Am Wochenende dreht sich das Leben in dem ehemals freien Reichsdorf wieder hauptsächlich rund um den Plan. Die Gochsheimer feiern ihre „Kerm“. Sie sind stolz auf die Geschichte ihres Dorfes. Aber die Gochsumer erstarren nicht in ihrer Vergangenheit. „Tradition, die sich nicht der Gegenwart stellt, verliert ihre Zukunft“, sagt Gerd Spitzner, der geistige Vater der Kirchweih-Broschüre, mit der Gochsheim jedes Jahr zur „Kerm“ einlädt.
Dass die Tradition hier Zukunft hat, zeigen die Einwohner jedes Jahr an den ersten beiden Wochenenden im September. So viele Tage ein Jahr hat, so viele Jahre feiern sie nun schon das Hochfest. Zur Freude über den westfälischen Frieden nach 30 Jahren Krieg in Deutschland und Mitteleuropa beging man anno 1649 vor 365 Jahren zum ersten Mal das Friedensfest, aus dem die „Gochsumer Kerm“ in ihrer jetzigen Form erstanden ist.
Für die Jungen ist es eine große Ehre, das Fest als Planbursche oder Planmädchen mit dem ersten Tanz zu eröffnen. Auch heuer haben sich wieder fast ein Dutzend Paare dafür gefunden. Nicht selten wird der Stab in den Familien auf die nachfolgenden Generationen weitergegeben.
Der schmucke Plan füllt sich zum ersten Mal am Samstag, wenn die Planburschen allein mit ihrer Muskelkraft den mächtigen Planbaum aufstellen, dessen Krone zuvor ihre Mädchen geschmückt haben. Am Kirchweihsonntag sind die Tische und Bänke auf dem Plan so begehrt, dass einige schon mit dem ersten Hahnenschrei ihre Stammplätze besetzen und den ganzen Tag behaupten. Dort fiebern sie dem Nachmittag entgegen, bis der „Plaahüpfer“ endlich die Planpaare mit dem typischen Schottisch-Schritt-Rhythmus auf den Plan führt.
Nach der Einführungszeremonie und dem dreimaligen Umtrunk eröffnet der Planälteste den Plan. Wenn die Planpaare ihre Tänze vorgeführt und die anwesenden Honoratioren auf den Platz geführt haben, ist dieser dann endlich für alle frei gegeben.
Aber nicht nur am Plan, auch in den umliegenden Straßen tummeln sich die Kirchweihbesucher und genießen an den vielen Buden die dort angebotenen Köstlichkeiten, fordern ihr Losglück heraus oder glänzen mit ihrer Geschicklichkeit beim Werfen oder Schießen mit dem Luftgewehr. Planpaare, „Plaahüpfer“ und „Plaaschenk“ haben als die Hauptfiguren einen großen Anteil am Erfolg der Gochsheimer Kirchweih. Die Gemeinde weiß das zu schätzen und ehrt seit Jahren die Paare, welche jeweils vor 25, 40, 50 und 60 Jahren das Fest eröffneten.
Programm Festbetrieb ist an allen drei Kirchweihtagen (Samstag bis Montag) jeweils ab 11 Uhr, Musik ab 14 Uhr. Am Samstag, 6. September, wird um 14 Uhr der Planbaum aufgestellt. Am Samstag, 13. September, ist Familientag, von 18 bis 22 Uhr spielt die Band Handmade. Am Sonntag, 14. September, wird die Nachkirchweih gefeiert.