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SCHWEINFURT
Gesucht: Rollstühle für Kinder
Hannes Helferich
Hannes Helferich
 |  aktualisiert: 26.04.2023 23:42 Uhr

Eine Perspektive für Menschen mit Behinderung: Dieses Ziel hat sich das Usa River Rehabilitation and Training-Center (URRC) auf die Fahnen geschrieben. Das URRC im Norden von Tansania ist 1988 von der evangelisch-lutherischen Kirche Tansanias – unterstützt von der evangelischen Landeskirche Bayern und der Rummelsberger Brüderschaft – gegründet worden.

Der langjährige frühere Arzt am Leopoldina Schweinfurt, Willy Zink, unterstützt das Projekt seit Jahren. Um gezielter helfen und das Projekt weiterentwickeln zu können, gründete Zink 2010 einen Förderverein gleichen Namens, dem der 68-Jährige seitdem auch vorsitzt. Aktuell hat ihn aus Tansania die Nachricht erreicht, dass funktionsfähige Rollstühle für Kinder (ohne Elektro-Antrieb) dringend gesucht werden.

Zink denkt dabei an Privatpersonen/Familien mit behinderten Kindern, die aus ihrem Rollstuhl herausgewachsen sind. Er liebäugelt mit Reha-Einrichtungen, Kinder-Kliniken, der Lebenshilfe, Krankenkassen und Sanitätshäusern. Erwachsenen-Rollstühle, so Zink, seien nicht geeignet.

Die erhofften Gebraucht-Rollstühle „helfen die Mobilität und Pflegesituation von stark behinderten Kindern und Jugendlichen aus dem gesamten ostafrikanischen Bereich lindern“. Zink schilderte im Gespräch mit dieser Zeitung die Schicksale zweier Mädchen: Saumu ist Waise, sechs Jahre alt und lebt mit einer Tante in Pangani, etwa 600 Kilometer vom URRC entfernt am Indischen Ozean. Erstmalig wurde das Mädchen im März 2015 im URRC vorgestellt. Die Frage lautete: bestehen Behandlungsmöglichkeiten? Das Mädchen hat seit der Geburt einen „offenen Rücken“ (Spina bifida). Es folgte eine Operation mit Komplikationen: Wundheilungsstörung, Lähmungen der unteren Extremitäten. In der Folgezeit entwickelten sich beidseits Klumpfüße. Saumu konnte sich nur noch kriechend fortbewegen.

Ihre Tante und ein Begleiter haben das Kind zur Behandlung mehrfach die insgesamt 1200 Kilometer hin- und zurückbegleitet. Das ist schon beachtlich und war nur möglich, weil ein in der Region lebender Deutscher die Kosten übernommen hat.

Gleichwohl bestehen bei der Rückkehr des Kindes nach Hause ohne Rollstuhl große Probleme. Zum jetzigen Zeitpunkt geplant ist ein Selbsthilfe-Training, in dem Saumu die selbstständige Körperpflege und die Transfers vom Rollstuhl ins Bett erlernt.

Wie sich bei Tests im URRC zeigte, ist Saumu in der Lage, sich selbstständig im Rollstuhl fortzubewegen. „Sie müsste nicht mehr am Boden kriechen, das würde ihr Selbstwertgefühl steigern“.

Bei der siebenjährigen Nuo liegt ein frühkindlicher Hirnschaden vor. Wegen der Ausprägung der Erkrankung sind die Möglichkeiten der Behandlung sehr begrenzt, schildert Zink. Aber: Nuo, die in der Nähe zum URRC im sehr ärmlichen Stadtteil von Arusha lebt, ist in der Ein--Zimmer-Wohnung der Familie auf einer Couch gelagert. Die ältere Schwester beschäftigt sich zwar liebevoll mit der stark behinderten Schwester. Die Mutter ist mit der Situation aber überfordert, der Vater weg. „Ein Kinderrollstuhl würde die Pflege verbessern und die menschliche Ansprache erhöhen“, sagt Zink.

Die Kinderrollstühle würden von Mitgliedern des Fördervereins innerhalb von 14 Tagen abgeholt. Wer bringt das nach Tansania? Nach Zwischenlagerung oder Reparatur werden die Stühle durch eine Spedition per Schiff und über den Landweg in Containern tranportiert.

Kontakt per E-Mmail: post@urrc.de, Tel. (09 71) 78 52 572. Weitere Infos unter www.rehabilitation-center-tanzania.org und www.urrc.de

Saumu und ihr Behandlungs-Team im URRC-Center: von rechts die deutsche Kinderärztin Triebel, Saumus Reisebegleiter Leopold, Saumus Tante, Schwester Grace und Physiotherapeutin Paulina, vorne Saumu.
Foto: URRC-Reha-Zentrum | Saumu und ihr Behandlungs-Team im URRC-Center: von rechts die deutsche Kinderärztin Triebel, Saumus Reisebegleiter Leopold, Saumus Tante, Schwester Grace und Physiotherapeutin Paulina, vorne Saumu.
Saumus Füße: Ein Kinderrollstuhl würde ihr Leben erheblich erleichtern.
| Saumus Füße: Ein Kinderrollstuhl würde ihr Leben erheblich erleichtern.
 
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