Am Montag hat der Unterricht der zwei fünften Klassen des Olympia-Morata-Gymnasiums nicht wie üblich im Klassenzimmer begonnen. Es war der Tag der Zahngesundheit und Zahnarzt Dr. Friedrich-Wilhelm Grelle begrüßte die Schüler. Er erzählte ein bisschen aus dem eigenen Leben. Früher hatten Kinder in eurem Alter fast alle schon Löcher in den Zähnen und „ich hatte eine Höllenangst vor dem Zahnarzt“.
Heutzutage gebe es weniger Füllungen bei Kindern und Jugendlichen, meinte Grelle, was ihm eine Abfrage bei den Schülern auch bestätigte. Dies sei nicht zuletzt einer besseren Aufklärung zum Thema Zahngesundheit zu verdanken, meint Grelle. Jedes Jahr besucht der engagierte Mediziner eine andere Einrichtung: Kindergarten, Grundschule und heuer das Gymnasium.
Was Säuren so gefährlich macht
Er engagiert er sich seit rund 24 Jahren bei der Aktion der Landesarbeitsgemeinschaft Zahngesundheit Bayern (LAGZ), die es sich seit ihrer Gründung vor 33 Jahren zur Aufgabe gemacht hat, Kinder über die rechte Zahnpflege aufzuklären und so Schäden zu vermeiden. Mit den Gymnasiasten trifft er auf ein interessiertes und auch schon gut informiertes Publikum. „Gesund beginnt im Mund“, das wissen auch die Schüler schon.
„Nicht so viel Schokolade, Zähne putzen“, vieles ist für die Kinder klar. Eines aber muss ihnen Grelle dann doch deutlich machen. Es geht um die Säuren und die stecken gut verdeckt durch Zucker in Säften und Limonaden. Während des Essens sei dies nicht so schlimm, erklärt der Zahnarzt, aber so über den Tag verteilt immer wieder getrunken, greifen sie den Zahnschmelz massiv an.
Anhand eines Filmes erraten die Schüler, was beim Zähneputzen, egal ob mit einer Handzahnbürste oder elektrisch, so alles falsch gemacht werden kann. Und sie beweisen, dass sie sich gut auskennen. Allerdings gibt es immer was Neues zu lernen, so erfahren die Reporterin und Bürgermeisterin Sorya Lippert auch zum ersten Mal, dass gute Zahnbürsten einen Markierungspunkt haben, auf den die Zahnpasta aufgetragen werden soll. „Nur nicht zu viel davon nehmen, sonst landet das nur im Waschbecken“, erklärt Grelle und auch das Ausspülen nach dem Zähneputzen sei umstritten. Man soll nicht zu viel ausspülen, erläutert der Mediziner, denn in den Zahnpasten sei Fluorid, das die Zähne schütze.
Auch einer „richtigen Putztechnik“ erteilt der Zahnarzt eher eine Absage. Wichtig sei vor allem regelmäßiges Putzen, dabei dürfe jeder seine eigene Technik entwickeln. „Jeden Tag, jeden Zahn von allen Seiten“, das genüge. Auch sogenannte Zahnputzkaugummis seien zwar nicht schlecht, aber sie ersetzen auf keinen Fall das Putzen.
Praxis macht Schule
Es ist gut, dass die Praxis in die Schule geholt wird, betont Lippert. Nachdem sie den Schülern nichts sagen kann, was sie nicht schon wissen oder Grelle ihnen besser vermitteln kann, hat sie einige „flotte Sprüche zum Thema Zähne im Gepäck. „Lieber ein steiler Zahn als gar kein Gebiss“, meint sie und sorgt für den entsprechenden Lacherfolg. Was die Bürgermeisterin aber wirklich bewegt, ist die Wahlnacht. Sie spricht kurz auch darüber mit den Schülern. In dem Stadtteil, in dem wir jetzt sind, haben 20 Prozent der Wähler die AfD gewählt. Einer von deren Sprüchen heißt beispielsweise: „Wir wollen unser Land zurück“. Wieso „unser“ Land, fragt Lippert die Kinder, ist das nicht auch euer Land?
Grelle spannt wieder den Bogen zur Zahngesundheit. Sowohl in der Politik als auch bei den Zähnen gehe es um Eigenverantwortung. Und bevor er den Schülern noch einen Fragebogen mit nach Hause gibt, auf dem sie ihre eigenen Verhalten in Bezug auf die Zähne überprüfen können, warnt er vor „allerlei Blödsinn“, den man mit den Zähnen auch machen kann. Dazu gehört beispielsweise Flaschen mit den Zähnen öffnen oder harte Nudelplatten durchbeißen. Wer solche Experimente macht, hat nicht mehr lange gesunde Zähne.
Und eine Füllung, warnt der Arzt, hält nicht ewig. Garantiert wird dies nur für zwei Jahre. „Jetzt stellt euch mal vor, ihr werdet 80 Jahre alt und habt schon mit zehn Jahren eine Füllung. Wie oft muss dann der Zahnarzt diese Füllung erneuern und wieder im Zahn rumbohren?“, fragt Grelle. Die Kindern rechnen, bevor Grelle eine kleine Entwarnung gibt: Also in Wirklichkeit halten die Füllungen schon vier bis fünf Jahre, aber auch das ist noch eine nachdenkenswerte Zahl.