
"Meine Biber haben Fieber": Passend zum allerersten Song des "Minimusikertags" an der Hugo-von-Trimberg-Schule herrschte doch etwas Lampenfieber unter den Zweit- und Viertklässern. Eine rote Warnlampe leuchtete zwar nicht auf. Auch das Musikzimmer, das an diesem Vormittag als Tonstudio diente, war nicht komplett schallgedämmt. Ansonsten ging es aber schon zu wie bei den Großen.
Minimusiker ist ein deutschlandweites Projekt mit Sitz in Münster. Am Projekttag besuchen Musikpädagogen eine Grundschule oder auch Kindergarten – "mit Gitarre, guter Laune und mobilem Tonstudio", wie es in der Ankündigung heißt.
In diesem Fall sind zwei Nürnberger Vollblutmusiker zu Gast: Mit Sängerin Nadja Lea Letzgus steht eine Deutsch-Brasilianerin am Mischpult. "Club Flor de Maio" und "N.E.O." nennen sich ihre Bands, die Musikrichtung geht Richtung Afro, Brasil und Jazz. "Piano-Man" Stephan Gembler begleitet am Keyboard.
Kinder für den Gesang begeistern
"Wir haben sechs bis acht Wochen geübt", sagt Musiklehrerin Corinna Riegel stolz, die den Projekttag in Zusammenarbeit mit den Klassenlehrern betreut. Es gehe darum, Kindern frühzeitig für Gesang zu begeistern und die Scheu vor Auftritten abzubauen. Wichtig dabei: "Es muss keiner alleine singen." Im Chor ziehen die stärkeren Stimmen einfach die leisen mit. Sobald ein Aufnahmegerät läuft, ist natürlich schon etwas Selbstüberwindung nötig. Jede Klasse singt zwei eingeübte Lieder, ebenso der Schulchor, außerdem gibt es jeweils noch ein gemeinsames Lied der Zweit- und Viertklässler.
Bei den Kleinen werden altersgerechte Lieder auf CD gebrannt: "Stups, der kleine Osterhase", "Gummibär" oder "Ich lieb den Frühling". Bei den Fortgeschrittenen stehen dann schon ein paar aktuelle Songs auf dem Programm, der Einfachheit halber auf Deutsch, mit Ausflügen Richtung Englisch und Französisch: "Je ne parle pas francais" nennt sich eine Liedzeile. Die 4a etwa nimmt "Lieblingsmensch" von Namika auf oder das "Würmchen", einen nicht ganz einfachen Kinderliedklassiker: "Sitzt ein Wurm auf nem Turm mit nem Schirm unterm Arm. Kommt ein Sturm, wirft den Wurm mit den Schirm unterm Arm vom Turm." Das Projekt finanziert sich über den Verkauf der CDs an die Schüler und Eltern, die nach etwa zwei Wochen Produktionszeit erhältlich sind. Für die Schule (oder den Kindergarten) selbst entstehen keine Kosten. Im Raum Schweinfurt sind einige Schulen dabei, etwa die Kerschensteiner-Grundschule.
Abschiedssong der Übertrittsklassen
Am Anfang ist erstmal eine Aufwärmrunde angesagt für alle Jungmusiker. Mit allerhand Geräuschen und Lockerungsübungen werden die Stimmbänder gedehnt. "Oh, ist das anstrengend", ist zu hören. Vor den Studio-Mikrofonen sind die Nachwuchs-Stars aber ganz bei der Sache. Es gibt Probedurchläufe und einen Soundcheck. Dass alle, die nicht singen, mucksmäuschenstill sein müssen und zwischendurch auch keine Türen schlagen dürfen, ist klar. "Die Kirchturmglocke ist allerdings drauf", meint die Musiklehrerin.
Die Übertrittsklassen 4 a, b und c haben einen gemeinsamen Abschiedssong dabei. "Wir sagen Euch Tschüss und klatschen dabei und hoffen, dass Ihr mal an uns denkt. Wir sagen Euch Tschüss und winken dabei und wünschen Euch viel Glück." Corinna Riegel gibt das Zeichen, sobald geklatscht werden soll. Die Tontechniker sind zufrieden, nur das Klatschen ist ihnen eine Spur zu zaghaft. Also gibt es einen zweiten Durchgang. Am Ende bekommen die Kinder ihr Lied aus dem Kopfhörer vorgespielt: Klingt doch gut. Auch Schulleiterin Ute Kempf hört zwischendurch mit rein. Zumindest an der Schule ist der Durchbruch in der Musikbranche geschafft. Am Ende gibt es eine "Goldene Schallplatte" für alle.