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GOCHSHEIM
Gochsheim könnte sich mit Energie selbst versorgen
Von unserem Mitarbeiter Herbert Markert
 |  aktualisiert: 05.03.2014 18:04 Uhr

„Gochsheim kann übers Jahr soviel Energie erzeugen, wie die Gemeinde verbraucht!“ Dieser Satz aus dem Mund von Markus Ruckdeschel von der Energieagentur Nordbayern sollte den Gemeindebürgern Mut für die Zukunft machen. Er munterte Bürgermeisterin Helga Fleischer, ihre Gemeinderatskollegen und die anwesenden Sachgebietsleiter der Verwaltung auf, Ideen zu sammeln, Gespräche zu führen und die Potenziale der Stadtrandgemeinde zu erschließen. „Eine Kommune arbeitet in längeren Zeiträumen als die große Politik“, motivierte er die Gemeinde, selbst initiativ zu werden und nicht auf Vorgaben zu warten.

Die Energiewende sei auf 15 bis 20 Jahre oder mehr ausgelegt, während Abgeordnete in Landtagen und im Bundestag oft nur in Legislaturperioden dächten. Gochsheim habe in den letzten drei Jahren einen konstanten Stromverbrauch um die 39 Gigawattstunden (GWh) gehabt. Sonnenenergie sei die einzige Möglichkeit, derzeit selbst Strom zu erzeugen.

Alle Photovoltaikanlagen (PV) der Gemeinde hätten in den letzten beiden Jahren jeweils um zwei GWh geschafft. Allein aus Photovoltaik und Biomasse werden 46,9 GWh Strom erzeugt. Ruckdeschel zeigte auf, wo noch PV-Potenziale versteckt seien. Auf fast 50 Hektar rechne sich die bebaubare Freifläche entlang der Autobahn. Weitere sieben Hektar seien entlang der Bahnlinie zu erschließen. 24,9 GWh könnten allein durch diese Anlagen erzeugt werden. Rund 2,6 Millionen Euro an Investitionskosten wären nötig.

„Sportlich“, gab er zu. Schließlich sei die Einspeisevergütung aus PV-Anlagen auf Freiflächen mittlerweile bei neun Cent für die Kilowattstunde angekommen. Monatlich sinke sie. Würde allerdings mit dem gewonnen Strom das gemeindeeigene Energieversorgungsunternehmen (EVU) versorgt, habe man eine vom Marktpreis unabhängige Energiequelle im Ort. Reserven von weiteren rund 23 GWh schlummerten auf öffentlichen und privaten Dächern.

Ruckdeschel betonte, dass in den Berechnungen schon ein Teil der Dächer ausgespart seien für Solarthermie. Die Warmwassergewinnung durch Sonnenkollektoren entlaste die Heizungen um rund zehn Prozent. Der Industrie empfahl er, Solarthermie zu nutzen für Prozesswärme: „Hier kannst du dich wirklich abkoppeln vom Preis für fossile Brennstoffe.“

Ruckdeschel warb zudem für Geothermie, Wärmegewinnung aus dem Boden und Umgebungswärme. Wärmepumpen seien genial, wenn überschüssiger Strom im Netz erzeugt werde, etwa durch PV. An Einsparpotenzial verfüge die Gemeinde bei der Wärmeerzeugung über einen Wert von zwölf Prozent, beim Strom könnten acht Prozent eingespart werden.

Sein Kollege Alexander Burkel ging auf das bereits vorhandene Nahwärmenetz ein. Er führte eine Reihe von öffentlichen Gebäuden, wie die Fritz-Zeilein-Halle, das AWO-Heim, das Schützenheim oder auch den Schulkomplex an, die noch effektiv an die Hackschnitzelheizung im Bauhof angeschlossen werden könnten. Bis zu 78 Prozent CO2-Einsparung sei bei den angeführten Gebäuden möglich. Decke man die Spitzenlast mit einem Gaskessel ab, könne die Gemeinde je nach Preislage auf den gerade günstigeren Energieträger zurückgreifen.

Den Mehrbedarf an selbst erzeugten Hackschnitzeln könne beispielsweise eine Kurzumtriebsplantage mit schnell wachsenden Pappeln, die alle vier Jahre geerntet werden, sichern. Lediglich 18 Hektar Fläche deckten bereits die Hälfte des Bedarfs ab. Ruckdeschel empfahl mutig zu sein. An der Weyerer Straße werde wohl ein neues Siedlungsgebiet entstehen. „Warum nicht daraus eine Modellsiedlung machen, die völlig autark ist in Bezug auf ihren Energiebedarf?“, fragte er provokativ.

 
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