Der rabiate Nacktangler von der Moskwa packt jetzt sogar schon am Main seine Rute aus, auf der Titelseite des "Kosmischen Penis". "Mini-Atombomben in Meefischli" meldet das Schweinfurter Szenemagazin in Ausgabe 110, die brandaktuell zum Grand Prix de la Chanson de Penivision 2022 im Stattbahnhof erschienen ist. Wie ernst die Lage zwischen Putinismus, Pandemie und Affenpocken wirklich ist, lässt sich daran ermessen, dass nach langer Covid-Flaute zwischenzeitlich der GPdlChdP selbst auf der Kippe stand.
Auch auf der Musikerseite drohte zuletzt Erschlaffung. Der bewährte Moderator Gerald Jimij Günther brachte mit viel Elan zehn Gigs zusammen und musste zwei davon gleich wieder streichen. Der erste Interpret, Knockout, fiel coronapositiv flach. "Ich kann mich erinnern" – mit diesem Titel war Wonsing auf Platz 5 angekündigt, der Chansonier verschwitzte seinen Auftritt aber trotzdem.
Auf die Länge kam's zum Glück nur bei den Preisen an, beim traditionsreichen Swinger-Songwriter-Wettbewerb, der Gliedermacher zu pittoresken Penistrophäen, Liedermacher zu orgasmischem Brainstorming und Zeitungsmenschen zu wilden Wortspielen inspiriert. Geboten wurde gut generdete Samstagsabendunterhaltung, die man in der Stadt wirklich nur ungern missen möchte.
"Wolfram, zünd die Kerzen an", hieß es nach der feierlich gesummten Eurovisions-Hymne. Dem Mann am Mikro zur Seite stand diesmal die charmant lächelnde Petra. Gleich zu Beginn wandte sich das Duo Matze Glatze mit "Pornoproduzent" einem knüppelharten Thema zu: Geschlechtsverkehr zu bloßen Entertainmentzwecken. Der Grand Prix kann aber auch ernsthaft, wie Gitarrist "Rewinding Rivers" bewies, mit ruhigem Indie Folk.
Tschägga und G.igolo Brand erinnerten mit "Cocobello" an herrliche Zeiten voller Amore, in "Schweinfurt Süd" – am Strand von Rimini gilt die Kokosnuss als legales Koks für touristische Testosteronschleudern. Nördlich der Alpen dopt man sich lieber mit Gerstensaft: "Der Rudi is furd" nannte sich die süffige Biergartenballade von Sid Vintage aus Zeil am Main.
Trash King Duke fuhr mit Uraltroller und Wackelelvis vor
"Über die Liebe kann man viele Lieder singen", weiß Else Admire aus Bamberg, skandalumwitterter Erfinder der Bratwurstbrezel, mit einem leicht dissonanten, aber gefühlsechten Love-Song. Caroline Korn aus Hamburg bot mit Plaste-Abstandshalter am ePiano den Hingucker des Abends. Trash King Duke fuhr draußen mit Uraltroller und Wackelelvis vor, um drinnen mit dem schrägen Schmachtfetzen "Primadonna" zu verstören, bevor Professor Trockenheit aus Karlstadt den "Warum denn Blues" anstimmte, unter anderem mit Geige: "Sie ist weg". Für den souveränen achten Platz gab's ein sexy Duschgel.
Die eigentlichen Stars des Abends waren aber wieder die frauenhandgeformten Penispreise, mit Schäfchen oder Tentakeln. "Cocobello" holte sich beim (gar nicht mal so kleinen) Publikum Platz 3 mit Bierkasten. Außerdem teilten sich die Gigolos mit Trash King Duke ein Köstliches Riesenleberwurstbrot für die originellste Darbietung. Caroline Korn ergatterte den Silberpenis und noch ein Keyboard. Am Ende erhielt die Liebe, sprich Else Admire, den goldenen Preis, nebst Cash.
