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Oberspiesheim
Grenzüberschreitende Solidarität mit der Ukraine
Gemeinsames (An-)Packen für die Ukraine: Bruno Pfister mit den Helferinnen Marlene Pretscher und Andrea Ebert kurz vor dem Start Richtung Krakau. 
Foto: Lucas Schwab | Gemeinsames (An-)Packen für die Ukraine: Bruno Pfister mit den Helferinnen Marlene Pretscher und Andrea Ebert kurz vor dem Start Richtung Krakau. 
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 19.03.2022 02:24 Uhr

"Da wurden noch am Montag unsere Hilfsgüter verteilt", sagt Bruno Pfister, zu mehreren Fotos vom massiven russischen Luftschlag auf Jaworiw, eine Kleinstadt westlich von Lemberg. Die Raketenattacke auf ein militärisches Trainingszentrum nahe der polnischen Grenze hat wieder zahlreiche Tote und ein weiteres Ruinenfeld hinterlassen.

Bruno Pfister ist im normalen Leben eigentlich Lagerverwalter von Naturlieferant Heinrich Klenk in Schwebheim. Der Unterfranke kennt die Ukraine aus eigener Erfahrung, hat dort gute Freunde kennengelernt und möchte, wie viele Menschen im Landkreis, jetzt einfach nur helfen. Als Ende Februar Putins Panzer rollten, startete der Oberspiesheimer mit Gleichgesinnten eine Sammelaktion für die Kriegsopfer. Über der Gärtnerei Benkert in Waigolshausen wurde die gelbblaue Fahne gehisst, als Anlaufstelle für Ukraine-Spenden aller Art, seien es nun Schlafsäcke, Isomatten, festes Schuhwerk, Lebensmittel oder Hygieneartikel. Am ersten Samstag im März fuhren Bruno Pfister und Beifahrer Lucas Schwab mit vollbepacktem PKW und Anhänger Richtung Lemberg. Versorgt werden nicht zuletzt Kinder und Babys im Kriegsgebiet.

Die beiden Oberspiesheimer kamen bis ins polnische Krakau, die Hauptgrenzübergänge waren zu diesem Zeitpunkt schon für deutsche Hilfstransporte geschlossen. Rund 300 Kilometer fehlten bis zum Zielort. Ukrainische Helfer übernahmen die Reststrecke und brachten die Lieferung über die Grenze. "So soll es sein", findet Pfister. "Nicht irgendwo einlagern und warten, bis der Krieg vorbei ist", lautet seine Devise. In Lemberg kümmert sich Kontaktfrau Lena pausenlos um die Verteilung der Kartons und Säcke in der Region.

Die 650 Euro fürs Tanken waren der größte Kostenpunkt auf der ersten Fahrt. Entsprechend bittet Pfister vor allem um Geldspenden fürs Benzin. Demnächst soll ein polnischer Spediteur die Tour übernehmen: "Das ist günstiger." Ein großes Dankeschön geht an die vielen Spender und zupackenden Hände, insbesondere an die Gärtnerei Benkert und das "Blumenhäusel Thüngersheim". Von der Wernecker Apotheke Vanselow gab es Arzneimittel im Wert von 1000 Euro. Auch die Firma Klenk leistet mit ihren Mitarbeitern reichlich Unterstützung.

Bruno Pfister kennt die Ukraine gut, deren weite, abwechslungsreiche Landschaften er seit 2009 beruflich und privat erkundet hat. Vor allem die Wälder der Karpatenregion sind Lieferant für Holzpellets, Brennholz oder Europaletten, die vor dem Krieg millionenfach nach Westeuropa kamen. "Das Land ist schon gigantisch" sagt der Unternehmer, der dort ein ganzes Netzwerk  geknüpft hat - Kontakte, die ihm jetzt bei der Aktion zu Gute kommen. In der Westukraine sei der Lebensstandard bislang relativ hoch gewesen: "Da konntest du als Deutscher prima Wellnessurlaub machen." Lena betreibt in Lemberg eigentlich eine Zeitarbeitsagentur. Nun schickt sie kleine Videobotschaften, mit Dankesworten und Stimmungsberichten auf Deutsch, aus dem Van ebenso wie ihrem mit Hilfsgütern vollgestellten Zuhause. Sie hat viele Jahre in Deutschland gelebt. "Es wird langsam brenzlig", sagt Pfister, 200- bis 300 000 Flüchtlinge drängen sich in der alten galizischen Metropole Lwiw oder Lemberg, die zugleich Kulturhauptstadt der Ukraine ist. Ziemlich übermüdet wirke die Helferin, sagt Pfister. Wie viele Lemberger findet Lena kaum noch Schlaf, der noch dazu vom Heulen der Luftschutzsirenen unterbrochen wird, bei Angriffen auf die Flughäfen. Die ukrainische Patriotin (und Beaglefreundin) möchte demnächst wieder einmal ein paar Stunden durchschlafen. Dazu muss sie kurzfristig nach Polen fahren, wo noch keine Bomben fallen.

Die Lieferkette nach Lemberg funktioniert - noch: Dank Helferin Lena wird in Lwiw nicht zuletzt Kindern geholfen, die am meisten unter dem Krieg leiden.
Foto: Archiv Bruno Pfister | Die Lieferkette nach Lemberg funktioniert - noch: Dank Helferin Lena wird in Lwiw nicht zuletzt Kindern geholfen, die am meisten unter dem Krieg leiden.
 
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