Die Empörung ist groß: Seit der neue Busfahrplan der Stadtwerke in Kraft ist, hagelt es Beschwerden. Nicht nur über Facebook machen Fahrgäste ihrem Ärger Luft, empörte Kunden meldeten sich auch direkt bei den Stadtwerken.
Was ist geschehen? Die Stadtwerke haben im neuen Fahrplan, der seit 1. Januar 2019 gilt, einige Verbindungen gestrichen. Zum Beispiel die beiden letzten Fahrten der Linie 43 vom Roßmarkt zur Eselshöhe und zum Sonnenteller. Der letzte Bus fährt hier nun schon um 20.30 Uhr. Im alten Fahrplan gab es noch eine Tour um 21.37 Uhr und um 22.15 Uhr. An Sonn- und Feiertagen wurden die Busse zur Eselshöhe sogar auf drei Fahrten am Nachmittag zusammengekürzt. Noch schlimmer trifft es die Anwohner am Sonnenteller, sie kommen sonntags überhaupt nicht mehr in die Stadt. Die Linie wurde ersatzlos gestrichen.
"Ich bin richtig sauer", sagt Marion Both. Sie wohnt an der Eselshöhe und hat ein Jahresticket für den Stadtbus. Dass sie nun abends nach 20.30 Uhr keinen Bus mehr nach Hause bekommt, ärgert sie. "Wir zahlen alle den gleichen Preis für das Jahresticket, aber der Service ist nicht für alle Stadtteile gleich", verweist Marion Both beispielsweise auf die Verbindungen zum Bergl, wo auch weiterhin zwischen 5 und 22 Uhr regelmäßig die Stadtbusse verkehren. Einen späten Bus hält sie für unverzichtbar, um Abendtermine in der Stadt wahrnehmen zu können. Egal, ob Fitnesscenter oder Saunabesuch, ob Ehrenamtstermin oder Feierabendbier – "um 20.30 Uhr ist man nie fertig".
40 Minuten Wartezeit und zehn Minuten längere Fahrzeit
Nicht nur die fehlenden Abendbusse sorgen für Verdruss. Ein Schweinfurter Fahrgast ist verärgert, weil die 18-Uhr-Fahrt auf der Linie 42 gecancelt wurde. Zu Eselshöhe/Sonnenteller gibt es jetzt zwischen 17.40 und 18.20 Uhr keine Verbindung mehr. Fahrgäste müssen 40 Minuten lang auf den nächsten Bus der Linie 43 warten und dann zehn Minuten längere Fahrzeit in Kauf nehmen, weil dieser über Haardt fährt. "Das ist alles andere als kundenfreundlich", heißt es in einem Facebook-Post.
"Was sind schon 40 Minuten? Samstagabend nach Gochsheim gibt es eine Pause von 2:20 Stunden", kritisiert Heiko Kuschel auf Facebook, dass die Randgemeinden mit dem neuen Fahrplan noch schlechtere Verbindungen haben. Diese Pause gibt es schon seit einiger Zeit, aber jetzt wurde der Bus um 19.20 vom Roßmarkt Richtung Gochsheim gestrichen. Dem pflichtet Joachim Schmelzer aus Schonungen bei: "Am Freitag ist der letzte Bus nach Schonungen um 22.40 Uhr gefahren, nun fährt der letzte Bus um 21.15 Uhr." Und am Samstag, dem Ausgehtag, ist letzte Abfahrt nach Schonungen um 20.30 Uhr. Am Sonntag wurden die Fahrten sogar auf nur fünf reduziert. "Dies ist absolut inakzeptabel."
Anpassungen aus ökologischen und ökonomischen Gründen
Was hat die Stadtwerke zu diesen Streichungen bewogen? In einer schriftlichen Stellungnahme des Unternehmens heißt es, dass "aus ökologischen und ökonomischen Gründen im Abendverkehr, an Wochenenden sowie an Feiertagen einige Anpassungen vorgenommen wurden". So seien Fahrten entfallen, "die nicht oder sehr unzureichend angenommen wurden", um Leerfahrten besonders im Abendverkehr zu vermeiden. Hoch frequentierte Linien hingegen seien von den Änderungen nicht betroffen. Auf diesen stark frequentierten Linien sollen in Zukunft sogar verstärkt Busse mit größerer Kapazität eingesetzt werden.
Die Stadtwerke weisen auch darauf hin, dass die von den Änderungen betroffenen Fahrgäste teilweise auf andere Linien ausweichen könnten. Zum Beispiel bei Linie 13 zum Bergl und nach Oberndorf. Hier könne man am Abend die Linien 11, 12 und 91 nutzen.
Enttäuschte und ratlose Fahrgäste
Für Marion Both ist diese Strategie der Stadtwerke "rückwärtsgewandt". Statt den Öffentlichen Nahverkehr zu stärken, werde seine Attraktivität geschwächt. "Was nützt die Einführung eines modernen Ticketsystems, wenn kein Bus mehr fährt?", fragt Marion Both. Und: "Soll man sich jetzt schnell ein Auto anschaffen, um Abendtermine in der Stadt wahrzunehmen?" Ökologisch sei das nicht. "Ich bin enttäuscht und ratlos."
Auch der Schonunger Familienvater Joachim Schmelzer hält das Vorgehen der Stadtwerke für einen Schritt in die falsche Richtung. Gerade in der heutigen Zeit, in der man sich überlege, das Auto eher weniger zu benutzen, werde man gezwungen, vermehrt darauf zurückzugreifen, wenn man ausgehen will oder die Kinder am Abend in Schweinfurt abholen muss. "Hier haben uns benachbarte Städte wie Würzburg oder Bamberg einiges voraus." Schmelzer fordert daher die Stadtwerke auf, ihre Preispolitik und Fahrzeiten einmal zu überdenken, "denn sonst sind die Busse noch leerer als im Moment".
Mich beschleicht das Gefühl, an der Spitze der Stadt sitzen nicht die allumfassend informiertesten Köpfe.
Vielleicht muss man begreifen, dass das Aufrechterhalten auch unbeliebter Strecke im Umkehrschluss eine Querfinanzierung seiner sterbenden Innenstadt bedeutet.
Alteingesessenes verschwindet, im Ausgleich wird der Leerstand zunehmend Handyläden und Ramschgeschäften wie Sauerbier angebiedert.
Ob weniger Buslinien, und damit am Wochenende komplett abgeschnittene Vororte und Stadtteile helfen, dieses Problem zu mildern?
ÖPNV ist ein Zuschussgeschäft. Genau wie Schwimmbäder, Bibliotheken oder Erholungsgebiete.
Immer und überall.
Aber: Sie machen eine Stadt attraktiv, oder sie tun es eben nicht.
Ich denke daher, es hat in SW immer noch nicht weh genug getan, um das zu realisieren.
Die Stadtwerke Busbetrieb und Landkreis Schweinfurt könnte für eine Probephase mit den TAXI-Betreibern eine MOBILITÄTS-Vereinbarung eingehen und wenig nachgefragte Stadtgebiete und Randgemeinden in der Nacht versorgen - dies könnte nach dem integrierten barrierefreien MOBILITÄTSKONZEPT der SCHWEIZ (ÖPNV+TAXI+Fahrrad+Individualverkehr) gestaltet werden. Alte + Behinderte + Familien können ihre MOBILITÄT nach Bedarf wählen. Wäre das nicht eine ökologische+ökonomische sowie soziale Lösung für barrierefreie MOBILITÄT im Stadt+Landkreis Schweinfurt. Die LOGISTIK für die nächtlichen Verbund-TAXI bietet sogar eine Schweinfurter Softwarefirma an - Wäre das nicht eine Chance für die Erfinderstadt Schweinfurt neue Wege im Bereich ökonomischer+ökologischer sowie sozialer+barrierefreier MOBILITÄT auszuloten ?! Wann wird der einzige barrierefreie Bahnhalt Schweinfurt-Mitte mit dem Stadtbus erschlossen ? Wie erreichen wir eine zinsfreie ökologische Kreislaufwirtschaft ?
Vorschlag: die vielen Linien in wenige, lange Pendellinien im 10-Minutentakt zusammenfassen und dabei das Netz nach außen vergrößern. Beispiele:
Nord-Südlinie(1): Üchtelhausen-Deutschhof-Hafen/Ost-Schwebheim
Nord-Südlinie(2): Hambach-Dittelbrunn-Maibacher Str.-Hafen/West-Grafenrheinfeld-Röthlein
Zukunftslinie für Stadtentwicklung Nordwest-Südost: (Mönchkutten)-(Pfannäcker)-(Kessler Field)-(Carusallee)-Mozartstr.-Sennfeld-Gochsheim
z. B. bei (1) 10-Mintentakt bis Deutschhof, geringerer Takt bis Üchtelhausen, ähnlich wie jetzt bei kleineren Orten an Linienenden
Dazu Steigerwaldbahn + Erfurter Bahn KG-SW/Stadt als S-Bahn KG-HAS mit zusätzl. Halten (z. B. Schulzentrum-West) + Verbundticket Schiene-Bus. Das wäre Abschied von Provinz.
Blöd aber auch!
Im ÖPNV gibt es ein Henne Ei Problem. Wenn die Fahrten unattraktiv sind werden sie auch nur wenige Fahrgäste zählen. Der Weg kann deshalb nur eine Ausweitung des ÖPNV Angebots sein.
Schwebheim, Röthlein, Geldersheim, Euerbach und Üchtelhausen, die funktional genauso eng mit der Stadt verknüpft sind, wie die anderen Vororte, sollten auch Stadtbusanschluss erhalten - vgl. hierzu WÜ! Der neue Citymanager sollte das auch als Erstes fordern, da es die beste Belebung der Innenstadt und Aktion gegen Leerstände wäre.
Derzeit gibt es in SW Totsparpolitik, so auch mit der Absage des längst überfälligen Wohngebietes Pfannäcker. Mehr ÖPNV und viel mehr Baugrundstücke für junge Familien sind die Zukunft für die Stadt. Das zahlte sich vielfach in allen Bereichen aus: Belebung der Innenstadt, des Einzelhandels, des Nachtlebens (z. B. Nachtbus am Samstag), der Schulen, etc.
Nach der einzigartigen Ära Gudrun Grieser, vorbildhaft für ganz Deutschland, verspielt derzeit die CSU den Kredit. Sie hat i. Ggs. zu Grieser (Industrie und Kunst) keine Vision für die Stadt - Vorschlag: Schweinfurt entwickeln als "Bayerns Deutsche Mitte".
Wer übernimmt die KOSTEN für die gewünschten Serviceleistungen+Kostenfreien ÖPNV ? Der Steuerzahler oder der Strom-/Buskunde durch höhere Abgaben ? Wollen wir eine unbezahlbare ÖKODIKTATUR ohne Verbrennungsmotoren und ohne Individualverkehr und Autoindustrie ? Die Busbetriebe müssen lernen Fahrplanänderungen offen und transparent vorher mit den Bürgern zu kommunizieren
und teure BASTA-Entscheidungen der Bauverwaltung wie Landesgartenschau zu stoppen
Ein Verkehrsverbund Stadtbus + Regionalbusse + Erfurter Bahn + Steigerwaldbahn. Die EB-Linie Kissingen-SW Stadt mit zusätzlichen Halten, u.a. Conn/Niederwerrn, Bergl-Nord/Schulzentum-West. Als S-Bahn im 20 Min. Takt, verlängert bis HAS o. Zeil. Die von mir oben vorgeschlagenen vielen kurzen Stadtbuslinien, zusammengefasst zu weniger & längeren Linien im 10 Minutentakt würden die S-Bahn kreuzen. Dazu die Steigerwaldbahn, an die kreuzende Regionalbuslinien angetaktet werden.
Und der Raum SW hätte ein attraktives Verbundsystem, bei dem sich Bus & Schiene ergänzen und gegenseitig Fahrgäste zuführen. Mit gemeinsamen Tarifzonen und Zeitkarten. So ist das in Würzburg & überall. Nur im Raum SW denkt man hier zu provinziell. Die Gochsheimer Bürgermeisterin sagte zu mir, dass Steigerwaldbahn und Regionalbusse sich gegenseitig Fahrgäste abnehmen würden. Ich habe ihr dann erklärt wie ein Verkehrsverbund funktioniert.
Hat dazu schon mal jemand eine fundierte Wirtschaftlichkeitsrechung aufgemacht oder will man das aus der Steuer finanzieren oder....?
Ich kann den Ärger der schweinfurter gut verstehen. Die städtische Politik setzt falsche Prioritäten.
Ihre Antwort leider gar keins. Schade.