
Draußen zeigt das Thermometer Minusgrade, eine zentimeterdicke weiße Schneedecke macht unmissverständlich klar, was das Stündlein geschlagen hat: 1. Dezember, es ist dann jetzt wohl doch endgültig Winter. Eine Erkenntnis, die bei der Heizung des großen Saals im Konferenzzentrum auf der Maininsel nicht angekommen ist. Denn sie war aus, die Stadträte und der Tagblatt-Berichterstatter folgten den Ausführungen der Kämmerin zum Haushalt und den wie immer eloquenten und teils mit feinen Spitzen versehenen Haushaltsreden mit schlotternden Knien und blauen Lippen. Selbst der Kaffee war irgendwie lauwarm.
Nein, nein, so schlimm war's ja gar nicht, obwohl die schmunzelnd vorgebrachte Bemerkung von Adi Schön schon stimmt: Die Stadthalle ist zwar älter als das schicke Konferenzzentrum, aber da geht wenigstens die Heizung.
Wie weihnachtliches Liedgut die Stimmung rettet
Nun, im Laufe der viereinhalb Stunden Sitzung wurde es zum Glück wärmer, nachgerade muggelig sogar, als die Kulturforum-Leiterin Katharina Christ eine der von Bürgern dem Stadtmuseum zur Verfügung gestellte Preziose mitbrachte: Ein Symphonium aus den 1930er-Jahren. Insofern skurril, weil auf dem Holzkasten ein kleiner Weihnachtsbaum, adrett geschmückt, sich drehte und dazu weihnachtliches Liedgut gespielt wurde. Fünf Strophen gleich, "ein fleißiger Geist", wie der OB befand. Am Ende gab's sogar Beifall.
Zurück in die Kälte, denn das bei den Haushaltsberatungen zum Wort des Jahres in Schweinfurt auserkorene "Exitstrategie" hatte in der ersten Frier-Stunde eine ganz andere Bedeutung. Aber geht ja nicht, auch wenn der Exit, sprich Ausgang, ganz nahe, kann man ja nicht einfach gehen, wenn die Haushaltsreden auf dem Programm stehen.
Der OB mit Schal, der Winzer mit dicker Winterjacke
Aber man kann sich warm anziehen. So saß der OB mit Mantel und Schal ganz vorne, ihm gegenüber der CSU-Fraktionsvorsitzende Stefan Funk in der ersten Reihe mit Winterjacke und Pelzkragen, Ordnungsreferent Jan von Lackum trug gesteppte Winterjacke. Selbst CSU-Mann Alexander Dahms hatte sein dickes Jäckchen angelassen, und das will was heißen. Der Mann ist Winzer und schickte uns erst kürzlich stolz eine Pressemitteilung, wie die Familie Dahms in diesem Jahr köstlichen Eiswein in ihren Weinbergen nahe der Stadt sammelte. Morgens, im Dunkeln, bei minus sieben Grad. Wenn also der Kälte erprobte Winzer schon fror, wie muss es dann den anderen ergangen sein?
Die Grünen im übrigen sind offenbar aus härterem Holz geschnitzt als wir Büromenschen. Reginhard von Hirschhausen kam ohnehin nur mit einer zumindest äußerlich dünn erscheinenden Lederjacke, den Ausführungen der Verwaltung lauschte er ohne Jacke, nur mit Pullover über dem Hemd.
Wahrscheinlich hilft das viele Fahrradfahren, das hat den bekennenden Velocipeden von Hirschhausen sicher abgehärtet. Kein Wunder, dass der Schreiber dieser Zeilen gefroren hat, wenn der erste Handgriff im Auto am Morgen auf dem Weg zur Arbeit der ist, die Sitzheizung anzumachen. Das wird dann immer so muggelig warm. Und dazu noch ein paar Weihnachtslieder ...