Es lässt sich nicht mehr leugnen: Weihnachten steht vor der Tür. Nicht nur, weil an diesem Wochenende das zweite Kerzchen am Adventskranz angezündet wird und allerorten Plätzchen- und Glühweinduft mäandert. Auch die Herzen der Menschen öffnen sich in dieser Zeit etwas weiter als sonst, das Gute erscheint vielleicht etwas heller als gewöhnlich.
Davon zeugt eine Adventsgeschichte aus Gerolzhofen. Dort verlor ein Mann am 1. Dezember vormittags in der Hermann-Löns-Straße seinen Geldbeutel. Alles Suchen half nichts, die Börse samt Geld und sämtlichen Karten blieb verschwunden.
Nachmittags, als der Mann seine EC-Karte bereits gesperrt hatte, folgte dann der Glücksmoment. Als er zu Hause seinen Briefkasten leerte, fand er dort auch seinen Geldbeutel wieder, unversehrt und ungeplündert – alles Geld und alle Karten waren vorhanden. Dabei lag ein Zettel mit einer kurzen Erklärung, unterzeichnet mit "Andi". Mehr nicht, kein Nachname.
Bitte melden
Nun würde der Besitzer des Geldbeutels dem ehrlichen Finder gerne etwas Gutes zukommen lassen. Doch wohin wenden? Deshalb bittet er den Finder, sich nochmals bei ihm zu melden, auch um diesem nochmals persönlich zu sagen: "Schön, dass es dich gibt."
Geld bekommen hat auch die Stadt Gerolzhofen, in Form von Zinsen für ihr Erspartes. Wie Kämmerer René Borchardt dem Stadtrat am Montag vorlegte, fielen diese fürs vergangene Jahr geradezu mickrig aus. Sie lagen 91 Prozent unter dem Ansatz.
Dabei hatte man nach den vorangegangenen mageren Zinsjahren sehr vorsichtig kalkuliert und mit nur 100 Euro gerechnet. Tatsächlich zeigte sich der Geldmarkt noch viel knausriger und gab der Stadt gerade mal 9 (in Worten: neun) Euro für ihr Guthaben. Da kann man sich fragen, ob es nicht besser gewesen wäre, das angelegte Geld auszugeben.
Winterdienst brutal
Auf andere Weise unglaublich ist, was die Frauen und Männer erleben müssen, die im Winterdienst unterwegs sind. Dass diese bei widrigstem Wetter und zu Zeiten unterwegs sind, in denen die allermeisten tief und fest schlafen, interessiert manche Verkehrsteilnehmer nicht im Geringsten.
Was die Fahrer der Schneepflüge und Streufahrzeuge berichten, ist erschreckend. Statt dass ihnen für ihre Arbeit gedankt wird, begegnen ihnen regelmäßig Autofahrer, die sich beschweren und rabiat ihr Recht auf freie Fahrt einfordern – ohne zu verstehen, dass ohne Winterdienst manchmal überhaupt nichts mehr voranginge. Dabei greifen sie in ihrem Wortschatz mitunter arg daneben und schreien Winterdienstlern Schimpfworte entgegen, die hier nicht zitierfähig sind.
Das sind dann Momente, in denen Weihnachten wieder ganz weit weg ist – trotz Plätzchen, Glühwein und fröhlichem Singsang. Advent ist am Ende immer nur das, was Menschen daraus machen.