
Nach dem Bienenvolksbegehren wurde als politisches Ziel formuliert, das Bayerische Vertragsnaturschutzprogramm Wald auf sechs Prozent der Privat- und Kommunalwaldfläche auszudehnen. Dieses Förderprogramm dient insbesondere dem Erhalt von Totholz und Biotopbäumen zur Sicherung der Artenvielfalt im Wald. Über den Umsetzungsstand und die bereits sichtbaren Ergebnisse im Landkreis Schweinfurt haben sich das Landratsamt Schweinfurt und die Gemeinde Schonungen auf Einladung des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) unter anderem bei einem Ortstermin im Gemeindewald Schonungen informiert. Das geht aus einem Schreiben des AELF hervor, dem folgende Informationen entnommen sind.
Wie nahezu alle kommunalen und darüber hinaus auch viele privaten Waldbesitzer im Landkreis Schweinfurt, nimmt die Gemeinde Schonungen seit Jahren an diesem Naturschutzförderprogramm teil. Im Wald bei Hausen begrüßten Bürgermeister Stefan Rottmann und Forsttechniker Thomas Helmschrott Landrat Florian Töpper und Philipp Keller von der unteren Naturschutzbehörde sowie Stephan Thierfelder vom Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten zum gemeinsamen Rundgang.
Exemplarisch für viele Laubwälder im Landkreis zeigt der rund 140-jährige Eichen-Buchenwald in der Abteilung Neuwied die Entwicklung der Naturschutzpotenziale in den letzten Jahrzehnten. Bei der Waldbewirtschaftung wurden Bäume mit Spechthöhlen und Pilzkonsolen geschützt, natürlich abgestorbene Bäume belassen. "Gerade für den Erhalt von Totholz ist das Förderprogramm ein ausgesprochen wirkungsvoller Türöffner", schildert Stephan Thierfelder die Erfahrungen der Forstverwaltung. Für den Erhalt von Spechtbäumen war schon lange ein tiefes Verständnis der Waldbewirtschafter gegeben. Aber abgestorbene Bäume landeten in der Vergangenheit angesichts der regen Brennholznachfrage im waldarmen Landkreis Schweinfurt häufig im Ofen. Die vergangenen Jahre erhöhte sich die Fördersumme im Landkreis auf eine viertel bis halbe Million Euro jährlich.
Am südlichen Waldrand nehmen die Kronenschäden an Buchen und Absterbe-Erscheinungen an Eichen zu. Ursache sind die zurückliegenden trocken heißen Jahre ab 2018. Die eingetretenen Schäden insbesondere an Buchen haben zu einer deutlichen Steigerung beim Vertragsnaturschutzprogramm Wald im Landkreis geführt. "Mehr stehendes Totholz und abgestorbene Äste sind für den Waldnaturschutz willkommen, sie haben aber auch eine Kehrseite für uns Menschen", berichtet Forsttechniker Thomas Helmschrott aus seinem Arbeitsalltag. Forstwirtschaftliche Arbeiten auf diesen Flächen werden bezüglich des Arbeitsschutzes eine zunehmende Herausforderung, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden darf. Auch bindet der ausgewiesene Mountainbike-Trail zunehmende Arbeitskapazität für Verkehrssicherungsmaßnahmen durch absterbende Äste und Bäume, die aufgrund des Klimawandels massiv zugenommen haben.
Auch auf den Aspekt der Waldgesundheit gilt es zu achten. Manche Waldbesitzer haben Sorge, dass sich in absterbenden Bäumen Insekten vermehren, die umliegende Bäume befallen, wenn die absterbenden Bäume nicht rechtzeitig gefällt und aus dem Wald gebracht werden. "Diese Sorge muss man ernst nehmen, da braucht es eine forstfachliche Beurteilung je nach Baumart und Insekt, wie sich Waldschutzrisiko und Naturschutzwertigkeit im konkreten Einzelfall darstellen", ordnet Stephan Thierfelder ein.
An einer alten knorrigen Eiche mit großer tiefgehenden Faulstelle am Wurzelansatz, einem sehr seltenen Lebensraum für gefährdete Käfer, ist Gelegenheit für eine Abschlussbilanz. Wie die Förderkarte der Forstverwaltung zeigt, sind schon erhebliche Teile des Gemeindewaldes Schonungen in dem Förderprogramm, aber es gibt auch noch nennenswerte weitere geeignete Flächen.
Vom Kommunal- und Privatwald im Landkreis nehmen heute bereits mehr als 18 Prozent der Fläche am Bayerischen Vertragsnaturschutzprogramm Wald teil. "Das ist ein sehr schöner Erfolg für den Waldnaturschutz", so Landrat Florian Töpper.