Das leicht rückläufige Betriebsergebnis des letzten Jahres und die beiden letzten umsatzschwachen Quartale schlagen sich auch im Geldbeutel von 55 000 Mitarbeitern des ZF Konzerns in Deutschland nieder. So jedenfalls lässt sich der Rückgang der betrieblichen Erfolgsbeteiligung für das Jahr 2018 interpretieren. Wurden im Frühjahr 2018 noch 1480 Euro brutto angewiesen, stehen auf dem Lohnzettel aktuell nur noch 1100 brutto. Hinzu kommen 15 Euro für jedes Jahr Betriebszugehörigkeit. Das alles für Tarifbeschäftigte.
Ähnliche Jahresleistungen werden auch in anderen Betrieben gezahlt. Es handelt sich dabei um freiwillige Zahlungen, die oft jedoch auf Betriebsvereinbarungen zurückgehen. Eine solche gibt es beispielsweise seit 2008 bei Schaeffler. Es handelt sich dabei um die sogenannte Zukunftsvereinbarung, die der Betriebsrat mit der Unternehmerfamilie Schaeffler geschlossen hat. Wie der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Jürgen Schenk auf Anfrage betonte, sei die Ausschüttung seit Jahren relativ konstant.
Berechnet wird sie auf der Basis von drei Faktoren: Qualität der Produktion, Liefertreue und Anteil zur Wertschöpfung weltweit. In der Aprilabrechnung werden zum Monatsende 1060 Euro angewiesen. Für 2017 gab es im letzten Jahr 1230 Euro, zuvor 1010 Euro für 2016. Die IG Metall wertet die Zahlung als "Erfolg einer starken Interessensvertretung". Schaeffler beschäftigt in Schweinfurt rund 5000 Menschen.
Bei SKF laufen derzeit Verhandlungen zwischen Management und Betriebsrat, wie der Standort mit seinen 4200 Mitarbeitern die Wirtschaftlichkeit verbessern kann. Zu einer Erfolgsbeteiligung gibt es darum noch keine Aussage.
Fresenius auf der Bremse
Die Erfolgsbeteiligung hat bei Fresenius Tradition, es gibt sie bereits seit 1997. Im vergangenen Jahr wurde allen teilnahmeberechtigten Mitarbeitern 2200 Euro für das Geschäftsjahr 2017 ausgezahlt, je zur Hälfte in Aktien und in bar. Auch rund 1200 Mitarbeiter von Fresenius Medical Care in Schweinfurt nehmen an diesem Programm des Gesamtkonzerns Fresenius teil. Mitarbeiter von Fresenius Medical Care erhalten Aktien der Fresenius Medical Care AG & Co. KGaA, alle übrigen Teilnehmer erhalten Aktien der Fresenius SE & Co. KGaA. Von der Barauszahlung seien vorab alle Steuern und Abgaben beglichen worden, teilt das Unternehmen mit.
Im Geschäftsjahr 2018 habe der Gesamtkonzern Fresenius eine Bedingung für die Erfolgsbeteiligung nicht erreicht, heißt es auf Anfrage. Weil der Vorstand von Fresenius den Einsatz und das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trotz dieser Umstände honorieren möchte, habe er aber eine nachträgliche Auszahlung der Erfolgsbeteiligung beschlossen: Wenn das Unternehmen in den Jahren 2018 bis 2021 im Durchschnitt die Bedingungen erfüllt, "fließt das Geld rückwirkend".
Unterschiedliche Basis
Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats von ZF, Achim Dietrich, nennt die Erfolgsbeteiligung eine wichtige Anerkennung für die Kolleginnen und Kollegen. "Die Zahlung ist zwar geringer als im Vorjahr und spiegelt damit das Ergebnis der ZF wider, nicht aber die Leistung der Beschäftigten." In vielen Standorten – in Schweinfurt werden 9500 Mitarbeiter beschäftigt – habe es 2018 eine Rekordauslastung mit Überstunden und Wochenendarbeit gegeben. "Wir sehen im Ergebnis aber auch die sich abschwächende Konjunktur und höhere Ausgaben für Forschung und Entwicklung. 1100 Euro plus Treueprämie sind ein dementsprechender Anteil am wirtschaftlichen Erfolg von ZF."
Wenn die Mitarbeiter der Schweinfurter Metallbetriebe die Berichte über die Zahlungen beispielsweise der Automobilindustrie verfolgen, können sie nur staunen. Bei VW gibt es pro Kopf über 4000 Euro, bei Audi sogar über 8000. Und das, obwohl beide Marken zum selben Konzern gehören. Das hängt mit unterschiedlich hohen Renditen, aber auch mit anderen außertariflichen Leistungen im Einzelfall der Unternehmen, also mit unterschiedlichen Basiswerten, zusammen.