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Gerolzhofen
Gleich zwei Preise gehen an Gerolzhöfer
Jedes Jahr würdigt das Wissenschaftsministerium die Arbeit der besten Dozenten an bayerischen Universitäten: Beim Festakt trafen sich zufällig zwei junge Gerolzhöfer.
Sie gehören zu den besten Hochschullehrern im Freistaat: die jungen Gerolzhöfer Dr. Nicole Hauke und Dr. Christian Maier.
Foto: Klaus Vogt | Sie gehören zu den besten Hochschullehrern im Freistaat: die jungen Gerolzhöfer Dr. Nicole Hauke und Dr. Christian Maier.
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 16.12.2019 02:10 Uhr

Das Leben sorgt mitunter für die unglaublichsten Zufälle. Jüngstes Beispiel: Die gebürtige Gerolzhöferin Nicole Hauke erhielt dieser Tage bei einem Festakt an der Universität Passau aus den Händen von Bayerns  Wissenschaftsminister Bernd Sibler den „Preis für gute Lehre“. Neben ihr gab es noch 14 weitere Preisträger aus allen Hochschulen des Freistaats. Einer dieser anderen Geehrten kam der jungen Frau dann doch bekannt vor, als sie mit ihm auf der Bühne stand: Es war Christian Maier, ebenfalls ein Gerolzhöfer. "Ich kenne den Christian schon lange", erzählt Nicole Hauke. Denn während ihrer Kindheit haben beide mit ihren Familien im gleichen Mehrfamilienhaus in der Jahnstraße gewohnt. Und jetzt trafen sie sich wieder als Preisträger für ihre akademische Lehrtätigkeit. Zufälle gibt's...  

Wissenschaftsminister Bernd Sibler (links) überreichte dieser Tage in Passau an Christian Maier den 'Preis für gute Lehre 2018'.
Foto: Weichselbaumer/Uni Passau | Wissenschaftsminister Bernd Sibler (links) überreichte dieser Tage in Passau an Christian Maier den "Preis für gute Lehre 2018".

Lob vom Minister

Einmal im Jahr würdigt das Bayerische Wissenschaftsministerium die Arbeit der besten bayerischen Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer an den staatlichen Universitäten im Freistaat. „Der hervorragende Ruf unserer Universitäten geht in hohem Maß auf die engagierte und herausragende Arbeit unserer Hochschullehrerinnen und -lehrer zurück. Sie eröffnen jungen Menschen den Zugang zu neuen Welten, komplexen Themen und weitreichenden Zusammenhängen", betonte Wissenschaftsminister Bernd Sibler bei der Preisverleihung. "Die hohe Qualität und Anziehungskraft des Hochschulstandorts Bayern verdanken wir insbesondere auch ihrer anspruchsvollen und innovativen Lehre an unseren Universitäten.“

Die Preisträgerinnen und -träger werden von ihrer Heimatuniversität vorgeschlagen. An dieser Entscheidung sind neben dem Lehrkörper auch die Studentinnen und Studenten beteiligt, die die tägliche Arbeit ihrer Lehrerinnen und Lehrer bewerten können. Voraussetzung für die Verleihung des Preises ist eine herausragende Lehrleistung über die Dauer von wenigstens zwei Studienjahren an einer bayerischen Universität. Die Auszeichnung ist mit jeweils 5000 Euro dotiert.

Folgen der Digitalisierung

Der 1984 geborene Christian Maier ist der Sohn des verstorbenen Apothekers Ernst Maier und dessen Ehefrau Hiltrud. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Gerolzhofen und in Gaibach studierte der junge Gerolzhöfer Wirtschaftsinformatik an der Universität in Bamberg. In seiner in Englisch verfassten Dissertation beschäftigte sich Maier mit den Auswirkungen von Technostress auf den Menschen in Beruf und Freizeit, ausgelöst durch die Folgen der Digitalisierung und unter dem Einfluss neuer Medien. Für seine wegweisende Arbeit erhielt er bereits 2015 den Schmalenbach-Preis. Die mit 10 000 dotierte Auszeichnung gilt als einer der renommiertesten Wirtschaftspreise der Republik.

Aus den Händen von Wissenschaftsminister Bernd Sibler erhielt Nicole Hauke die Ehrung für hervorragende Hochschullehrer.
Foto: Weichselbaumer/Uni Passau | Aus den Händen von Wissenschaftsminister Bernd Sibler erhielt Nicole Hauke die Ehrung für hervorragende Hochschullehrer.

Der Otto-Friedrich-Universität in der oberfränkischen Domstadt ist Christian Maier auch nach seiner Promotion treu geblieben. Derzeit lehrt er dort in der Fakultät "Wirtschaftsinformatik und angewandte Informatik" (WIAI) als akademischer Rat auf Zeit und Assistenzprofessor.  Dabei ist ihm nach eigener Aussage die praktische Anwendung der Theorie wichtig. Neben Simulationen setzt er reale und selbst entwickelte Fallstudien ein, "um den Studenten Sicherheit zu geben und sie so bestmöglich auf ihren späteren Beruf vorzubereiten".

Offener Umgang mit Studenten

Der Fakultätsrat, der Maier für den Lehrer-Preis vorgeschlagen hat, begründete seine Entscheidung damit, dass der junge Forscher neben den klassischen Lehrveranstaltungen auch gezielt neue Formate ausprobiert wie interaktive Apps. Und die Studenten lobten die "ständige Erreichbarkeit und den kooperativen und offenen Umgang" ihres Hochschullehrers.

Neben seiner Lehrtätigkeit ist Christian Maier aber auch weiterhin in seinem Spezialgebiet in der Forschung aktiv. Im Team von Lehrstuhlinhaber Prof. Tim Weitzel  beschäftigt er sich mit den (zumeist negativen) Auswirkungen der digitalen Durchdringung von Arbeit und Freizeit. Wenn die Grenzen zwischen Privat und Beruf immer mehr verwischen, kann dies dramatische Auswirkungen auf die Gesundheit des Arbeitnehmers bis hin zum Burnout haben.  Deswegen ist hier nicht nur das Fachgebiet Wirtschaftsinformatik gefragt, sondern es gibt während der Forschung natürlich auch Berührungspunkte zur Medizin und zur Psychologie. "Da sind wir weltweit praktisch die einzigen, die hier forschen."

Christian Maier will Professor werden

Nach Jahren in Bamberg ist Christian Maier nun wieder in seine Heimatstadt Gerolzhofen zurückgezogen. "Die Mieten in Bamberg sind so teuer wie in München", sagt er. Auf seine weiteren beruflichen Ziele angesprochen, muss er nicht lange nachdenken: "eine eigene Professur". Sein Traum ist es, in der Zukunft einmal Inhaber eines eigenen Lehrstuhls zu sein. Die Chancen stehen nicht schlecht, zumal das Maier'sche Forschungsgebiet in der modernen Gesellschaft immer mehr an Aktualität und Dramatik gewinnt. "Vielleicht klappt es ja in den kommenden fünf Jahren", lächelt er. Und macht dabei einen sehr bescheidenen und netten Eindruck. 

Emphatische Dozentin: Nicole Hauke

Seine unmittelbare Nachbarin aus den Kindertagen in der Jahnstraße, Nicole Hauke, lehrt an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Sie wurde 1986 als Tochter von Michael und Annette Hauke geboren und besuchte zunächst das Gymnasium in Gerolzhofen, ab der 11. Klasse dann für ein Jahr die Schule in Wiesentheid und in der Kollegstufe dann Gaibach. Ab 2006 studierte sie Psychologie und erlangte 2012 ihr Diplom. Seit August 2012 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Sozialpsychologie mit Schwerpunkt Gender und Diversity. 2017 promovierte die Gerolzhöferin über das Selbstwertgefühl.  

Als "Postdoc" ist Nicole Hauke an der Universität Erlangen-Nürnberg neben der Forschung insbesondere für Seminare und Vorlesungen zuständig. Und hier hat die 33-Jährige offenbar ganz besondere Fähigkeiten. Ihre Studenten beschreiben sie nämlich als eine emphatische und engagierte Dozentin, die durch ihren klaren und prägnanten Vortragsstil, abwechslungsreiche Lehrmethoden und durch eine offene, kritikförderliche Art den Inhalt ihrer Seminare spannend vermittelt.

"Mir ist es wichtig, dass in ihren Lehrveranstaltungen eine gute Atmosphäre herrscht", erzählt sie, als sie sich mit Christian Maier zum Pressegespräch in der Reaktion der Main-Post trifft. Sie will fordern, aber nicht überfordern. Und die Studierenden ermuntern, aktiv am Dialog teilzunehmen. "Schließlich ist doch niemand perfekt." Dass die Hochschullehrerin ein persönliches Interesse am Lernerfolg ihrer Studierenden hat, zeige sich durch die ausführlichen und hilfreichen Feedbacks, die die Dozentin stets gebe, loben auch die Studenten in ihrer Evaluation die Lehrerin, wie die Uni kürzlich mitgeteilt hat. 

Aktiv beim Tennisclub

Der Kontakt von Nicole Hauke, die in der Metropolregion Nürnberg wohnt, zu ihrer Heimatstadt Gerolzhofen ist nie abgerissen. Regelmäßig besucht sie ihre Eltern, in den Sommermonaten ist sie sogar nahezu jedes Wochenende in GEO. Das liegt auch an ihrer Leidenschaft zum Tennissport bei Rot-Weiß Gerolzhofen. Und als ihr Vater Michael  im vergangenen Jahr nach 32 Jahren als Vorsitzender nicht mehr für das Amt antrat, trat Tochter Nicole in seine Fußstapfen. Sie ist nun Mitglied des fünfköpfigen Vorstandsteams und hier für die Vereinsmitglieder zuständig.

Bis März 2022 kann Nicole Hauke noch als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Friedrich-Alexander-Universität lehren. Dann läuft ihr Vertrag aus. Was danach kommt, das weiß sie natürlich jetzt noch nicht genau. Sicher ist nur, dass sie in die freie Wirtschaft wechseln will.

 
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