Es gibt bekanntlich bundesweite Aufreger-Themen, bei denen ist irgendwie klar, wer sich wann warum öffentlich dafür oder dagegen positioniert. Vor allem, je näher ein Wahltermin kommt. Grundsätzlich tritt man keinem CSUler oder Freien Wähler zu nahe, wenn man postuliert: Alles, was die Ampel-Regierung in Berlin so an Gesetzen erlässt, ist mal per se suboptimal.
Natürlich gibt es Themen, da fragt man sich durchaus, ob es die Aufregung wert und wirklich ernst gemeint ist. Aber es gibt auch ein Thema, bei dem der Widerstand zumindest bei der CSU aus jahrzehntelanger Überzeugung herrührt und durchaus sehr verschiedene politische Überzeugungen im Vergleich zur Ampel zutage bringt. Gemeint ist die Legalisierung des Kiffens. Seit 1. April dürfen bekanntlich Erwachsene in Deutschland eine gewisse Menge Cannabis besitzen und konsumieren. Streng geregelt und nur in ganz bestimmten Bereichen. Aber immerhin.
Der lautstarke Widerstand der CSU hat nicht dazu geführt, dass im Bundesrat als letzte Instanz das Herzensprojekt von Grünen und FDP noch gestoppt wurde. Nun haben die Kommunen und Polizeiinspektionen bundesweit den Salat, denn sie müssen sich jetzt kümmern, wie das Ganze umgesetzt wird. An welchen Stellen ist es erlaubt, öffentlich einen Joint zu rauchen? Wo sind in hundert Meter Umkreis Schulen, Kindergärten, Spielplätze, Sportplätze? Wo nicht? Wer kontrolliert das alles? Gibt es neue Kiffer-Hotspots? Die Stadt hat ja schon mal vorgebaut und erklärt, es gebe keine Straße in Schweinfurt, wo das Kiffen generell erlaubt sei.
Ganz so apodiktisch scheint es nicht zu sein, nimmt man die sogenannte Bubatz-Karte als Maßstab. Das ist eine im Internet zu findende Karte, die ohne Anspruch auf Rechtsgültigkeit nach bisher öffentlich zugänglichen Geodaten Kindertagesstätten, Schulen, Jugendzentren, Spielplätze und Sportanlagen aus dem Projekt OpenStreetMap im gesamten Bundesgebiet verzeichnet und den gesetzlich vorgeschriebenen Abstand von 100 Metern dazu darstellt. Und auf dieser Karte gibt es Gebiete in Schweinfurt, wo man öffentlich kiffen könnte.
Zum Beispiel auf der Maininsel nahe dem Konferenzzentrum: Gibt es da bald keine Auto-Poser mehr und Menschen, die ihre Fast-Food-Essenstüten einfach liegen lassen, sondern an lauen Sommerabenden lauter 68er mit Bob-Marley-Kleidung und Flower-Power-Stimmung, mit Blick auf den dahin plätschernden Main?
Was die Anwohner dazu sagen, ist eine ganz andere Frage. Aber es könnten sich auch ganz neue Perspektiven für die wichtigste Zukunftsfrage der Stadt ergeben, wenn man in relaxter Stimmung am Main sitzend ein wenig philosophiert: Was soll mit der Maxbrücke passieren? Abreißen und neu bauen? Oder lieber dritte Mainbrücke und die Maxbrücke für Fußgänger und Radler? Brücken-Schoppen oder Aperölchen auf der einen Seite, Reggae-Rhythmen auf der Maininsel?