
Michail Gorbatschow wird der berühmt gewordene Satz "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben" zugeschrieben. Dieser kam zwar so nie über Gorbatschows Lippen. Doch wäre der Satz dem Staatschef der UdSSR und damals mächtigsten Mann des Ostblocks nachträglich nicht untergeschoben worden, hätten die Weisheit wohl kaum 35 Jahre überdauert.
So liefert sie uns heute das passende Bonmot mit Blick auf die Windparkpläne eines Investors im WK 61. Dort, knapp südlich des Gerolzhöfer Stadtrands, Richtung Frankenwinheim und Lülsfeld, sollen vier Windräder entstehen. Und obwohl die fast 180 Meter hohen Masten unübersehbar in der Landschaft thronen sollen, hat der potenzielle Investor und Betreiber des Windparks – kritisch betrachtet – bislang ein Versteckspiel verfolgt, was die öffentliche Herausgabe von Informationen über seine Pläne angeht.
Internetseite ist jetzt online
Denn obwohl das Vorhaben viele Menschen vor Ort unmittelbar betrifft, hat ABO Energy, so heißt das hinter den Plänen stehende Unternehmen, erst Anfang dieser Woche eine Internetseite eingerichtet, auf der es von sich aus über sein Windpark-Vorhaben "Geiersberg" informiert.
Das ist schade. Denn an dem Windpark dürfte kaum noch zu rütteln sein. Die notwendigen Grundstücke hat sich der Investor aller Kenntnis nach vertraglich gesichert. Nennenswerte Veränderungen an den Plänen dürfte es kaum noch geben. Nur das Genehmigungsverfahren steht noch aus.
Kommendes Jahr soll noch eine öffentliche Informationsveranstaltung folgen. Doch da dürfte, wie der Volksmund sagt, der Drops längst gelutscht sein. Wer zu spät kommt, um den Kreis zu Gorbatschow zu schließen, den bestraft am Ende vielleicht nicht nur das Leben, sondern auch die Missgunst und das Misstrauen der Menschen.
Akzeptanz über den Strompreis
Zumindest eine Sorge braucht die Menschen vor Ort nicht mehr so sehr umtreiben wie bisher: die, dass sie nicht nur mit ihrem veränderten Landschaftsbild die Zeche für den Ausbau des Ökostroms zahlen, sondern für den Stromnetz-Ausbau auch noch am meisten zahlen.
Denn die ÜZ Mainfranken zählt zu den Gewinnern der Anfang 2025 greifenden Reform der Umlage der Netzentgelte. Daran müssen sich künftig die Strombezieher stärker beteiligen, in deren Region kaum regenerativer Strom erzeugt wird. Stromkunden im ÜZ-Netz zahlen weniger Netzentgelte.
Jetzt müsste es nur noch gelingen, die Menschen, vor deren Haustür Windräder und Photovoltaikanlagen wie Pilze aus dem Boden schießen, durch günstigere Strompreise zu belohnen. Dann sähe es um die Akzeptanz der Anlagen wohl viel besser aus. Dann würden von dem günstig erzeugten Wind- und Sonnenstrom alle vor Ort profitieren, und nicht zuvorderst irgendwelche Investoren.