
Es war Varietéfestival und Geschichtsunterricht zugleich, unterhaltsam und kritisch, berührend und aufrüttelnd, und auf alle Fälle ein bewegender Abend, für jeden, der sich auf das Feuerwerk der Bilder und Töne eingelassen hatte.
Eine große Bühne mit Tribüne und langem Laufsteg war in der Aula der Mittelschule in Gochsheim aufgebaut, dazu drei Lichtpodeste. Als der Chor begann, verwandelte sich die Decke in einen Sternenhimmel, es rieselten Glitzer und Glimmer von oben herab. "Willkommen im Wunderland" begrüßte Konrektorin Andrea Orth die zahlreichen Gäste.
"Wunder, du lässt sie geschehen" lautete der Titel des selbst geschriebenen Musicals. Wer an Wunder denke, so die Konrektorin, verbinde dies meist mit Unmöglichem, dabei würden so viele Wunder um uns herum geschehen, an die wir uns bereits gewöhnt hätten. Über manches könne man sich dagegen nur wundern. Auch hier fragten die Schüler gesellschaftskritisch nach.
Von Schülern selbst geschriebenes Musical
Jedes Mitglied der Schulfamilie bot Hervorragendes. Magierin Julia Hamacher führte durch die Show. Die einzelnen Arbeitsgruppen der Ganztagsschule bewiesen, dass Schule viel mehr sein kann als nur Wissensvermittlung, sondern ein Lernort für das Leben.
Mit der Erde begann die wunderbare Reise durch unsere Welt. Ihr "blaues Wunder" erlebten die Zuschauer im Meer. Gesang, Tanz und Akrobatik der Schüler wurde von passenden Bildern und Filmen auf der Leinwand begleitet und interpretiert.
Während sich die Zuschauer noch der Magie des Augenblicks hingaben, holten sie die Darbietungen in die Realität zurück. "Kaufen, kaufen, kaufen und eines Tages fällt die auf, dass du 99 Prozent nicht brauchst", sang der Chor, während Schüler mit Einkaufstüten über Bühne hetzten und im Hintergrund auf der Leinwand Müllberge zu sehen waren.
Magierin lässt eine Mitschülerin schweben
"Der Mensch setzt mit seinem Egoismus so viel aufs Spiel", hieß es . Andererseits sei der menschliche Körper auch für sich ein Wunder. Die Magierin ließ eine Mitschülerin schweben, bevor Schüler das Wunder Mensch erklärten: "10 000 Kilometer Länge haben die Nervenbahnen unseres Gehirns, 8000 Liter Blut pumpt unser Herz täglich durch unseren Körper."
Jedoch sei das Menschsein nicht nur wunderbar, denn Hass und Hetze sowie Krieg und Vertreibung seien auch "menschlich". Dabei wiederhole sich die Geschichte: Elena erzählt von einer Flucht aus Deutschland 1938, Achmed von der Flucht aus Syrien 2020.
Trotz allem sei das größte Wunder die Entstehung menschlichen Lebens, fanden die Schüler. Beeindruckende Bilder aus dem Mutterleib unterlegten die Szene, um dann sofort umzuschwenken auf das Leid von Kindern durch Kinderarbeit.
Das Thema wurde berührend und aufrüttelnd gezeigt. "Drei Wunder, dreimal Ernüchterung, drei Möglichkeiten, es besser zu machen." Orth hatte versprochen: "Wir wollen ihr Bewusstsein erweitern und ihren Blick schärfen." Das Publikum bestätigte sie: Lernziel erreicht.