
Am Dienstag, 17. November, um 14.21 Uhr macht es "Ping" an meinem Computer. Unser internes Chat-Programm öffnet sich, die Kollegin vor Ort aus den Haushaltsberatungen im Konferenzzentrum auf der Maininsel meldet sich: Die Beratungen sind fertig.
Flinke Beratungen, flinke Hände, ergo ist dieses Zeug gibt's am 17. November um 15 Uhr bereits fertig, wir wollen uns ja nicht nachsagen lassen, dass wir gemütlich in unseren Schreibtischstühlen rumlümmeln und erst am Freitag kurz vor Redaktionsschluss in die Tasten hauen. Wo doch die Stadträtinnen und Räte sowie die Verwaltung eine wahre Turbo-Beratung hingelegt hatten. Und weil es nun schon mal fertig ist, erscheint es ausnahmsweise mal mitten in der Woche.
In der Tat, nicht mal die altgedienten Recken des Schweinfurter Stadtrats konnten glauben, was die Corona-Pandemie ermöglichte: Eine weitgehend sachliche, friedliche, in der Sache durchaus auch mal kontroverse Diskussion über den Haushalt und lediglich etwas mehr als zwei Handvoll Anträge anstatt wie sonst über 50. Das von Kämmerin Anna Barbara Keck verhängte Spardiktat zeigte Wirkung, man sparte sich auch die Zeit für meist angesichts der Mehrheitsverhältnisse und der dramatischen Umstände derzeit ohnehin überflüssige Diskussionen.
Warum der OB einen Schal brauchte
Für den OB und seinen Sozialreferenten Jürgen Montag war's zumindest am Montag doch ein bisschen unangenehm, was aber nicht an lautstarker Kritik an ihrem Wirken lag, sondern an der Klimaanlage. Die ist im Konferenzzentrum zum einen so gut, dass das böse Coronavirus keine Chance hat und einfach umgewälzt und rausgepustet wird. Sie sorgt aber auch dafür, "dass es zieht wie am Strand", wie Sebastian Remelé, in der ersten Reihe direkt unter der Klimaanlage sitzend, bemerkte und synchron mit Montag sich einen Schal um den Hals wickelte.
La Paloma am schönen feinsandigen Südsee-Strand war's ja wirklich nicht, diesen Sparhaushalt im Vorfeld auf die Beine zu stellen. Ein Sparhaushalt, von dem jeder hofft, dass er vielleicht doch nicht gebraucht wird und sich die örtliche Wirtschaft schneller erholt und den einen oder anderen Kreuzer und Taler Gewerbesteuer mehr als prognostiziert in den Keckschen Geldspeicher wirft.
Aber man weiß es nicht, was passiert und wie schnell die angekündigten Impfungen eine Rückkehr zur geliebten Normalität ermöglichen. Fiskalische Vorsicht ist also die Mutter der Porzellankiste.
A propos Anna Barbara Keck: Die Finanzreferentin nahm das Spardiktat natürlich selbst auch ernst. Bunte Bilderwände und schicke vierfarbige Broschüren in zumindest für Männerhände herausfordernder Origami-Falttechnik wie vor einem Jahr gab es dieses Mal nicht, alles gestrichen. Die über 1000 Seiten Haushalt lasen die meisten auf ihren Tablets, außerdem gab es einen Ausdruck mit schnöder Plastikringheftung.
Und lustige Männecken in der Online-Präsentation. Um die Gewerbesteuer-Zahlungen zu illustrieren, hatte Keck zwei tanzende kleine Roboter-GIFs gefunden. Fast so wie die tanzenden Finger auf der Tastatur, als diese Glosse am Dienstag, 17. November, in Rekordtempo um 15 Uhr abgespeichert wurde.