
Wenn man in diesen Tagen beim Spazierengehen irgendwo im Steigerwald von Gitarrenklängen überrascht wird, dann dürfte Johannes Öllinger nicht weit sein: Den ganzen Sommer über will der Gitarrist aus Gerolzhofen an verschiedenen Stellen sein, um im Wald für entspannte, sanfte Klänge zu sorgen. Er nennt sein Vorhaben "Waldmusik im Steigerwald". Und das Ganze wird sogar vom Deutschen Musikrat im Rahmen von "Neustart Kultur" gefördert.
Die Idee, im Steigerwald Musik zu machen, überkam Öllinger, als er im Vorjahr von dem Projekt "Neustart Kultur" erfuhr. Es entstand vor den Hintergrund der Corona-Pandemie, in der viele Künstler mit einem Mal arbeitslos wurden und ohne Einkommen da standen. Mit dem Förderprogramm wolle man eine Beitrag leisten, "die kulturelle Infrastruktur dauerhaft zu erhalten", so steht es auf der Internetseite.
Der seit gut einem Jahr in Gerolzhofen lebenden Musiker ist normalerweise als Solist und Kammermusiker, aber auch in Ensembles und Orchestern aktiv. Öllinger verfügt über ein breites Spektrum, das vom klassischen Gitarrenrepertoire über zeitgenössische Musik bis zu eigenen Stücken und Liedern reicht. Mit Corona war auch für ihn alles anders. Johannes Öllinger bewarb sich mit seiner Idee der Waldmusik. Zu der Zeit, als er sein Programm einreichte, sei es noch schwierig gewesen, überhaupt etwas stattfinden zu lassen. Er bekam die Zusage als indirekte Corona-Hilfe, "eine Art Stipendium", wie er sagt.
Musik und Klänge des Waldes
Der Musiker umreißt seine Absicht, die dahinter steckt: Er möchte "den Steigerwald musikalisch bespielen, ohne Ankündigung, aber so, dass Wanderer darauf aufmerksam werden, wenn klassische Gitarrenmusik sich mit den Klängen des Waldes mischt".
Wenn er spiele, wenn er übe, werde er sich meist nicht direkt am Weg platzieren. Sonst entstehe eine Art Kommunikation, die vielleicht für manchen Spaziergänger unangenehm sei. "So haben die Leute nicht das Gefühl, dass man sich einmischt", meint Öllinger. Der intime Klang der Gitarre solle sich nicht aufdrängen, die zeitlosen Werke von der Renaissance bis ins 20. Jahrhundert werden so gewählt, dass die Musik und das Naturerlebnis sich ergänzen, erklärt er.
Wunderbare Atmosphäre
Der Gitarrist freut sich auf das für ihn spannende Projekt, das den ganzen Sommer über dauern soll. Schon allein wegen der Atmosphäre. Er schätzt die "wunderbare Atmosphäre, die Geräusche im Wald, das Vogelgezwitscher. Durch die Blätter hat die Musik eine ganz eigene Akustik." Zwischen 50 und 100 Auftritte will er spielen, jeweils an immer neuen Orten. Nicht einfach nur üben, sondern auch den Anspruch zu haben, die Anspannung, wie es sei, wenn einem jemand zuhöre. Das ist ihm wichtig. "Ich kann auch mal eine Stunde stehen, ohne dass jemand zuhört."
Wer mehr von Johannes Öllinger hören will, kann seine CDs auch bei der Buchhandlung Teutsch in Gerolzhofen kaufen.