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Schweinfurt
Glosse Zeug gibt's: Keine Chance für "dicke Luft" im Sitzungssaal
Die Pandemie hat uns viele Freiheiten genommen, dafür atmen wir freier. Warum "frische Luft" überall wieder Konjunktur hat.
Fenster auf, Aerosole raus, heißt es in Büros, Amtsstuben oder Sitzungssälen. Wo es nicht ausreichend Fenster gibt, muss technisches Gerät zur Luftreinhaltung angeschafft werden.
Foto: Christoph Schmidt | Fenster auf, Aerosole raus, heißt es in Büros, Amtsstuben oder Sitzungssälen. Wo es nicht ausreichend Fenster gibt, muss technisches Gerät zur Luftreinhaltung angeschafft werden.
Helmut Glauch
 und  Katja Beringer
 |  aktualisiert: 03.02.2021 02:15 Uhr

Nicht mehr lange, und es wird ein Jahr, dass wir "gesiebte Luft" durch Masken atmen. Jene, die vielleicht schon bald "gesiebte Luft" durch Gefängnisgitter hindurch atmen, dürfen noch mal durchatmen. Bei Gerichtsverhandlungen in Schweinfurt wird auf frische Luft geachtet. Längstens nach einer Dreiviertelstunde unterbrechen Richterin oder Richter mit Blick auf die Fenster des Sitzungssaales und mit den Worten "Bitte Lüften" die Verhandlung. Wäre schön, wenn auf diesem Weg auch die Hintergründe für die Tat gelüftet würden, aber an diesem juristischen Doppelerfolg muss noch gearbeitet werden.

Nun ist es aber nicht so, dass man Fenster im Gerichtsaal einfach so öffnen kann. Zu groß wäre die Gefahr, dass "böse Buben", die unter Polizeibegleitung aus der U-Haft vorgeführt werden, sich selber einen Weg an die frische Luft suchen – vor allem wenn der Sitzungssaal im Erdgeschoss ist. Um diesem Frischluftbedürfnis vorzubeugen, hat man die Fenstergriffe entfernt. Gelüftet werden muss dennoch.

Diese in Pandemie-Zeiten wichtige Aufgabe wird meist von den auf die Angeklagten aufpassenden Polizisten erledigt. Sie bekommen einen Fensterhebel, den sie alle 45 Minuten im Fenster "einlochen" dürfen. Nach der "sicheren Lüftung" wird der Fensterhebel wieder herausgezogen. Klar, dass mancher im Gerichtsaal bei so viel winterlich-frischer Luft lieber seine warme Jacke anlässt. Einige Angeklagte dagegen sitzen zwar nicht im Büßergewand, aber dennoch luftig bekleidet diese Kaltluft-Phasen aus. Vielleicht ahnen sie schon, dass sie sich, wenn das Urteil naht, "warm anziehen" müssen.

Alles im grünen Bereich im Stadtrat

Deutlich entspannter geht es da zu, wenn sich der Stadtrat trifft. Im Lockdown in der kleinen Besetzung, dem Ferienausschuss. Der kann trotzdem alles beschließen, hilft aber in Sachen Kontaktbeschränkung, weil weniger Stadträte drin sitzen und so nicht im Konferenzzentrum debattieren müssen, sondern im Sitzungssaal des Rathauses. Dicke Luft gab es dort in der jüngsten Sitzung nicht, zumindest keine messbare. Der OB, sonst Herr der Wortmeldungen, hatte diesmal auch ein kleines Gerät im Blick, das permanent auf Grün stand. Nun ist es ja kein Geheimnis, dass CSU und Grüne sich seit den letzten Wahlen sowas von grün sind und schön zusammenarbeiten. Doch bei dem Gerätchen ging es nicht darum, die Zusammenarbeit der Fraktionen anzudeuten, sondern die Qualität der Luft im Situngssaal.

Und was soll man sagen: Nach über zwei Stunden lag die immer noch im grünen Bereich. Also weiter diskutieren, abstimmen und ganz flach durch die angelegten FFP2-Masken atmen. Gelüftet wurde wohl später, vielleicht in der nichtöffentlichen Sitzung. Vorausgesetzt, das Luftmessgerät sprang irgendwann dann doch auf "normal". Dann nämlich, so kündigte OB Remelé an, werde man frische Luft reinlassen.

Was Schulen und Gerichte gemeinsam haben

Schüler dagegen ging es bisher eher wie denjenigen, die bei Gericht auflaufen: Gelüftet wurde ohne Wenn und Aber, manchmal sogar ständig. Damit das nicht so weitergehen muss, wenn die Schulen denn irgendwann wieder öffnen, soll es Luftfiltergeräte geben. Stimmt, das Thema wurde (nicht nur, aber auch) seit letztem Jahr in Schweinfurt diskutiert. Und, man glaubt es kaum: Jetzt sollen sie endlich bestellt werden! Bleibt abzuwarten, wann die Geräte denn kommen werden ... Wem das gerade etwas an die Nerven geht: Tief durchatmen!

 
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