Die alte Schmiede fristet seit den 1980er-Jahren ein trauriges Dasein und weist inzwischen auch erhebliche witterungsbedingte bauliche Schäden auf. Deshalb soll das im Besitz der Gemeinde befindliche Areal einer neuen Nutzung zugeführt werden. Das beauftragte Planungsbüro arc.grün aus Kitzingen organisierte nun als ersten Schritt eine Planungswerkstatt mit den Architekturbüros Perleth aus Schweinfurt, Walter Böhm aus Iphofen und Dirk Jerominek aus Bamberg, an der auch Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Gochsheim teilnehmen konnten.
Zum Auftakt konnten die Beteiligten die drei Gebäude Schmiede, Wohnhaus und Restscheune in ihrem jetzigen Zustand besichtigen, und die Planer erhielten umfangreiche Materialien über bereits erfolgte Untersuchungen der Bauhistorie, Bausubstanz und Statik aus den Jahren 2016 (Büro Spitzner) und 2020 (ALS).
Durch dendrochronologische Untersuchungen verbauter Hölzer ist das Alter der drei Gebäude bestimmt worden. Während das Wohnhaus um 1700 erbaut wurde, sind Scheune und Schmiede bereits um 1650 entstanden. Das erklärt auch, warum diese Teile unter Denkmalschutz stehen. Lediglich das Obergeschoss der Schmiede entstand erst um 1900 und wird wegen seines schlechten Zustands am ehesten zum Abriss freigegeben.
In zwei Tagen sollten die drei Planungsteams in der Fritz-Zeilein-Halle ihre Gestaltungsideen entwickeln, wobei ihnen die Ortsbürger zusehen und sich mit Beiträgen beteiligen durften. Bürgermeister Manuel Kneuer zeigte sich von der Idee einer Planungswerkstatt überzeugt, da man in der Vergangenheit intern zu keinem Endergebnis gelangt war. Projektleiter Thomas Wirth (arc.grün) freute sich, wie die Planer teils mit Handzeichnungen, teils mit Computerprogrammen Gestaltungsmöglichkeiten entwickelten, diese überarbeiteten und oft auch wieder verwarfen.
Sicht auf das historische Wohnhaus verbessern
Das Team von Walter und Moritz Böhm sowie Janina Kruckow möchte das Obergeschoss der Schmiede entfernen, direkt auf das Erdgeschoss ein Giebeldach setzen, den Boden im Erdgeschoss des Wohnhauses absenken, um dort ein einheitliches Niveau zu erreichen und eine Fußbodenheizung zu ermöglichen. Alle Haupträume sollen im Erdgeschoss unterkommen, ein Plattformlift wäre denkbar.
Die Scheune bleibt unbeheizt, dient als Lagerraum und könnte außerdem die Garage des Nachbarn aufnehmen. Der kaum nutzbare, da zu schmale Gehsteig in der Grettstadter Straße soll verschwinden und die Grundstücksmauer nach außen gesetzt werden, um den Innenhof zu vergrößern. Der Zugang zum Anwesen erfolgt über den Kleinen Plan und von vorn über die Schmiede.
Abriss und Neubau?
Das Team Perleth mit Christiane Wichmann, Jessica Rubey, Heike Müller und Candida Borst erinnerte zu Beginn seiner Präsentation an mögliche Aspekte, die einfließen sollten: Saal, Ausschank, Geselligkeit, kreative Werkstatt, Vermietung an Vereine, Planschmiede, Haus der Begegnung, Mehrgenerationen, Mutter-Kind, Plan B (Begegnung, Begleitung, Beratung, Bildung), Kulturraum, VHS, Repair-Café, Sitzungen (Gemeinde und Vereine). Wegen der erheblichen Baumängel favorisieren die vier Planerinnen den völligen Abriss der Schmiede und Ersatz durch einen schlicht gehaltenen Neubau, der nach vorn verlängert ist.
Die zahlreichen Räume könnten stunden-, tage- oder sogar wochenweise von Privatpersonen, Vereinen und Firmen ohne feste Funktionszuweisung gemietet werden. Der Hauptraum im Erdgeschoss der Schmiede soll ein Multifunktionsraum mit großen Glasfronten werden. Die Grettstadter Straße soll verschmälert und gleichzeitig der Gehsteig deutlich verbreitert werden, um einen verbesserten Zugang zum Wohnhaus zu ermöglichen. Die Grundstücksmauer könnte entfallen. Zwischen Schmiede und Scheune soll ein Foyer mit viel Glas mehr Helligkeit bringen.
Vorhandene Gebäude erhalten
Die dritte Präsentation durch das Planungsbüro Dirk Jeromek, Heidemarie Tauber und Anna Nöbauer verschob den Akzent: Nicht das Gebäude soll zielgesetzten Nutzungen angepasst werden, sondern die vorhandenen Baulichkeiten sollen so genutzt werden, dass man sie möglichst weit erhalten kann. Die nicht beheizte Scheune soll Lager- und Erschließungsraum (Treppenhaus) beherbergen, das Obergeschoss der Schmiede abgetragen und erneuert werden.
Räume wie (Tee-)Küche, WC und Lager sollen für alle Mieter nutzbar sein, die WCs möglicherweise sogar öffentlich genutzt werden. Der Boden in der Schmiede soll angehoben werden, um eine Fußbodenheizung unterzubringen. Der Einbau einer Wärmepumpe wäre sinnvoll. Der Terrazzoboden im Wohnhaus soll nach Vorstellung der Architektengruppe erhalten werden.
2024 könnte die Baumaßnahme starten
Als Mitglieder der Jury machten Architekt Georg Redelbach aus Marktheidenfeld und Alexander Zeller von der Regierung von Unterfranken auf einige Details aufmerksam. Projektleiter Thomas Wirth zeigte sich von den vorgelegten Ideen und den unterschiedlichen Denkweisen sehr angetan und bedankte sich bei den zehn Planern und interessierten Ortsbürgern für die Teilnahme an der Planungswerkstatt. Bis zum 27. Juli fertigen nun die drei Büros Großplakate, welche dann von der Jury in die Entscheidung mit einbezogen werden. Wirth geht davon aus, dass 2023 mit der Detailplanung und 2024 vielleicht schon mit der Baumaßnahme begonnen werden kann, sofern eine Förderzusage durch die Regierung von Unterfranken vorliegt.
Bürgermeister Kneuer äußerte sich über die vorgelegten Arbeiten sehr beeindruckt. Die Maßnahme wird im Rahmen des Städtebauförderungsprogramms mit Mitteln des Bundes und des Freistaates Bayern gefördert.