Die Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönig ist ja auch ohne Lockdown und Ausgangsbeschränkungen eine stille Zeit. Rauhnächte und Geschenke-Umtausch-Tage , wenn nicht gerade Pandemie ist. In der Schlange stehen und Krempel gegen Gutscheine tauschen, muss nicht wirklich sein. Jetzt hat alles zu. Wirklich Alles?
Ein winzig kleiner "Buchladen" hat weiter geöffnet, ist er doch schon von Form und Größe her wie gemacht für den isolierten Einzelkunden. Einen Quadratmeter groß, garantiert immer nur von einer Person betretbar, dafür rund um die Uhr geöffnet. So eine Bücherbox-Telefonzelle, wie eine unweit des Zeughauses steht, wirkt fast wie aus der Zeit gefallen, scheint ihr doch selbst ein sonst alles lahmlegendes Virus nichts anhaben zu können.
Mit Maske und oft auch mit Einmalhandschuhen ausgestattet, kommt immer wieder mal jemand vorbei, öffnet seinen Jutesack, stellt ein paar ausgelesene Bücher rein und sucht sich was aus für seinen nächsten langen Leseabend. Ein Quadratmeter Normalität in schwerer Zeit, der Abstecher zur Bücherbox, zumindest für Leseratten ein Lichtblick für den nächsten kleinen Nachmittagsspaziergang.
Mit der Überweisung in der Hand auf der Suche nach einem geöffneten Bankschalter
Einen Abstecher zu ihrer Bank machen auch ganz gerne ältere Semester, die noch kein Online-Banking haben. Früher, als es noch welche gab, konnte man da zum Beispiel seine Zinsen im Sparbuch nachtragen lassen. Häufig ist es nur eine Überweisung, für die ein Senior aus einem Ortsteil in den Hauptort kommen muss, um dort bei seiner Bank das Formular abzugeben. Immer wieder erreichen uns Klagen älterer Bankkunden, vor allem aus dem ländlichen Raum, die dann vor verschlossenen Türen und dunklen Räumen stehen. Geänderte, sprich reduzierte Öffnungszeiten, ja ganze Filialschließungen kommen oft gar nicht so schnell bei den Menschen an, wie sie durchgeführt werden. Ich bin froh wenn ich zu meiner Bank komme und noch Licht brennt wie gewohnt, schrieb uns neulich ein Senior.
Diesmal reicht die Hobby-Chemie nicht
Apropos Lichtblicke. Vor wenigen Monaten war es alles andere als klar, ob es 2020 noch einen Corona-Impfstoff geben würde. Jetzt ist er da und wie alles, was an allen Ecken und Enden gebraucht wird, nicht in dem Maße und der Geschwindigkeit verfügbar, wie gewünscht. Das erinnert an das vergangene Frühjahr, als plötzlich alle Masken brauchten und Desinfektionsmittel Mangelware waren. Damals haben viele ihre Liebe zu Schneiderei und Hobby-Chemie entdeckt. Masken-Schnittmuster wurden aus dem Internet heruntergeladen, die eingemottete Nähmaschine angeworfen um aus Tuch und Hosengummi den heute so beliebten Mund-Nasen-Schutz zu fertigen. Die Hobby-Chemiker haben aus Spülmittel, Alkohol, Spiritus und weiß der Geier irgendwelche Substanzen zusammengemixt, die bei ganz unkritischer Betrachtung als Desinfektionsmittel durchgingen. Beim Impfstoff kommen die Kreativen an ihre Grenzen, der lässt sich nicht im Heimlabor zusammenbrauen. Darum, so fürchte ich, werden wir uns alle in einer Tugend üben müssen, in der wir hierzulande nicht gerade ausgemachte Meister sind, und zwar der Geduld.