
Zur Jahrtausend-Wende gab es noch erwachsene Männer und Frauen im Alter von 26 Jahren und jünger, die hatten zeit ihres Lebens nur einen einzigen Papst kennengelernt: Johannes Paul II. Dann gab es 16-Jährige, die überrascht waren, dass außer Angela Merkel auch jemand anderes deutscher Bundeskanzler werden kann. Und wir wollen hier natürlich auch nicht die Zehnjährigen vergessen, für die es bis heute normal ist, dass der FC Bayern alljährlich Deutscher Fußballmeister wird.
Aber irgendwann ändert sich auch der längste Status Quo und dann bricht das große Staunen aus – wie am Mittwochnachmittag um exakt 16.12 Uhr. Da fielen in Gerolzhofen sieben oder acht Regentropfen. Regen, richtiger Regen! Ältere Mitbürger konnten sich noch erinnern, was diese feuchten Dinger, die da vom Himmel fielen, für eine Bedeutung haben. Viermonatige Baby hingegen hatten so etwas in ihrem Leben noch nicht erlebt.
Vom Klee im Rasen
Diese akute Trockenheit hat – auch das haben wir in dieser Woche gelernt – so manche Qualen für die Fans des dichten, sattgrünen und kurz geschnittenen Zierrasens mit sich gebracht. Denn dort, wo vernünftigerweise kein kostbares Wasser mehr verschwendet wird, hat sich der einst grüne Rasen in eine graubraune Ödnis verwandelt. Der Alternativvorschlag, den die Kreisgartenfachberaterin parat hat, ist allerdings harter Tobak für alle Rasen-Fanatiker, für die ein Rasen ohne das kleinste Fitzelchen Unkraut noch immer ein Statussymbol ist und die – um ihr Ziel zu erreichen – gegen die großblättrigen Eindringlinge sogar chemische Mittel versprühen. Brigitte Goss empfiehlt tatsächlich Rasensaat-Mischungen, in denen Klee beigemischt ist. Ausgerechnet Klee, der Feind eines jeden Rasen-Fetischisten! Der Klee-Rasen sorgt nun für Herz-Rasen.
Vom Saufen und Schöpfen
Interessant war auch der Blick auf die Situation in Wald und Flur, wo die Rehe und ihre Kitze derzeit arg unter der Trockenheit leiden, weil sie kein feuchtes Grünzeug mehr zum Äsen finden. Die Tiere sind gezwungen, zu den von den Jägern im Wald aufgestellten Wassertrögen zu kommen, um dort zu saufen. Wobei dieses Trinken eines Wildtieres in der Jägersprache als "Schöpfen" bezeichnet wird. Wieder was gelernt. Dieses "Schöpfen" darf aber keinesfalls auf menschliche Verhaltensweisen übertragen werden. Sonst wäre ja ein verkommener Säufer am Ende noch ein Schöpfer. Aber diesen Begriff hat ja schon die Kirche für sich reserviert.
Ein genialer Konstrukteur
Beim Googeln im Internet ist Museumsleiter Bertram Schulz zufällig auf den großartigen Maschinenbauingenieur Valentin Litz gestoßen, der in Gerolzhofen geboren wurde, aber in Vergessenheit geriet. Er gilt in der Wissenschaft als einer der Wegbereiter der effizienten Fließbandarbeit in Deutschland und unter seiner Leitung erfolgte unter anderem der Bau der atemberaubend schönen Stromlinien-Schnellzuglok der Baureihe "05".
- Hier gibt es die bereits erschienenen Wochenrückblicke
Nur mal so eine Idee: Wenn der Stadtrat sich doch entscheiden sollte, dem Heimatdichter-Nazi Nikolaus Fey die Würdigung zu entziehen, dass nach ihm eine Straße in Gerolzhofen benannt ist, dann würde sich dieser Valentin Litz doch als neuer Namenspatron anbieten. Als Maschinenbauingenieur würde sogar sein Beruf gut zum Gewerbegebiet am westlichen Stadtrand passen.