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Gerolzhofen
Glosse "Vogts Woche": Weise Worte
Klaus Vogt blickt wieder zurück auf die Woche. Dabei ist ihm aufgefallen, dass viele Sprichwörter nichts von ihrer Aktualität eingebüßt haben.
Klaus Vogt.
Foto: Anne Bauerfeld | Klaus Vogt.
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 27.11.2022 02:40 Uhr

"Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben." Das Zitat - eines der berühmtesten der letzten Jahrzehnte - wird ja allgemein mit Michail Sergejewitsch Gorbatschow in Verbindung gebracht. Der letzte Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion soll diesen Jahrhundertsatz am Rande der Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der DDR-Staatsgründung im Oktober 1989 zu "Honi" gesagt haben. Hört sich zwar gut an, stimmt aber leider nicht.

Eigentlich stammt das Zitat von Gennadi Iwanowitsch Gerassimow, der damals der außenpolitische Sprecher von Michail Gorbatschow war. Eigentlich. Denn streng genommen hat auch Gerassimow dies so nie gesagt, als er auf Russisch den wartenden Journalisten von der Unterredung zwischen Honecker und Gorbatschow berichtete. Die deutsche Version seines Übersetzers sei aber eine so "verschachtelte Konstruktion" gewesen, die man unmöglich hätte drucken können, erinnern sich Reporter, die damals dabei waren.

Was also tun? Die Journalisten steckten die Köpfe zusammen, glichen ihre Aufzeichnungen ab und einigten sich, dass "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben" die treffendste Zusammenfassung für das ist, was Gerassimow soeben wortreich verkündet hatte. Und so wurde der Satz als angebliches Originalzitat Gorbatschows über die Nachrichtenticker in aller Welt verbreitet.

  • Hier gibt es weitere, bereits erschienenen Glossen "Vogts Woche". 

Ganz egal, wer letztlich nun der Schöpfer dieser weisen Worte war - sie gelten noch heute. Dies musste jetzt auch die Stadt Gerolzhofen erfahren, als sie sich beim Förderprogramm für neue Sirenen um staatliche Unterstützung bewarb. "Tut uns leid, die Gelder sind schon weg", hieß es von der Regierung von Unterfranken. Denn wer zu spät kommt...

"Aus Fehlern wird man klug", lautet eine andere Weisheit, die sich die Stadt deshalb jetzt zu Eigen gemacht hat. Damit man nicht wieder zu spät dran ist, findet schon an diesem Wochenende auf dem Marktplatz das neue "Weihnachts-Sammelsurium" statt. Obwohl die Adventszeit noch überhaupt nicht begonnen hat. Und obwohl der morgige Sonntag von evangelischen Christen als Totensonntag begangen wird und als sogenannter "stiller Tag" unter dem Schutz des Gesetzes steht. Der Freistaat hat im "Gesetz über den Schutz der Sonn- und Feiertage" ausdrücklich festgelegt, dass am morgigen Totensonntag öffentliche Unterhaltungsveranstaltungen nur dann erlaubt sind, wenn der diesem Tag entsprechende ernste Charakter gewahrt bleibt. Ob nun ein Lachverbot beim "Sammelsurium" gilt? 

"Das Gegenteil von Gut ist nicht Böse, sondern gut gemeint", lautet ein anderes Zitat, das Kurt Tucholsky zugeschrieben wird. Gut gemeint war es sicherlich, dass man eine "Mitfahrbank" an der Westfassade der Gerolzhöfer Stadtpfarrkirche aufgestellt hat. Aber haben Sie dort jemals jemanden gesehen, der dort saß, weil er von einem Auto mitgenommen werden wollte? Die meisten sitzen dort, um ihren Döner in Ruhe essen zu können.

Mit Begeisterung waren die Erstklässler am Donnerstag bei der Sache, als im Mahlholz zwei Speierlinge als Klassenbäume gepflanzt wurden. Förster Jochen Schenk hatte zuvor die Kinder über die Bedeutung des Waldes aufgeklärt. Und dabei fragte er die Buben und Mädchen, welche Baumarten sie schon kennen. Spontan gingen die kleinen Finger hoch. "Maibaum", sagte ein Bub ganz stolz. "Und den Christbaum", ergänzte ein Mädchen. Das sind die Momente, die Licht ins Leben bringen.

 
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