Hohe Temperaturen, sengender Sonnenschein, ausbleibende Niederschläge, ausgedörrte Felder und Wälder: Der extrem trockene Sommer 2018 hat in der Natur seine Spuren hinterlassen. Doch ein Aspekt des von Menschen verursachten Klimawandels wird bislang kaum diskutiert: Er stellt auch die Feuerwehren vor neue Herausforderungen.
Die Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur sorgt einerseits für eine Zunahme von Stürmen und heftigen lokalen Platzregen mit Überflutungen, andererseits werden dadurch auch lange Trockenzeiten hervorgerufen. Für beide Szenarien müssen die Feuerwehren gewappnet sein, insbesondere auf längere Phasen ohne Niederschlag. Denn dann könnte das Löschwasser aus Seen und Bächen knapp werden.
Ausrüstung muss sich anpassen
Einige vom Grundwasser gespeiste Quellen sind schon versiegt, kleine Rinnsale wie der Unkenbach in Bischwind sind inzwischen trocken, in den Bächen nähert sich der Wasserstand den historischen Tiefstständen. Die Feuerwehren müssen darauf reagieren. „Wir müssen uns entsprechend aufstellen“, sagt Kreisbrandrat Holger Strunk, der oberste Feuerwehrmann im Landkreis Schweinfurt. Auch in den Feuerwehr-Bedarfsplänen müssen die offenkundigen Folgen des Klimawandels berücksichtigt werden. Soll heißen: Die Ausrüstung der Wehren muss sich den veränderten Gegebenheit anpassen. Dafür seien „längerfristige Überlegungen“ nötig, sagt Strunk.
Extreme Trockenheit wie in diesem Jahr und die Aussicht, dass dieses Wetterphänomen kein einmaliges Ereignis gewesen sein dürfte, sorgt bei den Feuerwehrverantwortlichen für Sorgenfalten. Denn es gehört auch zur Taktik der Feuerwehr, dass bei einem Brand die Löschmannschaften das benötigte Wasser nicht nur aus den Hydranten der kommunalen Trinkwasserversorgung entnehmen, sondern auch aus einem Teich oder aus einem vorbeiführenden Fließgewässer. Dies gilt insbesondere dann, falls bei einem Großbrand enorme Wassermengen benötigt werden und das örtliche Trinkwassernetz dies nicht hergibt.
Kaum Wasser in den Bächen
Momentan ist der Wasserstand in den Bächen der Region aber so niedrig und der Nachfluss an Wasser aus dem Oberlauf so gering, dass die Hochleistungspumpen der Feuerwehr im Ernstfall ein Bächlein schnell leer saugen würden. Deshalb ist es auch derzeit verboten, dass die Feuerwehren zu Übungszwecken Wasser aus Bächen entnehmen. Es stellt sich also die Frage, ob in solchen trockenen Extremsituationen der Brandschutz in den Dörfern noch gewährleistet ist und ob die Kommunen oder der Landkreis durch Investitionen, etwa mit zusätzlichen Tanklöschfahrzeugen, darauf reagieren müssen.
Der Landkreis Schweinfurt habe ein Konzept für die Beschaffung und Bezuschussung von Feuerwehrfahrzeugen durch den Landkreis, das die damaligen Mitglieder der Kreisbrandinspektion und das Sachgebiet "Kommunales und Ordnungsaufgaben" am Landratsamt Schweinfurt vorgeschlagen und welches im Dezember 2011 einstimmig von den damaligen Mitgliedern des Kreisausschusses beschlossen wurde, teilt Uta Baumann, Pressesprecherin des Landratsamtes, auf Anfrage mit. „Darin aufgelistet sind mögliche Anschaffungen von Fahrzeugen, die durch den Landkreis Schweinfurt komplett finanziert beziehungsweise bezuschusst werden.“ Auf der Liste steht auch ein Tanklöschfahrzeug. „Für dessen Anschaffung gibt es allerdings aktuell keine konkreten Pläne oder einen konkreten Zeitraum“, sagt Baumann.
Das Beschaffungskonzept habe keinen festgelegten Zeitplan, sondern könne „jederzeit an eine geänderte Bedarfssituation angepasst werden“. Die Anschaffung der Fahrzeuge auf der Liste sei nicht schon durch das Konzept pauschal beschlossen, sondern jede Beschaffung oder Förderung eines Fahrzeugs müsse noch einmal als Einzelfallentscheidung dem Kreisausschuss zur Abstimmung vorgelegt werden, erklärt die Pressesprecherin.
„Es ist zu befürchten, dass wir - nicht zuletzt durch den Klimawandel - es immer häufiger mit Extremwetterlagen wie etwa dem Sturmtief Fabienne zu tun haben werden“, betont Landrat Florian Töpper. Dies stelle natürlich insbesondere auch die Rettungs- und Einsatzkräfte vor enorme Herausforderungen, die sie, wie sie unlängst in Schönaich gezeigt haben, „gleichermaßen professionell wie beherzt bewältigen“. Das Konzept für die Beschaffung und Bezuschussung von Feuerwehrfahrzeugen durch den Landkreis zeige, dass den politischen Vertretern aller Fraktionen im Kreistag bewusst sei, dass die Feuerwehren hierfür auch angemessen und adäquat ausgerüstet sein müssen. „Dies sind sie – und wir werden auch weiterhin dafür Sorge tragen, dass dies so bleibt“, macht der Landrat deutlich.
Tanklöschfahrzeuge werden wichtiger
Bei einer extremen Trockenheit wie momentan nimmt die Bedeutung von Tanklöschfahrzeugen (TLF) bei den Feuerwehren weiter zu. Die Fahrzeuge mit Wassertank sollen sicherstellen, dass beispielsweise bei einem Waldbrand oder bei einem Großbrand in oder außerhalb einer Ortschaft gleich von Anfang an genügend Löschwasser für den Erstangriff vorhanden ist, bis eine externe Wasserversorgung aufgebaut ist. Danach können die Tanker bei weiter herrschendem Wassermangel entweder Pendelfahrten zu weiter entfernt liegenden Wasserreservoirs unternehmen und zusätzliches Wasser herbeischaffen, das den Wehren am Brandort in großen Faltbehältern bereitgestellt wird. Oder die TLF arbeiten als Wasserförderungskomponente mit den Besatzungen von Schlauchwägen zusammen, um lange Schlauchstrecken zu einem Gewässer oder künstlichem Wasserreservoir aufzubauen.
"Weder aus dem Landkreis Schweinfurt, noch aus anderen Teilen Bayerns erreichten uns bislang Meldungen über Engpässe in der Löschwasserversorgung aufgrund anhaltender Trockenheit", sagt Sandra Schließlberger, Pressesprecherin im Bayerischen Innenministerium in München. Es sei Aufgabe der Gemeinden, die notwendigen Löschwasserversorgungsanlagen bereitzustellen und zu unterhalten. "Stützt die Gemeinde die Sicherstellung von Löschwasser auch auf offene Gewässer, muss sichergestellt sein, dass das Löschwasser zu jeder Zeit und rasch zur Verfügung steht." Hierzu zähle eine eisfreie Entnahmestelle im Winter ebenso wie eine ausreichende Wasserführung des Gewässers in trockenen Jahreszeiten. "Sollte es aufgrund außergewöhnlicher Witterungslagen zu einer Wasserknappheit kommen, hat die Gemeinde geeignete Vorsorgemaßnahmen zu treffen", heißt es aus dem Ministerium. Diese könnten je nach örtlicher Situation unterschiedlich sein. Eine pauschale Handlungsempfehlung sei insoweit nicht möglich.
Wasserbunker statt Löschteiche
Zur vom Ministerium angesprochenen "Sicherstellung von Löschwasser" zählten früher in erster Linie die örtlichen Löschteiche, besonders zu Zeiten, als es noch kein oder nur ein schwach dimensioniertes Wasserleitungsnetz gab. So einen betonierten Löschteich gibt es beispielsweise noch in Kleinrheinfeld. Andere Löschteiche, etwa in Traustadt, Bischwind oder in Rügshofen, wurden inzwischen zugeschüttet. An ihre Stelle rückten meist unterirdische Wasserbunker, die vom öffentlichen Wassernetz gespeist werden und auch bei Trockenheit für einen beruhigenden Wasservorrat sorgen.