Ein großes Stühlerücken wird es im Mai im Stadtrat geben. Nicht weniger als neun der bisherigen 20 Stadtratsmitglieder treten bei der Wahl zum neuen Gremium am 16. März nicht mehr an. Und die Wähler entscheiden erst noch, ob die anderen elf wieder am Ratstisch Platz nehmen dürfen.
Die stärkste Zäsur wird es bei der CSU geben, bei der von den jetzigen acht Mandatsträgern nur noch Markus Reuß, Burkhard Wächter und Alfred Hügelschäfer erneut auf der Liste stehen. Es folgt die SPD, wo mit Erich Servatius und Lukas Bräuer nur noch zwei der aktuell vier Sitzinhaber antreten. Auch bei den Freien Wählern scheiden zwei der bisherigen fünf Stadträte aus; Hubert Zink, Dietmar Röder und Rainer Krapf sind noch dabei.
Die drei Einzelkämpfer dagegen stehen alle wieder auf dem Stimmzettel, Arnulf Koch (Die Jungen) diesmal allerdings bei der CSU, Heinz Lorz (parteilos) jetzt als Spitzenkandidat der von ihm gegründeten Liste „Bürger für Gerolzhofen“ und Thomas Vizl wieder bei Geo-net.
Nach den Gründen für ihren Rückzug aus dem Rathaus haben wir uns bei den neun ausscheidenden Räten erkundigt. Unter ihnen sind alle vier Frauen im Rat, die ausnahmslos der CSU angehören.
• Lieselotte Feller (CSU): Sie will nach 24 Jahren Stadtratsarbeit Jüngeren Platz machen. Das Geomaris war am Anfang ihrer Karriere unangenehmstes Thema, als die Baukosten Anfang der 90er von fünf auf elf Millionen stiegen, und es ist es am Ende wieder, denn Sanierung mit Teilneubau werden ebenfalls deutlich teurer, als kalkuliert.
• Eva Maria Ott (CSU): „Zwölf Jahre sind eine gute Zeit, sechs Jahre lernt man, sechs Jahre handelt man“, sagt die Fraktionsvorsitzende der CSU zu ihrem Ausscheiden. Dadurch soll mehr Raum für anderes entstehen. Sie will sich mehr Zeit für ihr eigenes Rechtsanwaltsbüro und die Pflege ihrer Eltern nehmen.
• Hannelore Hippeli (CSU): Mit 73 Jahren und nach 24 Jahren im Stadtrat sei es an der Zeit aufzuhören, sagt die Partnerschaftsbeauftragte der Stadt. Ihre größte Sorge ist, dass sich im neuen Stadtrat wieder jemand findet, der sich mit gleichem Eifer um die Partnerschaften mit Mamers, Elek, Scarlino und Rodewisch kümmert. Vorsitzende des Partnerschaftskomitees Gerolzhofen-Mamers wird das an Jahren älteste Stadtratsmitglied aber bleiben.
• Maria Bauer (CSU): Einen beruflichen Schritt nach oben geht diese Stadträtin. Das wird sie viel Zeit kosten. Dazu kommen familiäre Gründe, die Maria Bauer veranlassen, das Amt abzugeben. Die Arbeit im Stadtrat habe ihr während der vergangenen zwölf Jahre immer Spaß gemacht, bestätigt die 53-Jährige.
• Werner Ach (CSU): Er ist mit 36 Jahren im Stadtrat dienstältestes Mitglied und hört aus Altersgründen auf. Ein ausführliches Porträt hat die Main-Post bereits veröffentlicht.
• Ludolf Kneuer (SPD): Der 60-Jährige zieht sich nach einer Sitzungsperiode aus gesundheitlichen Gründen zurück. Das tut er mit einiger Wehmut, denn er habe gern im Rat gearbeitet, besonders als Verkehrsreferent und in der Waldpflege. Für ihn ist das Geomaris das Projekt, das ihm am meisten Sorge machte.
• Roland Marschall (SPD): Mit 63 Jahren will er in Rente gehen. „Rente soll auch wirklich Rente sein“, sagt der knapp 60-Jährige, der seit 1996 im Stadtrat sitzt. Marschall möchte aber nicht nach der Hälfte der Legislaturperiode aufhören. Neben seinem Stadtratsmandat gibt es daher auch alle anderen Ehrenämter auf. Nach 40 Jahren auf allen möglichen Posten will er sich mehr seiner Familie widmen.
• Bernd Ludwar (Freie Wähler): Er will sich nach zwei Amtsperioden wieder mehr seiner Firma widmen. Sowohl im Geschäft als auch im Stadtrat werde die Arbeit immer bürokratischer, was viel Zeit koste. Mit 50 habe man auch ein Alter erreicht, in dem man an der einen oder anderen Stelle etwas kürzer treten sollte.
• Thomas Zink (Freie Wähler): Als Geschäftsmann, dem die Gerolzhöfer Kunden sehr wichtig sind, hat er die Erfahrung gemacht, dass Geschäft und Politik schlecht zu trennen sind – mit teilweise negativen Auswirkungen auf das Geschäft. Um objektive Entscheidungen treffen zu können, dürfe man sich auch nicht nur auf die Vorgaben der Verwaltung verlassen. Es erfordere einen hohen Arbeits- und Zeitaufwand, sich eine eigene Meinung zu bilden. Außerdem werde persönliches Engagement oft durch Bürokratismus und „Parteidenken“ behindert. Zinks Respekt gilt allen Stadträten, die sich trotz der genannten Anforderungen weiterhin für Gerolzhofen einsetzen.