Die therapeutische Bogenschützin Tanja Ullrich brachte überzeugend zum Ausdruck, dass die Kunst des Bogenschießens weit mehr als eine Kriegstechnik oder olympische Disziplin ist. Die Verbindung von Vorbereitung, Durchführung und Wirkenlassen eines Bogenschusses mit unseren Glaubensvollzügen versuchte Diakon Joachim Werb und Tanja Ullrich gedanklich und praktisch in dieser besonderen spirituellen Stunde herzustellen.

Da wurde auch scharf geschossen, wenngleich nicht alle Pfeile ihr Ziel erreichten. Vom Altar aus verhungerte der erste Pfeil auf seinem Weg zum Ziel symbolisch und wies so auf die Kraftlosigkeit und Blutleere rein formaler Ritusfrömmigkeit am Tisch des Herrn hin.

Vom Ambo aus fanden im nächsten Schritt drei Pfeile dann zielsicher ihren Platz auf der Zielscheibe des Glaubens: Gottes-Nächsten- und Selbstliebe. Allerdings war der (Körper)Haltung der Schützin dabei eine übergroße Anspannung und nahezu krampfhafte Konzentration anzusehen.

Richtig ins Schwarze des Glaubens trafen schließlich die Pfeile, die unter dem Kreuz auf den Weg gebracht wurden. Das vollkommene Einlassen auf das Leben und den Tod unter dem Kreuz, das Sich-Öffnen für den großen Lebenszusammenhang ist die Haltung, die der Botschaft Jesu am weitesten entspricht: Mensch, lasse dich ganz auf Gottes Wirken ein und lasse los, was dich beschränkt und am Erreichen des Lebensziels hindert.

Loslassen und Vertrauen, dass die Pfeile unserer Wünsche, Anliegen und Sehnsüchte ihr Ziel mitten im Zentrum des Glaubens finden, das brachte der finale Schuss Ullrichs spektakulär zum Ausdruck. Ein echter "Glaubensvolltreffer" in jeder Hinsicht.

Von: Joachim Werb (Gemeindeleiter, Gemeinde St. Anton, Pfarrei Heilig Geist Schweinfurt)