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Schweinfurt
Glosse Zeug gibt's: Eiszeit im Schweinfurter Kreistag
Wenn bibbernde Kreisräte zu Schals und Decken greifen: Als Kommunalpolitiker muss man manche Härte aushalten können.
Ein Schal kann eine wichtiges Sitzungsrequisit für Kreisräte sein (Symbolfoto).
Foto: Marius Becker/dpa | Ein Schal kann eine wichtiges Sitzungsrequisit für Kreisräte sein (Symbolfoto).
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 24.03.2021 02:15 Uhr

Hart im Nehmen müssen Kreisräte sein. Meistens dann, wenn dort CSU-Staatssekretär Gerhard Eck und den Grünen wechselweise die Gäule durchgehen. Doch in der vergangenen Woche war Klimahärte gefragt. Zusammengefunden hat sich der Kreistag, wie seit Pandemieausbruch üblich, in der Kulturhalle in Grafenrheinfeld. Die verfügt nicht nur über ein ansprechendes Ambiente, sondern an einer Längsseite auch über eine Front aus bodentiefen Glaselementen. Und um dem Infektionsschutz Genüge zu tun, standen sie auch sperrangelweit offen. Durchgehend. Bei gefühlten Temperaturen um fünf Grad. Während der kompletten Sitzung musste man tunlichst aufpassen, dass nicht eisige Windböen die Unterlagen vom Tisch wehten.

Anscheinend hat sich niemand getraut, beim Sitzungsleiter mal nachzufragen, angesichts drohender Frostbeulen nicht doch auf Stoßlüften umzuschwenken. Einer nach dem anderen zurrten die Damen und Herren Kreisräte Schals und Halstücher enger zusammen, warfen sich Mäntel und Jacken über die Schulter oder die Knie oder schleppten wärmende Decken aus dem Auto heran. Während manch einer bibbernd den Reden zum Haushalt lauschte, saß Landrat Florian Töpper den Kreistagskühlschrank stoisch und ungerührt auf seinem Stuhl aus. Im dünnen Anzug. Ob er mit Skiunterwäsche vorgesorgt hatte, ist nicht bekannt.

Braucht es Internet an Schulen?

Schneeanzug und Schalmütze waren dagegen im Schweinfurter Rathaus in dieser Woche nicht vonnöten. Zwar wurde das Thema "Infektionsschutz" auch hier in mehreren Ausschussitzungen ausgiebig behandelt. Oberbürgermeister Sebastian Remelé hatte jedoch mit einem CO2-Messgerät vorgesorgt. Und so musste der Sitzungssaal nur ungleich seltener belüftet werden, mit ungleich kleineren Fenstern.

Neben Corona-Selbsttests, die eigentlich längst in jedem Klassenzimmer angekommen sein sollten, aber es nicht sind, behandelte etwa der Schul- und Kulturausschuss ein weiteres, auch schleppend vorankommendes Thema. Und das nicht seit Wochen oder Monaten, sondern seit Jahren. Die Rede ist, wie sollte es anders sein, von der Digitalisierung an Schweinfurter Schulen. Konkret erkundigte sich SPD-Stadträtin Julia Stürmer-Hawlitschek nach dem Stand des W-Lan-Ausbaus. Zwar habe die Corona-Pandemie zu einer Beschleunigung der Digitalisierung geführt. "Das professionelle W-Lan, was wir an Schulen haben wollen, gibt es aber leider noch an keiner Schule in Schweinfurt", bremste Schulamtsleiter René Gutermann die Euphorie, noch bevor sie aufkommen konnte.

Da passte gut ins Bild, dass die CSU an ein Ereignis von vor zehn Jahren erinnerte. Damals hätte es beim Thema Internet große Empörung innerhalb der Elternschaft gegeben. Und zwar aus Angst vor möglicher Strahlung in Klassenzimmern. Das sei heute nicht mehr so, erklärte Gutermann. Alle wollen jetzt die Digitalisierung, die Gefahr der Strahlung sei zu vernachlässigen. "Zumal sich der Durchschnittschüler heute doch auch privat der Strahlung freiwillig vier Stunden am Tag aussetzt", ergänzte OB Remelé augenzwinkernd. Bleibt zu hoffen, dass es nicht auch zehn Jahre dauert, bis alle von den Corona-Schnelltests überzeugt sind.

 
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