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Gerolzhofen
Glosse Vogts Woche: Frieren für den Frieden mit der EnSikuMaV
Bei nur 19 Grad in den städtischen Amtsstuben kommt man leicht ins Frieren. Ob da ökologische Schwedenfeuer aus dem Bürgerwald helfen können?
Klaus Vogt blickt zurück auf die Woche.
Foto: Anne Bauerfeld | Klaus Vogt blickt zurück auf die Woche.
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 28.09.2022 02:41 Uhr

Da uns der Russe als Vergeltung für die westliche Unterstützung der angegriffenen Ukraine den Gashahn zugedreht hat, ruft die Bundesregierung zum Energiesparen auf. Unter anderem sollen wir Gas sparen. Das Ganze ist rechtlich eingebettet in die "Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über kurzfristig wirksame Maßnahmen", etwas kürzer als "Kurzfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung" und ganz kurz als "EnSikuMaV" bezeichnet.

Seit dem 1. September und noch mindestens bis zum 28. Februar ist es nun beispielsweise verboten, im Garten oder auch im Haus (wer ein eigenes kleines Hallenbad hat) das Wasser von "Schwimm- und Badebecken einschließlich Aufstellbecken" mit Gas oder mit Strom aus dem Stromnetz zu heizen. Glücklicherweise habe ich mein aufblasbares Planschbecken auf der Terrasse schon eingemottet. So komme ich wenigstens nicht in Versuchung, das Wasser dort illegal anzuwärmen.

Kalte Güsse statt warmen Schaumbads

Es stellt sich aber eine Frage: Gilt meine innerhäusige Zwei-Personen-Badewanne jetzt als "Badebecken" im Sinne der EnSikuMaV? Und muss ich dort statt eines wohlig warmen Schaumbads künftig kalte Güsse im Sinne von Pfarrer Sebastian Kneipp über mich ergehen lassen? Über solche Details bei der Umsetzung der EnSikuMaV muss wohl noch höchstrichterlich entschieden werden.

Spannend wird es in der EnSikuMaV, wenn es um die "Höchstwerte für die Lufttemperatur in Arbeitsräumen in öffentlichen Nichtwohngebäuden" geht. Da gibt es jetzt schon ordentlich Diskussion in städtischen Amtsstuben. Denn Büros, in denen eine leichte Tätigkeit im Sitzen verrichtet wird, dürfen nur noch bis maximal 19 Grad Celsius beheizt werden. Um dem Argument des Bürgermeisters vorzubeugen, sein Amt sei keinesfalls eine leichte Tätigkeit, definiert der Gesetzgeber den Umstand dann noch dahingehend, dass die Tätigkeit "körperlich leicht" sein muss. Also wird auch im BGM-Büro der Heizkörper gedimmt. 

Warme Decken und heißer Tee

Damit sind folglich alle betroffen, die an einem Schreibtisch sitzen, am PC arbeiten, Formulare ausfüllen, Bescheide verschicken und den Stempel benutzen. Dass 19 Grad in einem historischen Gemäuer alles andere als warm sind, besonders wenn man sich kaum bewegt, hat der Bürgermeister bereits erkannt. Er will warme Decken verteilen und längere Pausen einführen, um sich mit einem heißen Tee aufwärmen zu können. Möglicherweise denkt man auch darüber nach, im Hof der Verwaltungsgemeinschaft ein Zelt aufzustellen, in dem wärmende Schwedenfeuer aus dem Bürgerwald brennen und wo es für die steif gefrorenen Mitarbeiter eine heiße Suppe von den Maltesern gibt.

Das Bild der "dunklen Tannen" wird ja in zahlreichen Volksliedern und Gedichten besungen. Damit ist immer ein Gefühl von Heimat verknüpft, von dichten Wäldern, die sich leicht im Winde neigen. Wenig Heimatgefühl dürfte aber hochkommen, wenn man sich die Situation vorstellt, die ab der Adventszeit in der Gerolzhöfer Innenstadt herrschen soll. Um Strom zu sparen, wird die Straßenbeleuchtung auf ein Minimum zurückgefahren. Und die traditionelle Weihnachtsbeleuchtung mit den leuchtenden Girlanden über den Straßen und den Leuchtmasten soll es heuer auch nicht geben.

Da kann man dann im Halbdunkel am Marktplatz, wenn man ganz genau hinguckt, eine dunkle Tanne entdecken. Früher hat man mal Christbaum dazu gesagt. 

 
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