Ansgar Willacker wird diesmal geruhsame Weihnachtsferien erleben. Der Jugendleiter und Zweite Vorsitzende des FC Gerolzhofen wird nicht fast jeden Ferientag von früh bis abends in der Dreifachturnhalle im Schulzentrum verbringen.
Denn alle Fußball-Hallenturniere des Fußballclubs müssen in diesem Jahr ausfallen, weil die Halle nun mal durch Flüchtlinge belegt ist. Eine direkte Auswirkung der großen Politik auf eine lokale sportliche Tradition also.
Ende August sind die ersten Flüchtlinge in die Halle eingezogen. Sechs Wochen davor hat das Landratsamt den FC darüber informiert. Am Anfang hieß es aber noch, nach anderthalb Monaten würde die Halle wieder frei sein. Ziemlich bald war aber klar, dass es damit nichts werden würde. Der Bayerische Fußballverband (BFV), der in Gerolzhofen Futsal-Turniere für U 19-, U 17-, U 15- und U 13-Mannschaften veranstaltet, suchte sich als Erster einen neuen Austragungsort und Veranstalter.
Beim FC hofften die Verantwortlichen dagegen noch bis vor vier Wochen darauf, dass die Halle frei wird.
Am 9. November war sich dann eine Trainerversammlung einig, dass es keinen Sinn mehr macht, auf irgendeinen Bescheid aus dem Landratsamt zu warten.
Wirtschaftlich hat die Absage der Turniere immense Auswirkungen auf die Jugendabteilung des FC. „Dadurch fallen mindestens 50 Prozent unserer Jahreseinnahmen weg. Von diesen Einnahmen haben wir sonst immer lange zehren können“, sagt Ansgar Willacker.
FC zeigt Verständnis
Die Konsequenzen: Jetzt an Weihnachten werden die Mannschaftsfeiern und Geschenke für die Spieler etwas bescheidener als sonst ausfallen. Und unterm Jahr werden die Bälle etwas länger in Gebrauch sein, weil das Geld nicht mehr reichen wird, um 150 bis 200 dieser Spielgeräte pro Saison für die Jugendabteilung anzuschaffen.
Trotzdem herrscht beim FC sportlich faires Verständnis für die Lage. „Kein einziger Trainer, Spieler und keine Eltern haben sich beschwert, dass wir wegen der Flüchtlinge auf unsere Turniere verzichten müssen. Niemand ist böse oder sauer und wir geben niemandem eine Schuld“, sagt Willacker. Die Flüchtlinge hätten im Moment größere Probleme als der FC mit seinen ausgefallenen Hallenturnieren.
So steht nach wie vor die Einladung an die Leute aus der Dreifachhalle, beim FC mitzuspielen. Einige tun das bereits mit Begeisterung. Inzwischen ist sogar der erste Pass für einen syrischen Spieler vom Bayerischen Fußballverband eingetroffen. Bevor er spielberechtigt ist, sind allerdings viel mehr Formalitäten zu erledigen als bei einem deutschen Spieler.
Dem Verband müssen Umzugs- und Meldedokument vorliegen, außerdem ein gültiger Pass. Dann wird erst der ausländische Fußballverband gefragt, zum Beispiel der syrische, ob Einwände gegen fußballerische Aktivitäten in Deutschland bestehen. Kommt innerhalb von vier Wochen keine Antwort, kann der Flüchtling spielen.
Wie in der Wirtschaft und Gesellschaft können Flüchtlinge auch im Sport eine Bereicherung sein, ist Ansgar Willacker überzeugt.
Noch einmal zurück zu den ausgefallenen Turnieren. Konkret betroffen sind die sieben Turniere der Jugendabteilung von der U 7 bis zur U 19, vier BFV-Turniere, die Turniere der Ersten Mannschaft und der Alten Herren sowie die offene Stadtmeisterschaft.
Faire Sponsoren
Dennoch gibt es auch eine gute Nachricht: Bei einem Sponsorenabend haben sich die Förderer (Rewe, Spiel- und Bastelwaren Dittmeier, Druckhaus Weppert, Fahrschule Lang und Sport Orth) auf Vorschlag von Günter Götzelmann (Rewe) entschieden, dem FC auch ohne Hallenfußball unter die Arme zu greifen, entweder in Form einer Trikotspende für die Jugendmannschaften oder mit Barem.
Die beschenkten Mannschaften sollen mit den neuen Trikots zu den Hallenturnieren 2016/17 auflaufen, die am Anfang des Jubiläumsjahres zum 100-jährigen Bestehen des Traditionsvereins übers Parkett laufen.