Eine Größe von gerade einmal 0,5 Hektar, oder anders ausgedrückt rund 1200 Silvaner-Rebstöcke, umfasst der Weinberg von Brigitte und Josef "Sepp" Hauck am Eulenberg in Michelau. Das ergibt etwa 1000 Flaschen Wein pro Jahrgang, die das Hobby-Winzerpaar produziert. Nicht viel, aber diese kleine Menge hat es in sich. Das finden erneut auch Experten.
Die Haucks durften sich bei der Berlin Trophy, die zu den bedeutendsten und größten Wein-Verkostungen weltweit zählt, über die höchste dort vergebene Auszeichnung freuen. Ihr "Michelauer Vollburg Arduum Silvaner Spätlese trocken, Jahrgang 2019" erhielt "Grand Gold". Mit dieser Bewertung wurden insgesamt nur 31 Weine, darunter sechs aus Deutschland, belohnt. Insgesamt wurden in Berlin laut Veranstalter 13 600 Weine aus 40 Ländern eingereicht.
Auszeichnung beeindruckt in Fachkreisen
Mitte April fand das Ganze statt. Es war eine Blindverkostung, bei der der Fachjury im Vorfeld nur den Jahrgang und die Sorte genannt werden. Erst in diesen Tagen wurden die Ergebnisse bekannt gegeben.
Stolz sind Sepp und Brigitte Hauck auf das erneute Gold für den außergewöhnlichen Tropfen. 104 Grad Oechsle hat der Silvaner, bei 14 Volumenprozent Alkohol. Der Preis sorgt für Anerkennung in Fachkreisen. Denn nicht zum ersten Mal mischte das Ehepaar aus Michelau als wohl kleinste Weinmanufaktur bei den Großen der höchsten Wein-Liga mit.
Mehrfach Silber, und mit einem Barrique-Wein sogar dreimal Gold bei den Messen in Berlin, Wien und in Asien, gab es im Vorjahr für ihre 2018er Weine. Nicht schlecht für jemanden, der es aus Leidenschaft macht. Davon leben müsse und könne er nicht, sagt Sepp Hauck. Er hat vom aktuellen Gold-Tropfen gerade noch ein paar Hundert Flaschen.
Auf Tour mit den Steigerwälder Musikanten
Der Rebensaft spielte bei ihm lange keine große Geige. Der gelernte Radio- und Fernsehtechniker hat es in seinem Beruf zum Meistertitel gebracht und ist heute noch als solcher tätig. In den 70er Jahren schloss sich der Hobbymusiker – Saxofon und Klarinette – Winfried Stark an und tourte mit dessen damals enorm populären "Steigerwälder Musikanten" durch die Festzelte Deutschlands.
1978 gründete er seine eigene Formation: "Sepp und die Steigerwälder Knutschbären". Vor zwei Jahren hatte es sich für ihn "ausgeknutscht", er gab die Kapelle in jüngere Hände. "Ich habe 43 Jahre lang mein Geld mit Musik verdient, bis es mir einfach zu viel wurde – die ganze Organisation, die Auftritte und die Verantwortung für die Band." Der Schlussstrich sei genau zur richtigen Zeit gewesen, sagt Hauck heute. Die Instrumente hat der Michelauer seitdem völlig in die Ecke gestellt.
Onkel vererbte ihnen den Weinberg
Ursprünglich entstammen Sepp Hauck und seine Frau Brigitte zwar aus Winzerfamilien. Zum eigenen Weinberg kamen beide jedoch erst, als Brigitte Haucks Onkel ihnen im Jahr 2007 die kleine Fläche auf dem bis zu 50 Grad steilen Eulenberg vermachte. Fünf Jahre lang hatte der Weinberg zuvor brach gelegen. Die Haucks steckten viel Arbeit in den Wengert, sie zogen die alten, etwas vernachlässigten Weinstöcke wieder auf, kultivierten das Ganze. "Als wir damals anfingen, wurden wir von einigen belächelt", erinnert sich Brigitte Hauck noch.
Das sollte sich ändern. Der alte Weinberg wurde ihr Metier. "Brigitte betrachtet die Pflanze als Lebewesen. Wir betreiben es sehr puristisch, verzichten grundsätzlich auf Dünger und Bewässerung", schildert Sepp Hauck.
Silvaner sei eine arbeitsintensive Rebsorte. Im Vorjahr habe sie allein sieben mal die Stämme ausgeputzt, sagt Brigitte Hauck. Ein Erfolgsgeheimnis sei zudem der reduzierte, auf Qualität ausgerichtete Anbau. Lediglich 30 bis 40 Prozent vom Erlaubten lasse man wachsen.
Befreundete Wein-Experten geben Tipps
Das zahlte sich bald aus. Der erste geerntete Silvaner 2007 war bereits ein Prädikatswein, die erste Auslese 2009 sei schon hochwertig gewesen. Die Idee reifte, den Wein bei einem Wettbewerb anzumelden. Damals, und auch jetzt noch suchen die Hobbywinzer den Rat von befreundeten Experten.
Entscheidend sei der Weinberg und die Arbeit dort. "Was du im Glas hast, kannst du nur im Weinberg erzeugen", sagt Sepp Hauck. Er misst dem Winzer Matthias Rippstein großen Anteil am Erfolg zu. In dessen Weingut in Sand am Main wird der edle Tropfen aus Michelau gekeltert und ausgebaut, mit Reinzuchthefe. Später wird er temperaturgesteuert vergoren.
Ein enormer Aufwand, das wissen die Haucks. Das ist ihnen ihr Wein wert, und dies beweisen auch die Auszeichnungen. Im August steht mit der AWC (Austrian Wine Challenge) in Wien die nächste große Messe bevor. Seinen Gold-Silvaner hat Sepp Hauck auch dort angemeldet und bereits verschickt. Ob es der nächste große Wurf wird?