Wenn in Grettstadt vom "Steno" die Rede ist, geht es nicht um Schnellschrift: Die Abkürzung meint die Stilllegungsfläche "Steinlöhlein" im Südosten des Gemeindeteils. Dort stellt die Kommune ihren Bürgerinnen und Bürgern eine Deponie für holzige Gartenabfälle oder Bauschutt zur Verfügung, der in Kleinmengen bis drei Kubikmeter angenommen wird.
Am Steinlöhlein droht demnächst der Fiskus zuzuschlagen. Ab nächstem Jahr sind Gemeinden umsatzsteuerpflichtig, sobald sie ihren Bürgerinnen oder Bürgern Dienstleistungen anbieten, die zu Wettbewerbsverzerrungen gegenüber Privatanbietern führen könnten. In der Gemeinderatssitzung ging es um die 19 Prozent Mehrwertsteuer, die dadurch ab 2023 aufgeschlagen würden.
Generell soll die Deponie kostendeckender arbeiten. Aktuell werden 15 Euro Gebühr pro Kubikmeter Schutt verlangt, bei jährlichen Entsorgungskosten von bis zu 6000 Euro. Zuletzt wurden durchschnittlich etwa 3500 Euro pro Jahr eingenommen.
"Wir sind eine der wenigen Gemeinden, die eine solche Deponie haben", stellte Fabian Saalmüller fest, in der Verwaltung unter anderem zuständig für Bauangelegenheiten. Am Ratstisch entwickelte sich eine lebhafte Debatte, welche Erhöhung angemessen wäre, im ewigen Dilemma Bürgerfreundlichkeit contra Kostendeckung.
Andreas Schech schlug 25 Euro als Höchstgrenze vor: "Wenn der Erhöhungsschritt zu hoch ist, habe ich die Befürchtung, dass der Schutt dann irgendwo liegt." Daraus würden dann wieder Kosten für den Bauhof entstehen. Für Christian Störcher sollte sich die Gemeinde auch mal Gedanken darüber machen, die Deponie komplett zu schließen. Karl Böhner erinnerte daran, dass es bei der kommunalen Umsatzsteuerpflicht einen Freibetrag gibt.
Bürgermeister Jens Machnow brachte einen Vorschlag aus der Verwaltung ins Spiel: Würde sich die Gemeinde eine eigene Satzung für den Deponiebetrieb geben, würde die Mehrwertsteuer-Pflicht entfallen. Das Gremium beschloss dieses Vorgehen einhellig, die Erhöhung der Gebühr auf 25 Euro pro Kubikmeter wurde ebenfalls gebilligt (bei zwei Gegenstimmen).
Friedhofsgestaltung soll in Angriff genommen werden
Auch in Grettstadt weist das Trendbarometer in Richtung zeitgemäße Bestattungsformen, vor allem Urnengräber. Ende September 2019 gab es eine Begehung des örtlichen Gottesackers, bei dem entsprechende Vorschläge gesammelt worden sind. Nach der Verzögerung durch die Coronazeit hat der Gemeinderat im März beschlossen, die Neugestaltung des Grettstädter Gottesackers wieder in Angriff zu nehmen. Nun ging es um die Gründung einer eigenen, zwölfköpfigen Arbeitsgruppe zur zukünftigen Gestaltung der Friedhöfe in allen Ortsteilen.
Günter Birkner wünscht sich zu diesem Thema eine feste Haushaltsstelle. Martin Saalmüller warnte davor, dass alle entstehenden Kosten umgelegt werden müssen. In der Debatte wurde daran erinnert, dass die Bedürfnisse in den Dörfern individuell sind. "Wahrscheinlich wollen die Leute unterschiedliche Bestattungsformen", sagte Felix Hartmann. Ruth Volz erinnerte daran, dass es schon einmal eine Arbeitsgruppe gab, mit dem Wunsch nach verkleinerten Gräbern oder Baumbestattungen.
"Es geht um Trost und Trauer", rief Birgit Reinhart den eigentlichen Sinn von Friedhofskultur in Erinnerung. Die Menschen bräuchten einen Ort, wo sie auch einmal etwas im Gedenken niederlegen könnten. In der Gemeinde ist Mitarbeiterin Daniela Graf mit dem Thema beschäftigt. Gegen fünf Stimmen wurde beschlossen, die Gründung einer Arbeitsgruppe zu vertagen und zunächst noch einmal die Fachfrau im Rathaus anzuhören.
Die erste Arbeitssitzung unter Leitung von Bürgermeister Jens Machnow verlief ansonsten zügig. Zuletzt bedankte sich Ruth Volz bei den Amtskollegen Karl Böhner, Günter Birkner und Artur Kloß, die bei der Verabschiedung von Ewald Vögler als Bürgermeister ihren politischen Rückblick vorgetragen hatten. Die Dritte Bürgermeisterin war bei der Feierstunde in der TSV-Sporthalle krankheitsbedingt verhindert gewesen.