteilt, drei östlich der Autobahn und im Bereich der Gemarkung Greßthal, eine westlich davon, nahe Wülfershausen. Weil der privilegierte 200-Meter-Streifen entlang der Autobahn aber viele Flurstücke anschneidet, deren Rest schwierig zu bewirtschaften wäre, plädierte Minich dafür, diese zur Photovoltaik-Anlage dazuzunehmen.
Keine Erweiterung über den 200-Meter-Streifen
In einer der möglichen Flächen liegt auch ein 6000 Quadratmeter großes Grundstück der Gemeinde, ein kleines Dreieck. Damit könnte sich die Kommune auch direkt an der Anlage beteiligen, schlug der Trianel-Vertreter vor.
Bürgermeister Anton Gößmann erläuterte, dass bislang bei verschiedenen Vorgängerprojekten der Gemeinderat es immer abgelehnt habe, in die Bauleitplanung zu gehen. Diverse Gründe seien von den Räten genannt worden: Schutz der Natur, Verbrauch landwirtschaftlicher Flächen oder dass der Solarstrom nicht direkt vor Ort verarbeitet werden könne. Jetzt sei das Projekt privilegiert. Er selbst sehe an der geplanten Fläche bei Greßthal eine große Nähe zum Ort, sodass aus seiner Sicht keine Erweiterung über den 200 Meter-Streifen hinaus möglich sei.
Weitere mögliche, gemeindeeigene Flächen fragte Christian Hofmann nach. Ein kleines Areal westlich der A7 sei von Wald umgeben und kaum nutzbar, meinte der Trianel-Mitarbeiter. Harald Friedrich fragte nach möglichen Stromspeichern und deren Standorte. Wahrscheinlich müssten "mehrere Speicher an dem sehr wahrscheinlich zu bauenden Umspannwerk" errichtet werden, so Minich. Wo das stehe, sei noch nicht klar. Trianel würde die Fläche dafür kaufen.
Sorgen drehen sich um Natur und Tiere
Als problematisch sah es zweiter Bürgermeister Josef Schneider, wenn "kleine Zipfel" hinzugenommen würden. Das berge die Gefahr, dass weitere Grundstückseigentümer hinzugenommen werden wollten. Und wo ziehe man dann die Grenze zum 200-Meter-Korridor. Alles, was über die privilegierte Zone hinausgehe, seien Präzedenzfälle, pflichtete Martin Heil bei. Damit hätten seiner Meinung nach auch andere Flächen einen rechtlichen Anspruch.
Heil störte die Einzäunung der Solarfläche, was ihm Sorge um Natur und Tiere bereite. Aus versicherungsrechtlichen Gründen und zum Schutz vor technischen Anlagen sei dies nötig, so Minich. Wer denn die Mindereinnahmen für die Jagdgenossenschaft übernehme, wenn – wegen der Einzäunung – gut 30 Hektar weniger Fläche zu bejagen sei, fragte Gottfried Bindrim nach. Denn die Jäger würden dann nicht mehr so viel Pacht zahlen, wovon auch der Wegebau bestritten werde.
Zu entscheiden hatte der Rat an diesem Abend nur darüber, ob die Gemeinde sich mit ihren 0,6 Hektar eigener Fläche an dem Projekt beteilige. "Wir wären schlecht beraten, wenn nicht", sagte Schneider. Einstimmig war das Gremium dafür.
Wie geht es weiter? Der Investor muss einen Bauantrag stellen, erklärte Bürgermeister Gößmann auf Anfrage der Redaktion. Beschlüsse muss der Gemeinderat noch über die zweite, gemeindeeigene Fläche sowie über den 200-Meter-Streifen hinaus fassen. Wen das der Fall sei, müsste der Bebauungsplan geändert werden. Dafür müsste der Gemeinderat den Aufstellungs- und Satzungsbeschluss fassen und die Träger öffentlicher Belange beteiligen. Die Kosten dafür müsste der Investor tragen.