Anlässlich ihres 50. Geburtstags zeigt die Schweinfurter Künstlerin Hille Reick in der Disharmonie eine Auswahl von Arbeiten ihrer Patentante Edith Reick, ihres Onkels Dieter Reick sowie eigene Kunstwerke.
Edith Reick, die 2004 gestorben ist, hat Hille Reick künstlerisch stark geprägt. „Ohne sie würde ich heute nicht das tun, was ich mache“, sagt die 50-Jährige und zeigt von ihrer Patentante großformatige Linolschnitte zu Gedichten von Johann Wolfgang von Goethe, Rainer Malkowski und Mascha Kalenko. Edith Reick habe eine ganz eigene Art der Umsetzung von Wort- und Lautsprache gefunden. Ihre Bilder sind keine Illustrationen, sondern setzen verbale Sprache in Bildsprache um.
Die Kunst von Dieter Reick (1928 bis 2012) bewegte sich ganz typisch in der Formen- und Performancesprache der 1960er-Jahre. Die Auswahl der Arbeiten gibt einen kleinen Einblick, vor allem in das Repertoire an politischen Aktionen und Objekten, die zum Teil nichts von ihrer Aktualität verloren haben. Ein Beispiel ist die Stasi-Abhörwand, ein zweites die original Rot-Kreuz-Krankenbahre von 1973, blutbefleckt, auf die Dieter Reick sogenannte „Kerbhölzer“ befestigt hat. Jede Kerbe steht für den Versuch seit dem Jahr 650 vor Christus, durch Wettrüsten den Frieden zu bewahren, was in 1640 Fällen zum Krieg führte. Das Objekt „Ohrenabschneiden“ nimmt sowohl Bezug auf Berichte aus dem Vietnamkrieg (Ohren als Trophäen) als auch auf Vincent van Goghs Selbstverstümmelung.
Hille Reick zeigt einen Querschnitt ihrer Entwicklung vom Handwerk der Handweberei zur künstlerischen Umsetzung des Begriffs des „Webens“ in seiner symbolischen und übertragenen Bedeutung. Zu sehen ist ein „Beiderwandgewebe“ aus dem zweiten Lehrjahr neben Tuschemalerei auf Leinwand und den „geatmeten Bildern“. Dabei collagiert sie zytologische Darstellungen des Lungengewebes mit Seifenblasenbildern. In drei Arbeiten behandelt sie die Verbindung von Denken und Weben.
Die Ausstellung ist bis 10. Juli in der Disharmonie zu sehen.