Manche Punkte in Sitzungen des Bauausschusses kommen auf den ersten Blick ganz unscheinbar daher, haben es aber durchaus in sich. Wer hätte vermutet, dass die einfache Nutzungsänderung eines Büros im dritten Obergeschoss eines Gebäudes in der Spitalstraße dafür gedacht ist, in diesen sieben Räumen dem ältesten Gewerbe der Welt nachzugehen.
Nun, baurechtlich ist dagegen nichts einzuwenden und rot schimmernde Fenster aus einschlägigen Etablissements wird es in Richtung Georg-Wichtermann-Platz auch nicht geben. Im übrigen auch keine Fahrradstellplätze, was dann doch ein wenig verwundert. Ulrike Schneider war dieser auf den ersten Blick ein wenig weit hergeholte Sachverhalt aufgefallen, sie entpuppte sich dabei als eifrige Leserin der mit viel Akribie von Ordnungsreferent Jan von Lackum zusammengestellten neuen Stellplatzsatzung.
In dieser ist für 61 verschiedene Fälle ausführlich und detailliert aufgelistet, was man als Hausbesitzer unter welchen Bedingungen tun muss, um genügend Stellplätze für Autos zu schaffen und neu, auch für Fahrräder. Und siehe da, diejenigen, die Wohnungen für Prostitution nutzen, müssen zwar pro Arbeitszimmer einen Autostellplatz haben, für Fahrräder aber nichts vorhalten. Nur wer ein echtes Bordell betreibt, muss auch die Radler berücksichtigen.
Warum also nicht in diesem Einzelfall? Des Ordnungsreferenten Antwort ist nur auf den ersten Blick verblüffend. Zum einen sind Warteschlangen bei derlei Etablissements eher unwahrscheinlich – auch wenn so manch ein Beobachter am Georg-Wichtermann-Platz nur allzu gerne wissen würde, wer so alles dort ein- und ausgeht. Zum anderen halte sich der (Straßen)-Verkehr dort in Grenzen. Dass ein Freier sich per Rad zur Herzensdame seiner Wahl begeben würde, hält die Stadtverwaltung für nicht sehr wahrscheinlich.
Blitzgeschwind per Fahrrad vom Bahnhof zum Bergl
Wenn doch, dann könnte die neue Fahrradstraße in der Gustav-Heusinger-Straße eine Option sein, schneller in die Innenstadt zu kommen. Da geht's nämlich schon ab Ende des Jahres blitzgeschwind dahin, wenn man den Ausführungen der Rad-Freunde im Ausschuss Glauben schenken darf. Endlich geht mal was vorwärts in Sachen Radkonzept, wenn auch in überschaubarem Rahmen. Schon bald rückt der städtische Bautrupp mit Farbeimer und Pinsel aus, um die Markierungen auf der Straße für die Radler aufzubringen. Autos dürfen dann zwar auch dort fahren, doch die Velociped-Nutzer haben Vorrang.
Dass die Sozialdemokraten in dem Zusammenhang sich über mehr Rot in der Stadt, sprich rote Markierungen der Fahrbahn an den beiden Einfahrten von Nebenstraßen in die Gustav-Heusinger-Straße, freuen würden, sei ihnen gegönnt. Doch der Schilderwald, den die Verwaltung plant, um die Autofahrer zur Vorsicht vor den ob der neu gewonnenen Freiheit nur so dahin sausenden Radlern zu gemahnen, ist durchaus beachtlich. Und ein Stopp-Schild leuchtet doch auch schön rot.