Kurz vor Weihnachten veröffentlichte der Historische Arbeitskreis Grettstadt eine umfangreiche, mit vielen Bildern illustrierte Chronik der Landwirtschaft in den vier Ortsteilen Grettstadt, Dürrfeld, Ober- und Untereuerheim. Unter der Regie von Norbert Kraus und Ruth Volz hatten die Arbeitskreismitglieder Material für das Buch "Grettstadt - Landwirtschaft im Wandel der Zeit" zusammengetragen, das gesichtet, geordnet und aufwändig überarbeitet wurde. Professionelle Unterstützung bot Manfred Dütschke beim Layout und der Bildbearbeitung. Mehr als sechs Jahre war der Arbeitskreis mit dem Mammutprojekt beschäftigt. Das Buch dokumentiert die Entwicklung der Landwirtschaft in den vier Dörfern seit dem Jahr 1900, doch auch frühere Zeiten bis zurück ins Mittelalter werden nicht ausgespart.
Rosa Schech erinnert an die mehr als 200 Gärten mit jeweils ein bis zwei Morgen Fläche, also 2000 bis 4000 Quadratmeter, in denen Ende der 1940er Jahre Obst, Gemüse und Kartoffeln für den Eigenverbrauch angebaut wurden. Die Haltung von Stallhasen, Hühnern und Ziegen war üblich. Damals ernährte ein Landwirt mit seinem Ertrag zehn Personen, heute sind es 140 Personen, obwohl ein Teil der Anbauflächen gar nicht mehr für die Produktion von Lebensmitteln, sondern für die Biogas- oder Biotreibstofferzeugung genutzt wird.
1966 noch zehnmal so viele Betriebe wie heute
1966 gab es in Grettstadt noch mehr als 100 landwirtschaftliche Betriebe, in Dürrfeld 45, in Obereuerheim 58 und in Untereuerheim 44. Nimmt man heute die landwirtschaftlichen Betriebe in allen vier Ortsteilen zusammen, sind es gerade noch 25, die meisten davon nur noch im Nebenerwerb.
Die Flurbereinigung in den Jahren von 1966 bis 1972 veränderte tiefgreifend das Landschaftsbild und den Feldbau, aus heutiger Sicht nicht immer zum Vorteil. Sie schuf aber auch die Grundlage dafür, dass die Landwirte Werner Müller und Oswald Lenhart Aussiedlerhöfe in der Nähe des Steinernen Löhleins errichten konnten und das Gut Deutschhof mit einer Fläche von 110 Hektar in Grettstadt einen neuen Standort bekam, bevor in der Stadt Schweinfurt die frühere Gutsfläche mit den Wohnhäusern eines neuen Stadtviertels bebaut wurde.
Ein Kapitel des Buches beschäftigt sich mit dem mehrmaligen Wechsel der Besitzverhältnisse des Schlosses Euerburg und des Gutshofs Obereuerheim. Dr. Luise von Heßberg half die Veränderungen ab 1148 bis heute zu beleuchten. Seit 1990 ist der Deutschhof Pächter des Obereuerheimer Gutes.
Ein Herzensanliegen von Gemeindearchivar Wolfgang Dorda war das Kapitel über die Grettstädter Wiesen, die historisch bis 1666 belegt sind. Viele der einst in diesem Gebiet beheimateten Wildblumen sind seitdem ausgestorben, aber auch heute finden sich dort noch Pflanzenraritäten.
Siebenerfeste und Grettstädter Wiesen
Alte Flurnamen, Grenzsteine und Flurdenkmäler im Gebiet der Großgemeinde lohnen, sich mit ihnen näher zu beschäftigen, wobei die Siebener oder Feldgeschworenen wichtige Informanten sind. Nicht nur deshalb nehmen die Siebenerfeste in den vier Dörfern ein ganzes Kapitel des Buches ein.
Waren früher landwirtschaftliche Tätigkeiten vorwiegend Handarbeit oder wurden mit Hilfe von Ochsen und Pferden verrichtet, so hielten ab den 1950er Jahren Traktoren Einzug. Ab den 1960er Jahren waren sie für jeden Landwirt unverzichtbar. Dienten sie in der Anfangszeit noch dem Antrieb von Dreschmaschinen, so nahmen Grettstadter Landwirte bereits 1962 an einem Mähdrescher-Lehrgang teil. Es war der Anfang der technischen Revolution, die heute noch die Landwirtschaft beherrscht. Um die enormen Anschaffungskosten zu stemmen, schlossen sich Landwirte zu Maschinenringen zusammen oder arbeiten, wie das Gut Deutschhof, mit spezialisierten Lohnunternehmen.
Nicht nur weil in Untereuerheim die einzige im Landkreis noch aktive Mühle beheimatet ist, widmet das Buch dem Getreideanbau und der Größe der Anbauflächen ein Kapitel. Auch Sonderkulturen, der Waldbau, die Untereuerheimer Fischer und Schiffer und der Wandel in der Viehhaltung werden ausführlich dargestellt.
Historischer Arbeitskreis vor zehn Jahren ins Leben gerufen
Der Historische Arbeitskreis der Gemeinde Grettstadt war 2011 gegründet worden, um die unterschiedliche Geschichte der vier Ortsteile, aber auch die Zusammenschau für die Gesamtgemeinde zu beleuchten. Erstes greifbares Ergebnis der Arbeit war ein Bildstockführer.
Vor gut sechs Jahren entstand die Idee zu einer Chronik der Landwirtschaft. Norbert Kraus, Elisabeth Mayer, Beate Huppmann, Robert Orth, Wilfried von Heßberg und Ruth Volz sammelten fleißig Texte und Bilder, Wolfgang Dorda überprüfte die historischen Daten. So entstand zum zehnjährigen Bestehen des Arbeitskreises ein Buch mit fast 200 Seiten und mehr als 400 Bildern. Dank der finanziellen Unterstützung durch die Bürgerstiftung, die Gemeinde Grettstadt und die Kulturförderung des Landkreises Schweinfurt kann das Buch zum Preis von 14 Euro angeboten werden.
Das Buch "Grettstadt - Landwirtschaft im Wandel der Zeit" ist für 14 Euro erhältlich bei der Gemeindeverwaltung, Tel.: (09729) 9111-22, bei Elisabeth Mayer, Tel.: (09729) 1366, bei Robert Orth (09729) 512, Beate Huppmann, Tel.: (09729) 447, und Ruth Volz, Tel.: (09729) 1422.