Der Stadtrat von Gerolzhofen hat am Montagabend beschlossen, der Telekom Deutschland GmbH den Auftrag zu erteilen, in noch unterversorgten Teilen des Stadtgebiets ein gigabit-fähiges Breitbandnetz zu bauen. Allerdings kommen nur 51 Adressen in den Genuss der superschnellen Datenleitung.
Die Stadt Gerolzhofen nimmt seit Sommer 2020 an der so genannten "Bayerischen Gigabitrichtlinie" teil. Der Freistaat Bayern fördert mit dieser Richtlinie den Aufbau von Breitbandnetzen mit einer Übertragungsrate von mindestens 200 Mbit für Privatanschlüsse und einem Gigabit Gbit (da sind 1000 Mbit) für gewerbliche Anschlüsse. Das Ganze ist ein interkommunales Projekt. Gerolzhofen arbeitet hier mit den Nachbargemeinden Dingolshausen, Donnersdorf, Frankenwinheim, Lülsfeld, Michelau und Oberschwarzach zusammen.
Warum werden aber nun nur 51 Gebäude mit Glasfaser versorgt? Eine Förderung über die Gigabitrichtlinie ist nur dort möglich, wo noch kein Netz vorhanden ist, das zuverlässig mindestens 100 Mbit im Download für Privatanschlüsse und 200 Mbit für gewerbliche Anschlüsse1 übertragen kann, und wo in den kommenden drei Jahren von Netzbetreibern und Investoren wahrscheinlich auch kein solches Netz errichtet wird.
Förderung nicht möglich
Da in großen Teilen von Gerolzhofen und Rügshofen neben der Telekom insbesondere auch Vodafone/Kabel Deutschland bereits ein Netz anbietet mit hoher Bandbreite, scheidet hier eine Förderung über die Gigabitrichtlinie aus. Im wesentlichen werden nun nur noch Teile der Gerolzhöfer Gewerbegebiete mit Glasfaser erschlossen. Das genaue Ausbaugebiet ist auf der Homepage der Stadt unter www.gerolzhofen.de (im Reiter "Gewerbe & Unternehmen") einsehbar.
Nach der inzwischen erfolgten Markterkundung, wo für jede Adresse in Gerolzhofen und Rügshofen die theoretisch verfügbare Bandbreite ermittelt wurde, war der Breitbandausbau öffentlich ausgeschrieben worden. Dabei gingen fünf Angebote ein von Bisping & Bisping, Clevernet GmbH, Deutsche Glasfaser Wholesale GmbH, Telekom Deutschland GmbH und von der NGN Fiber Network GmbH. Unter Berücksichtigung der vorgegebenen Bewertungskriterien (Höhe der Wirtschaftskeitslücke, technisches Konzept, Endkundenpreise geschäftlich, Endkundenpreise privat, Unterstützung der Anbietervielfalt und Zeitpunkt der Inbetriebnahme) habe die Telekom Deutschland GmbH das wirtschaftlichste Angebot abgegeben, teilte Joachim Först vom Würzburger Büro Dr. Först Consult am Montagabend dem Stadtrat mit. Das Büro begleitet bereits seit Jahren fachlich den Internet-Ausbau in der Stadt.
Anschluss ist kostenlos
Der Fördersatz nach der Bayerischen Gigabitrichtlinie beträgt 90 Prozent. Pro Gebäude werden in Gerolzhofen Kosten in Höhe von 5220 Euro entstehen, das macht in der Summe einen Betrag von rund 266.000 Euro. Davon schießt der Staat rund 240.000 Euro zu, der Anteil der Stadt beträgt also nur 26.000 Euro. Insgesamt werden in dem interkommunalen Projekt mit Gerolzhofen, Dingolshausen, Donnersdorf, Frankenwinheim, Lülsfeld, Michelau und Oberschwarzach 1250 Gebäude mit Glasfaser erschlossen.
Der Hausanschluss an das Glasfasernetz ist im Rahmen der Gigabitrichtlinie kostenlos, erklärte Joachim Först. Man ist trotz Anschluss auch nicht gezwungen, einen Vertrag mit einem Anbieter abzuschließen, sprich man kann das Glasfaser einfach erst einmal ungenutzt im Boden liegen lassen. Wer sich allerdings jetzt nicht anschließen lässt, der muss bei einem späteren Anschluss seines Grundstücks nach dem Ende des Förderprogramms die Bauarbeiten dann selbst bezahlen.
Nachteile des Förderprogramms
Der IT-Experte Arnulf Koch (CSU) wies darauf hin, dass die Haushalte, die derzeit beispielsweise schon über Kupferleitungen an Kabel Deutschland anschließen könnten, nun letztlich benachteiligt sind, weil sie nicht in den Genuss eines kostenlosen Glasfaser-Anschlusses kommen können. Gleichzeitig lasse die Vodafone gelieferte Bandbreite wegen der steigenden Zahl von Nutzern kontinuierlich nach.
Joachim Först bestätigte dieses Dilemma. Die erwähnten Förderkriterien seien aber bis ins Jahr 2025 nach Europarecht so festgeschrieben. Allerdings zeige seine Erfahrung: "Die Chancen, dass eine Firma kommt und mit Eigenmitteln Glasfaser legt, steigt von Tag zu Tag."